Athen. Griechenland hat einen Bericht der BBC zurückgewiesen, nach dem die Küstenwache des Landes für den Tod Dutzender Migranten verantwortlich ist. Eine brutale Praxis, Migranten daran zu hindern, griechische Küsten zu erreichen, habe zwischen den Jahren 2020 und 2023 den Ertrinkungstod von mindestens 43 Menschen verursacht. Neun von ihnen seien ins Wasser geworfen worden. Die Untersuchung bezog sich auf 15 Vorfälle vor den griechischen Inseln der östlichen Ägäis. Die BBC beruft sich auf Interviews mit Augenzeugen sowie Berichte von Medien, Hilfsorganisationen und der türkischen Küstenwache.

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Der griechische Regierungssprecher Pavlos Marinakis insistierte, es gebe keine Beweise, die die Anschuldigungen untermauerten. „Wir gehen davon aus, dass das, was berichtet wird, nicht bewiesen ist“, sagte er bei einer Pressekonferenz, als er zu der BBC-Recherche befragt wurde. „Jede Beschwerde wird geprüft, und am Ende werden die entsprechenden Ergebnisse veröffentlicht.“ Marinakis sagte, es sei falsch, die griechische Küstenwache anzugreifen. „In jedem Fall verfolgen wir jeden Bericht und jede Untersuchung, aber ich wiederhole: Was (in dem BBC-Bericht) erwähnt wird, ist in keinem Fall durch Beweise untermauert.“

Bericht stützt sich auf Zeugen

Der BBC-Bericht enthielt die Behauptung eines Mannes aus Kamerun, er und zwei andere Migranten seien von maskierten Männern, darunter Polizisten, nach der Ankunft auf der Insel Samos abgeholt worden. Sie seien in ein Boot der Küstenwache verfrachtet und schließlich ins Meer geworfen worden. Die zwei anderen Männer seien dabei ertrunken.

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Zitiert wurde auch ein Mann aus Syrien, der nach eigenen Angaben einer Gruppe angehörte, die vor der Insel Rhodos von der griechischen Küstenwache aufgegriffen wurde. Die Überlebenden seien auf Rettungsinseln gesetzt und in türkischen Gewässern zurückgelassen worden. Mehrere Menschen seien ums Leben gekommen, als eine der Rettungsinseln gesunken sei, ehe die türkische Küstenwache die übrigen Menschen eingesammelt habe.

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Griechenland ist ein wichtiges Drehkreuz für Migranten aus dem Nahen Osten, Afrika und Asien, die auf ein besseres Leben in der EU hoffen. Tausende Schiffe erreichen das Land jedes Jahr, viele davon aus der benachbarten Türkei. Die Küstenwachen der beiden Länder, deren Beziehungen von Spannungen geprägt sind, haben sich gegenseitig mehrfach vorgeworfen, Migranten zu misshandeln.

Migrantenhilfsorganisationen und Menschenrechtsgruppen haben die griechische Küstenwache und Polizei wiederholt beschuldigt, ankommende Migranten illegal daran zu hindern, Asyl zu beantragen, indem sie sie heimlich in türkische Gewässer zurückschicken. Griechenland bestreitet dies und besteht darauf, dass seine Küstenwache Hunderttausende Menschen von sinkenden Booten gerettet habe.

Die griechische Reputation erlitt im Juni 2023 weiteren Schaden, als ein ramponiertes Fischerboot mit schätzungsweise 750 Menschen an Bord vor der Südwestküste des Landes unterging. Nur 104 Menschen überlebten, obwohl die Küstenwache das Boot stundenlang im Visier hatte. Überlebende machten geltend, der Trawler sei nach einem gescheiterten Versuch der Küstenwache gesunken, ihn abzuschleppen. Die griechischen Behörden bestritten auch dies.

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RND/AP



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