Als Ilkay Gündogan in der 44. Minute mit schmerzverzerrtem Gesicht behandelt werden mussten, waren die Sorgen bei Bundestrainer Julian Nagelsmann sicherlich groß. Zuvor hatte der Kapitän der DFB-Elf beim Turnierauftakt gegen Schottland (5:1) eindrucksvoll demonstriert, mit welcher persönlichen Motivation er in die Heim-EM geht. Das 2:0 hatte er mit einem klugen Pass eingeleitet. Und in jener Szene, die in der Wiederholung brutal aussah, verpasste er nach einer Flanke von Joshua Kimmich erst per Kopf das zwischenzeitliche 3:0, ehe ihn Ryan Porteous auf unsanfte Weise mit offener Sohle am Sprunggelenk traf. Während der VAR die Szene überprüfte, bangten Nagelsmann und die deutschen Fans: wird Gündogan weitermachen können?

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Als Schiedsrichter Clément Turpin auf Elfmeter und Rot gegen Schottlands Verteidiger entschied, entspannte sich die Miene beim Bundestrainer. Sein Spielführer konnte weitermachen, der Mittelfeldspieler des FC Barcelona hatte also offensichtlich Glück. Nach der Pause – dank Havertz‘ verwandeltem Elfmeter mit einem Drei-Tore-Vorsprung im Rücken – kurbelte der 32-Jährige das Spiel seines Teams entscheidend an. Vergessen waren da die Zweifel, dass er im Mittelfeld das verzichtbarste Puzzleteil sein könnte.

Nagelsmann attestierte ihm eine „sehr gute Leistung“. Später in der Partie hatte er noch eine gute Tormöglichkeit, wurde aber von der vielbeinigen schottischen Abwehr geblockt. „Ihm hätte ich heute ein Tor gegönnt“, sagte sein Coach.

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Lob gab es für den Barca-Akteur auch von einem seiner ältesten Mitspieler. Gündogan habe „eine Weltklasse-Leistung“ gezeigt, so Thomas Müller nach seinem 130. Länderspiel. „Er hatte bei den ersten drei Toren seinen Fuß drin.“ Vor dem zweiten und dritten deutschen Treffer war die Beteiligung offensichtlich, aber Müller erinnerte: „Auch beim ersten übrigens, mit dem Laufweg macht er die Tür auf“, für den Pass auf Florian Wirtz, der dann aus 17 Metern traf.

„Gerade mit dem Druck, der auf ihm lastet von außen“, so Müller, sei Gündogans Leistung ein Zeichen gewesen. Die Erwartungshaltung hatte der DFB-Kapitän dabei selbst nochmal erhöht. In einem Brief an die Fans, am Freitag erschienen in der Bild, schrieb er: „Wir wollen Europameister werden.“ Dieser verbalen Ansage ließ er auf dem Rasen direkt beim euphorischen Auftakt des Heim-Turniers dann auch Taten folgen. Nach Abpfiff waren alle (Verletzungs-)Sorgen passé, mit seinem Sohn spazierte er lächelnd über den Münchner Rasen. Für gute Laune hatte er nach diesem Auftritt auch allen Grund.



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