München – Ein guter Name, passend zur Zielsetzung. “Infinity”, Unendlichkeit. Denn es soll ja weit gehen, möglichst ganz weit für die deutsche Nationalmannschaft bei dieser Heim-EM. Am Donnerstagnachmittag reiste der DFB-Tross mit dem von der Uefa gestellten Bus, begleitet von einer Polizeieskorte, vom Teamquartier in Herzogenaurach gen Süden und checkte im “Infinity Hotel & Conference Resort” in Unterschleißheim ein. Einige Profis kennen die noble Bleibe nördlich von München, es ist das Tageshotel des FC Bayern. Von hier aus fährt man lediglich rund eine Viertelstunde zur Allianz Arena, die während der EM “Munich Football Arena” heißen muss.

Vom Trubel in München bekommen die DFB-Spieler nichts mit

Vom Trubel in der Münchner Innenstadt bekommen die Nationalspieler wenig bis nichts mit – wenn höchstens via Clips auf ihren Handys. Von all den schottischen Fans, die seit Wochenbeginn Stunde für Stunde mehr wurden, lauter und fröhlicher, die bayerischen Biervorräte geringer. Von der “Tartan Army”, so werden die schottischen Anhänger gerufen, traditionell in Kilts mit Tartanmuster unterwegs. Schottenröcke und Lederhosen, Dudelsack und Alphorn. Das Eröffnungsspiel der EM, das unter dem Motto steht “United by Football – vereint im Herzen Europas” könnte nicht stimmungsvoller sein. Eine perfekte Auslosung.

Auch ein perfektes Los für das DFB-Team? Die Favoritenrolle für den Kick-off, der zum Kickstart der Emotionen mutieren soll, ist zementiert. Sie wollen die Schotten rocken! Als Ouvertüre der Heim-EM, die bestenfalls in das Finale am 14. Juli im Berliner Olympiastadion mündet. Dieser Weg wird kein leichter sein. Doch seit dem Frühjahr, seit der Wiederentdeckung und Erweckung der wichtigsten Elf des Landes im nationalen Bewusstsein durch die Testspielerfolge in Frankreich und gegen die Niederlande, scheint dieser Weg, steinig und schwer, immerhin möglich.

Nagelsmann: “Ein Sommermärchen 2.0 ist die Idealvorstellung”

Es war Zeit, dass sich was gedreht hat. Das Negative, die dunkle Wolke rund um die Nationalelf, einst des deutschen Fußballfan liebstes Kind, all das hat sich verzogen.

Apropos: Wie wird das Wetter? Jedes Sommermärchen braucht nicht nur Sonnenschein, sondern vor allem eine gute Geschichte. Es muss ja nicht die Aschenputtel-Story wie 2006 unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann sein als niemand im Vorfeld einen hierzulande gewachsenen Pfifferling auf das unscheinbare DFB-Mauerblümchen setzen wollte.

Heraus kam ein bunter Strauß voller Friede, Freude, Fahnenmeer. Mit dem damals im positiven Überschwang manifestierten Eindruck in der Welt, der gemeine Deutsche ist gar nicht so spröde und trocken wie angenommen, war am Ende mehr gewonnen als mit Platz drei auf dem Spielfeld. Es war mitreißend, zugleich erfreulich leicht und unbeschwert. Auch wenn sich das alles leider wieder verflüchtigt hat.

“Ein Sommermärchen 2.0 ist die Idealvorstellung”, sagt Bundestrainer Julian Nagelsmann vor dem EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland (21 Uhr, ZDF/MagentaTV und im AZ-Liveticker) und verspricht: “Ich werde alles dafür tun, dass das wieder passiert.”

Ganz schön viel Verantwortung für einen 36-Jährigen, vor 18 Jahren gerade mal volljährig. Trotz der bitteren Pleiten bei den drei vorangegangenen Turnieren strebt er das Maximum an. “Wenn wir an einem Turnier teilnehmen, sollten wir es auch gewinnen wollen”, betont Nagelsmann. Dafür “brennen wir alle”. Die größten Favoriten mögen Frankreich oder England sein, doch sein Herz sage: “Wir, Deutschland!”

Beckenbauer-Witwe Heidi bringt den Pokal ins Stadion

Mit dem Schottland-Spiel soll das Wir-Gefühl entstehen, zugleich die perfekte Welle für den Rest der etwas mehr als vier EM-Wochen. Ein Teppich, gewoben aus Überzeugung, Spielglück und Euphorie, soll das DFB-Team tragen. Bis zum Henri-Delaunay-Pokal, den sie am Freitag schon mal aus nächster Nähe sehen.pe

Viele schöne gemeinsame Abende: Franz Beckenbauer mit seiner Heidi.
Viele schöne gemeinsame Abende: Franz Beckenbauer mit seiner Heidi.
© firo/Augenklick
Viele schöne gemeinsame Abende: Franz Beckenbauer mit seiner Heidi.

von firo/Augenklick

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Im Rahmen der Eröffnungsfeier wird die EM-Trophäe von Jürgen Klinsmann, dem Kapitän der 1996er-Sieger, von Bernard Dietz, dem der Gewinner von 1980 und von Franz Beckenbauers Witwe Heidi ins Stadion gebracht.

Der im Januar verstorbene Kaiser, Kapitän der EM-Gewinner von 1972, wird von oben zuschauen – und versuchen, die Wolken wegzugranteln: “Geht’s weg, die spuin Fußball!”





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