In wenigen Tagen beginnt die EM 2024. Den Auftakt liefert das Spiel Deutschland gegen Schottland am 14. Juni um 21 Uhr. Während Städte sich bereits auf das Großevent vorbereiten, darunter Fanmeilen, Konzerte und Public Viewings organisieren, suchen Gastronomen und Betriebe noch immer Mitarbeitende und helfende Hände. In einem konkreten Fall zahlt ein Gastronom sogar 18 Euro pro Stunde.

„Wir mussten lange suchen, jetzt haben wir uns Hilfe von Freunden und Bekannten geholt“, sagt Mario Reinhard, Getränke-Manager mehrerer Sportbars in München. „Für unseren Biergarten in Schwabing haben wir 18 Euro die Stunde bezahlt. Es haben sich Leute beworben, aber als sie hörten, dass sie nach dem Spiel auch noch beim Abbau helfen müssen, haben die meisten abgesagt.“ Es ist kein Einzelfall. Allein über Instagram und Facebook suchen Eventplaner und Personalvermittler noch immer Servicekräfte für die Europameisterschaft, Konzerte und Festivals.

Die Suche nach Personal gestaltet sich schwierig. „Als Personaldienstleister im Gastronomie-Bereich haben wir Nebenjobs in unseren Niederlassungen zu vergeben, sowie Jobs hinter der Bar auf Festivals und Konzerten deutschlandweit“, schreibt der Anbieter ElbTalTeam in einer Antwort auf eine Bewerbung. Bewerber haben gute Chancen. Nach einem Kennenlerngespräch per Videoschalte müssen Bewerber ihren Personalausweis, die Krankenversicherungskarte, eine IBAN, die Steuer-ID, die Sozialversicherungsnummer und falls vorhanden ein Gesundheitszeugnis vorlegen. Mehr ist nicht nötig.

„Heute beworben, sofort eingestellt“

Auch in mehreren Biergärten suchen die Betreiber händeringend Personal. Für Tellerwäscher und für die Getränkeausgabe gilt sogar das Prinzip „Heute beworben, sofort eingestellt“. Auch an der Kasse oder bei der Essensausgabe ist vorher ein Probetag nötig. „Da hat man schon Angst, dass die Festangestellten krank werden oder kurzfristig nicht können“, sagt Reinhard. Die Personalvermittler würden zwar Bewerber mitbringen. „Am Ende erscheint aber nur ein Drittel zum Arbeiten. Das ist krass.“ Seit Corona hat er Probleme, Personal zu finden.

Tatsächlich sind viele Fachangestellte längst anderweitig untergekommen. Ein Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2020 wechselte nach einer Branchenanalyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die Branche und kam nicht wieder zurück. Besonders heftig ist die Lage bei Kellern und Köchen.

Der Deutsche Hotel- und Gastgewerbeverband sieht die hohen Ansprüche der Arbeitgeber an ihre Mitarbeiter, die immer höheren Ansprüche der Gäste an die Qualität der Leistungen und die immer größere Konkurrenz als Hauptgründe für den zunehmenden Engpass.

Gastronomen verkleinern Getränkekarten, größere Wartezeiten

Bei der   EM müssen sich Gäste auf Fanmeilen und beim Public Viewing auf Einschränkungen einstellen. „Wir können dann nur Bier oder Radler ausschenken. Aperol oder Weißwein geht dann nicht“, sagt Reinhard. „Das geht dann auch auf Kosten der Einnahmen.“ Je mehr Getränke angeboten werden, desto länger dauere es, bis der Stand nachgefüllt sei. Außerdem könne man so auch schneller Getränke rausgeben.

Gäste müssen sich dennoch auf größere Wartezeiten einstellen. „Besonders zur Halbzeit kann der Ansturm auf die Bierausgaben steigen“, so Reinhard.

Bierpreis zum Public Viewing bei etwa 6 Euro

Bier gilt als „Fokusgetränk“. Auch beim Public Viewing. Der Preis für das beliebte Getränk war in den Vormonaten bereits stark in der Gastronomie gestiegen.

Insbesondere in den größeren Städten sei es inzwischen keine Seltenheit mehr, dass Gastronomen sechs Euro für ein großes Bier – also einen halben Liter – berechneten, sagt Dirk Ellinger, Geschäftsführer des Thüringer Dehoga-Verbandes, Dirk Ellinger. Häufig lägen die Preise auf dem Land unter denen in den Städten. Noch vor einigen Monaten war Bier auch in den größeren Städten Thüringens für etwa vier Euro pro halbem Liter zu haben.

Für die Preissteigerung gibt es laut Ellinger viele Ursachen: Neben den gestiegenen Kosten der Unternehmen für Energie und Personal sowie Lebensmittel hätten die steigenden Transportkosten maßgeblich zur Verteuerung des Biers beigetragen. Seit Ende 2023 hätten viele Gastronomen die Mitteilung von ihren Logistikpartnern bekommen, dass diese infolge der steigenden Transportkosten ihrerseits die Preise anheben müssten.

Trotz dieser eingetrübten Stimmung hätten in den vergangenen Tagen bereits viele Biergärten, aber auch Cafés begonnen, Tische und Stühle auf die Straßen zu stellen, um sich für das EM-Event entsprechend vorzubereiten.





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