So wird es mit einem neuen Fußball-Sommermärchen schwierig. Auch wenn der eingewechselte Pascal Groß kurz vor Schluss noch zu einem 2:1 (0:1)-Sieg im letzten EM-Test gegen Griechenland traf, lieferte die deutsche Nationalmannschaft eine Woche vor dem Eröffnungsspiel gegen Schottland eine Generalprobe ab, die mehr Zweifel als Zuversicht für das Heimturnier weckt. Bundestrainer Julian Nagelsmann wird nach zwei Tagen Freizeit für seinen 26-Mann-Kader viel bewegen müssen, damit die Fans auch am kommenden Freitag in München jubeln können.

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Kai Havertz hatte mit seinem Treffer in der 56. Minute nach einem laschen und fehlerhaften Auftritt der deutschen Wunschelf in der ersten Hälfte für eine erste Korrektur gesorgt. Der eingewechselte Benjamin Henrichs hatte vor dem Kracher von Groß per Lattenschuss das 2:1 verpasst (83.). Positiv war wenigstens die Willensstärke der deutschen Mannschaft. Die Griechen zeigten im Borussia-Park viel Herz und führten verdient durch Giorgos Masouras (34.). Der Angreifer nutzte einen groben Torwartfehler von Manuel Neuer, der sich wieder nicht als verlässliche Nummer eins zeigte. Auch die Champions-League-Gewinner Toni Kroos und Antonio Rüdiger konnten die Mentalität von Real Madrid nicht auf die Nationalelf übertragen.

Nagelsmann bei EM-Generalprobe mit Stammelf

Der ernüchternde Auftritt in der ersten Halbzeit muss Nagelsmann zu denken geben. Denn der Bundestrainer ließ vor 45.488 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park genau jene Stammformation auflaufen, die auch bei der EM spielen soll. Und auf die er sich nach eigenen Angaben auch schon vor mehreren Wochen festgelegt hat. Doch solange Nagelsmanns Wunschelf auf dem Platz stand, ließ sie 45 Minuten lang alles vermissen, was sie für ein erfolgreiches Heimturnier brauchen wird: Tempo, Intensität, Ballsicherheit und vor allem jede Form von EM-Spannung. Die Griechen waren noch im März in den EM-Playoffs an dem krassen Außenseiter Georgien gescheitert. Doch am Freitagabend wirkte es zeitweise so, als stünden sie kurz vor dem Beginn eines wichtigen Turniers – und nicht der Europameisterschafts-Gastgeber.

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Der Gegentreffer in der 33. Minute stand sinnbildlich für den lange Zeit behäbigen und vor allem im Spielaufbau extrem fehleranfälligen Auftritt des deutschen Teams: Jamal Musiala verlor den Ball nach einem ungenauen Anspiel von Jonathan Tah. Und am Ende der Fehlerkette patzte auch noch Torwart Neuer zum wiederholten Mal in diesem Jahr. Einen harmlosen Schuss von Christos Tzolis ließ der 38-Jährige direkt vor die Füße von Masouras abprallen. Und der auch mit Hertha BSC in Verbindung gebrachte Stürmer schob den Ball aus wenigen Metern nur noch ein.

Dieser schwere Aussetzer von Neuer überstrahlte sogar eine Weltklasse-Aktion, mit der er schon in der sechsten Minute eine noch frühere Führung der Griechen verhindert hatte. Denn da rettete der Bayern-Keeper gleich zweimal aus kurzer Entfernung gegen den für Fortuna Düsseldorf stürmenden Tzolis. Ausgangspunkt war auch diesmal ein sehr riskanter und völlig missglückter Querpass von Musiala im Mittelfeld. Derartige Fehler in hoher Anzahl – das war eine Halbzeit lang das Muster im deutschen Spiel.

Zur Pause: Pfiffe für DFB-Team

Einige Zuschauer pfiffen sogar zur Pause – und der Bundestrainer reagierte auf den schwachen Auftritt mit den Einwechselungen von Leroy Sané und David Raum. Diese Maßnahmen hatten gleich eine doppelte Wirkung. Denn zum einen zeigte die gesamte Mannschaft zumindest eine Reaktion. Und zum anderen belebte vor allem der Bayern-Stürmer Sané die bis dahin so wirkungslose Offensive. Den Ausgleich durch das 16. Länderspiel-Tor von Mittelstürmer Havertz bereitete der 28-Jährige über die rechte Angriffsseite vor.

Sané ist zumindest indirekt auch dafür verantwortlich, dass vor dem Spiel der vierte Torwart Alexander Nübel und kein weiterer Feldspieler aus dem deutschen EM-Aufgebot gestrichen wurde. „Wir haben ein paar Unwägbarkeiten bei Leroy, wo wir nicht genau wissen, wie viel Belastung er toleriert über das Turnier“, sagte Nagelsmann bei RTL. „Darauf müssen wir ein bisschen reagieren.“

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Gegen die Griechen aber bestätigte Sané erst einmal seine Rolle als einer der wenigen Spieler, die den Stammkräften bei der EM noch richtig Konkurrenz machen können. Der Bayern-Star kommt wie am Freitagabend als Alternative zu Florian Wirtz infrage. Oder auch als potenzielle Nummer zehn für den diesmal zeitweise unsichtbaren und erneut mit dieser Rolle fremdelnden Kapitän Ilkay Gündogan.



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