Der Sommerurlaub war schon in Sichtweite – doch jetzt werden viele umplanen müssen. Dem Reiseveranstalter FTI ist das Geld ausgegangen, die Insolvenz hat unmittelbar Folgen für alle, die gerade mit dem Unternehmen auf Reisen sind oder dies für die nächste Zeit geplant hatten. Betroffen sind die Marken FTI, 5 vor Flug und BigXtra Touristik sowie die Autovermieter DriveFTI und Cars and Camper. Worauf sich deren Kunden einstellen müssen und was nun zu tun ist – die wichtigsten Fragen und Antworten.

Welche Folgen hat die Insolvenz für Reisende, die derzeit mit FTI unterwegs sind?

Das ist noch nicht ganz klar: „Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können“, teilt das Unternehmen mit. Wo dies nicht möglich sei, werde eine Rückreise zum ursprünglichen Abflugort organisiert. Für Pauschalreisen greift in solchen Fällen die gesetzlich verankerte Absicherung durch den Deutschen Reisesicherungsfonds. Er wurde nach der Pleite des Veranstalters Thomas Cook ins Leben gerufen, als Zehntausende Urlauber im Ausland strandeten. Mit dem Geld aus dem Fonds werden Zahlungen für ausgefallene Reiseleistungen erstattet und Rücktransporte organisiert, sollte der Veranstalter zahlungsunfähig sein. Als Nachweis für den Versicherungsschutz erhält man nach der Buchung der Reise den sogenannten Sicherungsschein.

Komplizierter ist die Lage für Urlauber, die keine Pauschalreise, sondern ausschließlich Hotelübernachtungen über FTI gebucht haben. Denn Einzelleistungen sind nicht durch Fonds abgesichert. FTI prüft nach eigenen Angaben, ob Betroffene ihre gebuchten Leistungen weiter in Anspruch nehmen können.

Etwa 65 000 Menschen sind nach Branchenschätzungen derzeit mit FTI auf Reisen. Mit einer staatlich organisierten Rückholaktion wie nach der Thomas-Cook-Pleite ist dennoch nicht zu rechnen: „Alle Pauschalreisenden, die einen Urlaub bei FTI gebucht haben und sich noch vor Ort am Urlaubsort aufhalten, werden vom Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) oder einem von dort beauftragten Unternehmen zurückgeholt, sofern notwendig“, heißt es beim Auswärtigen Amt, das zugleich rät, „Ruhe zu bewahren und sich an die FTI-Hotline zu wenden“, falls Hoteliers am Urlaubsort Geld fürs Zimmer verlangen. Der Veranstalter ist für seine Kunden unter der Telefonnummer +49 89 710 45 14 98 zu erreichen. Sich selbst ohne Rücksprache einen Rückflug zu organisieren, ist nicht sinnvoll: Das Geld bekommt man möglicherweise nicht zurück.

Was ist mit Reisen, die in den nächsten Wochen angetreten werden sollten?

Noch nicht begonnene Reisen werden nach Unternehmensangaben voraussichtlich ab 4. Juni „nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt“ – wobei „nicht mehr“ wahrscheinlicher ist als „teilweise“. Was das für die Kunden bedeutet, hängt auch hier davon ab, ob es sich um eine Pauschalreise oder Einzelleistungen handelte. Bei Pauschalreisen werden schon geleistete Zahlungen erstattet. Der Reiseversicherungsfonds werde sich mit den Betroffenen in Verbindung setzen, „sobald alle aktuell Reisenden zurückgeholt und die Daten ausgewertet und übertragen wurden“, teilt FTI mit.

Im Zusammenhang mit Einzelleistungen – etwa Übernachtungen oder ein Mietwagen – bittet das Unternehmen hingegen darum, „von Anfragen nach Erstattungen abzusehen, da diese erst in den nächsten Tagen und Wochen organisiert werden können“. Hier können Kunden also nur hoffen, einen Anspruch auf Erstattung haben sie nicht. „Wir prüfen derzeit, ob Sie die gebuchten Leistungen dennoch in Anspruch nehmen können und werden uns in Kürze bei Ihnen melden“, so die Aussage des Unternehmens.

Über seine Webseite hat FTI nicht nur eigene Reisen vertrieben: Buchen konnte man dort auch die Angebote anderer Veranstalter. Solche Reisen sind von der Insolvenz nicht betroffen.

Die Konkurrenz wirft auch bereits die Angel nach jenen aus, deren Sommerurlaub mit FTI nun geplatzt ist, und wirbt beispielsweise mit Angeboten ohne Anzahlung. Verbliebene Veranstalter dürften von der FTI-Insolvenz profitieren, erwartet Torsten Kirstges, Tourismusforscher an der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. „Die Leute werden trotz der FTI-Insolvenz reisen und der Milliardenkuchen wird unter den anderen Veranstaltern aufgeteilt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur: „Spätestens im kommenden Jahr dürfte man an der Gesamtzahl nichts mehr von den Turbulenzen merken.“

Mit Material von dpa



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