Der Pegelstand der Isar ist in der Stadt in der Nacht erneut über die Drei-Meter-Marke gestiegen, nachdem er zuvor zunächst gesunken war. Die Meldestufe wurde entsprechend erneut von 1 auf 2 (von insgesamt vier) hochgesetzt. Der Hochwassernachrichtendienst rechnet zudem damit, dass auch die Grundwasserstände noch einige Zeit auf hohem Niveau bleiben werden.

An der Isar bleiben die Sperrungen daher zunächst bestehen: Der Radweg zwischen Thalkirchner und Reichenbachbrücke ist gesperrt. Auch der Flaucher- und der Marienklausensteg sind dicht. In der Stadt wurden die Straßensperrungen vom Wochenende am Montag weitgehend aufgehoben, so am Mittleren Ring an der Landshuter Allee und an der Brudermühlstraße.

Der Bahnverkehr von und nach München ist hingegen immer noch beeinträchtigt. Immer noch sind verschiedene Streckenabschnitte nicht befahrbar, wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilt: Auf der Strecke zwischen Stuttgart und München der Abschnitt zwischen Ulm und Augsburg; auf der Strecke zwischen Nürnberg und München der Abschnitt zwischen Donauwörth und Augsburg; auf der Strecke zwischen München und Lindau der Abschnitt zwischen Buchloe und Memmingen.

Auch auf der Strecke München-Garmisch-Partenkirchen wurde der Zugverkehr aufgrund der Unwetterauswirkungen zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen eingestellt. Ein Ersatzverkehr mit Bussen sei eingerichtet. Zwischen Landshut und München verkehren die Züge der Bahn zufolge zwischen Moosburg und Langenbach mit verminderter Geschwindigkeit. Zwischen München und Ingolstadt können die Züge hingegen inzwischen wieder durchgehend verkehren, wie die Bahn mitteilt.

Weiter an dauert hingegen die Reparatur der S7: Die Strecke zwischen Wolfratshausen und Icking sei immer noch gesperrt, teilt die Bahn mit. Dort bestehe ein Ersatzverkehr mit Bussen. Die S-Bahnen zwischen Icking und Harras führen bis etwa 21:30 Uhr im 60-Minuten-Takt. Außerdem sei zusätzlich zwischen Harras und Höllriegelskreuth ein Ersatzverkehr eingerichtet worden, der sowohl Expressbusse – nur mit Zwischenhalten in Mittersendling und Solln – wie auch andere Busse umfasse. Weitere Details wie die Regelungen nach 21.30 Uhr finden sich auf der Störungsseite der S-Bahn.

Wasser im Wohnzimmer in Moosach

Der Feuerwehr zufolge hat sich die Lage in der Stadt inzwischen entspannt. „Wir haben keine Hochwasserlage in München“, sagte ein Sprecher der SZ am Dienstagmorgen. Zwar stünden immer noch Keller unter Wasser. Doch hier könne die Feuerwehr im Moment nichts machen. „Die Menschen müssen warten.“ Denn der Grundwasserspiegel sei als Folgeerscheinung der Regenfälle immer noch hoch. Erst, wenn die Isar wieder deutlich abgesunken sei, werde auch der Grundwasserspiegel sinken, erfahrungsgemäß mit einer Verzögerung von zwei bis drei Tagen. Erst dann könne das Wasser abgepumpt werden. Insgesamt bewältigte die Feuerwehr dem Sprecher zufolge seit Samstag 516 Einsätze. Besonders betroffen von den Auswirkungen des Unwetters waren die Stadtteile Au, Moosach, Feldmoching, Allach und Untermenzing.

Bei der Trinkl-Siedlung in Moosach ist die Zufahrt am Montag mit Flatterband und Mülltonnen abgesperrt. Der Mondscheinweg hat sich stellenweise in einen See verwandelt. Ein Haus sei dort in der Nacht auf Sonntag evakuiert worden, berichtet Klaus Billert, Vorstand des Vereins der Trinkl-Siedlung. Dort sei das Wasser stellenweise im Wohnzimmer gestanden. Die gesamte Siedlung sei außerdem von der Kanalisation getrennt worden, weil das Abwassersystem nicht darauf ausgelegt sei, Regenwasser aufzunehmen. Als Notlösung gebe es zentrale Toiletten am Hauptplatz. Auch Strom hätten einige Haushalte nicht mehr.

Die Zufahrt in den Mondscheinweg ist gesperrt. (Foto: Florian Peljak)
Thomas Bauer muss seinen vollgelaufenen Keller stetig abpumpen. (Foto: Florian Peljak)
Manche Keller sind bis nahezu zur Decke gefüllt. (Foto: Florian Peljak)

Im Haus von Thomas Bauer läuft das Wasser seit Samstag in den Keller. Ohne die Pumpe würde es ihm bis zur Brust stehen, sagt er. Seine Heizung sei bereits defekt, alles andere hat er ins Erdgeschoss gerettet. „Alle halbe Stunde muss jemand runter und die Pumpe anschalten“, sagt Bauer. Schlafen könne er „nur im Schichtdienst“. Fließend Wasser gebe es in seinem Haus seit Samstag nicht mehr. Einige Nachbarn haben das Pumpen teils schon aufgegeben. Ihre Keller sind fast bis zur Decke gefüllt.

Ein Isar-Schwimmer hält die Behörden in Atem

Am späten Sonntagnachmittag waren die zahlreichen Helfer zu einer weiteren Großaktion gezwungen worden: Passanten hatten an der Herzog-Heinrich-Brücke in Unterföhring einen Menschen in der Isar ausgemacht. Die Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Freiwillige Feuerwehren, die Berufsfeuerwehr sowie ein Helikopter wurden ebenso alarmiert wie Polizei und Rettungsdienste. Sie besetzten auf 14 Kilometern Flusslauf alle Brücken mit Beobachtungsposten, der Hubschrauber suchte die Strecke ab.

Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es sich nicht um einen Notfall handelte: Spaziergänger hatten den Schwimmer gefilmt; er trug offensichtlich einen Neopren-Anzug und führte eine Schwimmboje mit sich. „Es handelte sich offensichtlich um eine gezielte Schwimmaktion“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums.

Gefunden wurde der Schwimmer nicht – allerdings wurde er gesehen, wie er nördlich der Beobachtungsstrecke das Wasser verließ, nach 50 Minuten wurde der Alarm abgeblasen. Für die Einsatzkräfte ist die Situation trotzdem auf keinen Fall harmlos: Zum einen habe die Suche Personal gebunden, das eventuell anderswo gebraucht worden wäre. Zum anderen ist es auch für einen versierten Schwimmer derzeit lebensgefährlich, in der Hochwasser führenden Isar schwimmen zu gehen.

Die Sperrungen an der Isar bleiben zunächst. (Foto: dpa)

Das Referat für Klima- und Umweltschutz der Stadt warnte explizit davor, in die Isar zu steigen oder sie mit Booten zu befahren: Es sei mit einer Vielzahl umgestürzter Bäume im Fluss und in dessen Uferbereichen zu rechnen. Es bestehe somit eine erhebliche Gefahr, mit den Bäumen zusammenzustoßen, dort hängenzubleiben, zu kentern oder unter die Bäume zu geraten und zu ertrinken. Strudel, Wasserwalzen, Wehranlagen sowie große Steine und Wurzeln unter der Wasseroberfläche seien vom Boot aus nicht immer erkennbar.

Die Rückhalteeinrichtungen der Münchner Stadtentwässerung waren am Wochenende „nicht voll, aber gut gefüllt“, wie ein Sprecher sagte. Es gibt davon im Stadtgebiet 14 Stück mit einer Kapazität von insgesamt 703 000 Kubikmetern. Sie werden genutzt, um erstens ein Überlaufen der Kanalisation zu verhindern und zweitens, um den Zulauf zu den beiden Klärwerken Gut Großlappen und Gut Marienhof zu steuern, von wo aus die geklärten Abwässer zurück in die Isar geleitet werden. Ein Teil des Regens versickert auch im Boden, was auf freien Flächen besonders gut gelingt, weil der Münchner Untergrund Teil der Münchner Schotterebene ist – eine kiesige Schicht, die das Wasser leicht durchdringen kann. Auf versiegelten Flächen wird das Wasser entweder über die Kanalisation abgeleitet oder über Versickerungsschächte ebenfalls wieder dem Grundwasser zugeführt.



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