Jandelsbrunn – Freiheit und Flexibilität, ohne auf Komfort verzichten zu müssen: Das versprechen sich Urlauber, die sich statt Hotel oder Zelt für einen Wohnwagen, ein Wohnmobil oder einen Camper-Van entscheiden. Laut Kraftfahrt-Bundesamt hat sich die Zahl der Wohnmobile in Bayern in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt. Damit liegt der Freistaat bei der Wohnmobil-Dichte mit 12,7 Fahrzeugen pro 1000 Einwohnern auf Platz drei der Bundesländer, besonders viele gibt es am Alpenrand.

“Wir sind für diese Saison quasi ausgebucht – so früh wie nie zuvor”, sagt der Knaus-Tabbert-Sprecher

Im Landkreis Freyung-Grafenau sitzt mit Knaus Tabbert einer der größten deutschen Hersteller für Wohnmobile, Wohnwagen und Camper-Vans. Nicht nur der Kauf ist gefragt, auch das Mieten. Die Zahlen der Mietplattform “Rent-and-travel”, die Knaus Tabbert seit 2016 betreibt, sprechen zumindest dafür: “Da haben wir über 2000 Camper, Wohnmobile und Wohnwagen und sind für diese Saison schon quasi ausgebucht – so früh im Jahr wie nie zuvor”, sagt Stefan Diehl, Sprecher von Knaus Tabbert.

Händler könnten die Software der Plattform nutzen, um ihren Kunden von Knaus Tabbert produzierte Fahrzeuge zu vermieten. “Die Kunden können sich dann online informieren, beraten lassen und beim nächsten Händler buchen”, erklärt der Sprecher. Seit Corona komme jede zweite Anfrage von einem Neukunden ohne Camping-Erfahrung. “Das ist eine Herausforderung für uns, weil dann großer Erklärungsbedarf besteht”, sagt Diehl. Man hoffe aber darauf, dass zufriedene Mieter irgendwann ein Fahrzeug kaufen wollen: “Es ist auch ein Vertriebsinstrument.”

Wohnmobil-Riese aus Bayern: “Ein Wohnwagen startet bei uns bei ungefähr 13.000 Euro”

Wenn die Kunden kaufen, dann heute vermehrt Wohnmobile und Camper, berichtet der Sprecher: “Die haben in den letzten Jahren stark zugenommen, die Zulassungskurven bei Wohnwagen und Wohnmobilen haben sich 2007/2008 gekreuzt.” Seit jenem Jahr würden mehr Wohnmobile und Camper in Deutschland zugelassen als Wohnwagen. “Die stärksten Wachstumsraten aktuell haben aber die Camper-Vans”, sagt Diehl. Das dürfte auch mit der Käuferschaft zu tun haben. “Junge Familien mit drei Kindern kaufen sich eher einen Wohnwagen, während die Babyboomer sich vielleicht für ein Wohnmobil entscheiden”, erklärt er.

Dabei sei auch die finanzielle Situation ein Punkt: “Ein Wohnwagen startet preislich bei uns bei ungefähr 13.000 Euro, ein Reisemobil kostet schon mal 52.000.” Trotzdem gebe es auch immer mehr junge Interessenten unter 30, die sich dann oft für einen Camper-Van entscheiden würden. Der Bestseller bei Knaus Tabbert ist das Wohnmobil “Weinsberg CaraCompact Edition Pepper”, Kostenpunkt knapp 70.000 Euro. “Das ist so der VW Golf unter den Campern”, sagt Diehl. Es geht aber auch noch deutlich teurer: “Manche Liner-Modelle von unserer High-End-Edelmarke Morelo können auch mal 750.000 Euro oder mehr kosten. Das sind hochindividualisierte Fahrzeuge, die nur in geringen Stückzahlen von Hand gefertigt werden.”

An vier Standorten im In- und Ausland hat das Jandelsbrunner Unternehmen 2023 mit über 4.000 Mitarbeitern mehr als 30.000 Freizeitmobile produziert.
An vier Standorten im In- und Ausland hat das Jandelsbrunner Unternehmen 2023 mit über 4.000 Mitarbeitern mehr als 30.000 Freizeitmobile produziert.
© Knaus Tabbert
An vier Standorten im In- und Ausland hat das Jandelsbrunner Unternehmen 2023 mit über 4.000 Mitarbeitern mehr als 30.000 Freizeitmobile produziert.

von Knaus Tabbert

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“Die Ansprüche der Kunden steigen”, sagt Knaus-Tabbert-Sprecher Stefan Diehl

Den Boom bei Wohnmobilen und Campern erklärt Diehl mit sich verändernden Kundenbedürfnissen: “Die Ansprüche der Kunden hinsichtlich Komfort, Konnektivität und Mobilität steigen – da sind Reisemobile offenbar derzeit interessanter als Wohnwagen”, sagt er. Um auch für die Mobilität der Zukunft gerüstet zu sein, arbeitet Knaus Tabbert an elektrischen Konzepten: Im Jahr 2023 wurde etwa ein Wohnwagen extra für elektrische Zugfahrzeuge vorgestellt, der kompakter und leichter ist.

Bei den Reisemobilen hat Knaus Tabbert ein Hybrid-Modell namens “E-Power Drive” entwickelt, das elektrisch fährt und über einen Range Extender verfügt, der im Hintergrund Ladestrom erzeugt. Das Modell sei aber noch in der Erprobung, bis zur Serienreife werde es noch dauern. Komplett elektrische Reisemobile sind laut Diehl mit der aktuellen Technik schwierig umzusetzen. Je mehr Batterien man einbaue, desto schwerer werde das Fahrzeug, was die Reichweite verringere. “Das ist ein Zielkonflikt, den auch die Autoindustrie kennt.”

Nicht nur in Bayern: Campen wird teurer

Eine dreiköpfige Camper-Familie zahlt durchschnittlich 52 Euro für eine Übernachtung auf dem Campingplatz – inklusive Standplatz für ein Reisemobil oder einen Wohnwagen mit Zugfahrzeug. Im Jahr zuvor waren es im Schnitt noch 45 Euro.

Schaut man sich die europäischen Haupturlaubsländer an, ist Deutschland das erste Mal das günstigste Urlaubsland: 38 Euro pro Übernachtung. Auf Platz 2: Schweden (39 Euro). Am teuersten ist und bleibt der Campingurlaub – wie schon in den Jahren zuvor – in der Schweiz (56 Euro), Italien (63 Euro) und Kroatien (65 Euro). Obwohl hier die Erhöhungen nicht überdurchschnittlich ausfallen.

Wohnmobile stehen auf einem Wohnwagen-Platz in Scharbeutz. In Deutschland gibt es immer mehr Wohnmobile.
Wohnmobile stehen auf einem Wohnwagen-Platz in Scharbeutz. In Deutschland gibt es immer mehr Wohnmobile.
© picture alliance/dpa
Wohnmobile stehen auf einem Wohnwagen-Platz in Scharbeutz. In Deutschland gibt es immer mehr Wohnmobile.

von picture alliance/dpa

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“Die hochpreisigen Campingländer Kroatien, Italien und die Schweiz bleiben mit Preiserhöhungen von zehn bis zwölf Prozent unter dem europäischen Mittel von 14 Prozent”, heißt es in der Mitteilung. Auch deutsche Plätze hätten ihre Preise eher moderat angepasst: rund elf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dänische Campingplatzbetreiber haben der Auswertung zufolge nur um fünf Prozent erhöht. Das verschafft dem skandinavischen Land Rang drei im Camping-Ranking. Viel drauf geschlagen haben Großbritannien (25 Prozent) und die Niederlande (27 Prozent).

Beliebte Campingplätze: Wo ist es in Deutschland am teuersten?

Wie schaut es innerhalb Deutschlands aus? Der Auswertung zufolge ist es in Thüringen und Sachsen-Anhalt am günstigsten. “In Thüringen steigen die Übernachtungspreise zwar um 17 Prozent von 28 Euro auf 33 Euro, dennoch bleibt es vergleichsweise günstig”, heißt es in der Mitteilung. In Sachsen-Anhalt kostet eine Camping-Übernachtung durchschnittlich 35 Euro. Das ist eine Steigerung um neun Prozent im Vergleich zu 2023. Am teuersten wird es in diesem Jahr in Brandenburg (rund 42 Euro). In Bayern kostet die Nacht 40 Euro.

Uwe Frers, Geschäftsführer von Pincamp, erklärt sich die allgemeinen Preissteigerungen in der Branche so: “Camping in Deutschland boomt, die Nachfrage ist gewaltig. Mehr als 42 Millionen Übernachtungen, ein neuer Rekordwert, wurden 2023 auf deutschen Campingplätzen gemeldet.” Preise behalten Pincamp zufolge nicht mehr für eine gesamte Saison Gültigkeit, sondern würden immer häufiger je nach Auslastung und Nachfrage flexibel angepasst.

Das bedeutet laut Mitteilung: “Vor allem Campingplätze in Toplagen, zum Beispiel an Nord- und Ostsee, am Gardasee oder an der kroatischen Adriaküste, reagieren rasch auf die verstärkte Nachfrage und passen die Preise entsprechend nach oben an.” Frers sagt deswegen: “Ich rate allen Campern, möglichst frühzeitig zu buchen und sich so rechtzeitig günstige Preise zu sichern.” Auf pincamp.de könnten Campingplätze mit freien Kapazitäten schnell gefunden und Konditionen verglichen werden. Auch eine direkte Online-Buchung seit auf der Seite möglich.


Zu dem Unternehmen Knaus Tabbert: Dieses hat neben seinem Firmensitz in Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau weitere Standorte im oberfränkischen Schlüsselfeld, im hessischen Mottgers und in Nagyoroszi in Ungarn. Marken des Unternehmens sind Knaus, Tabbert, T@b, Weinsberg, Morelo sowie die digitalen Vermietmarke Rent-and-travel. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Knaus Tabbert nach eigenen Angaben einen Umsatz in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.





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