Caren Miosga startete mal anders in die Sendung. Statt an der Seite, saß sie plötzlich in der Mitte ihres Tisches, flankiert von der Bundesvorsitzenden der Grünen, Ricarda Lang, und dem CDU-Bundestagsabgeordneter Armin Laschet. „Hetze, Krisen, Umbrüche – kann Politik noch zusammenführen?“, war die Frage des Abends. Es war das erste Mal, dass keine Expertinnen oder Experten eingeladen waren.

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Und es war das erste Mal, dass beide Gäste von Anfang an mit am Tisch waren. Dabei hatte Miosga sie von Anfang an im Griff. Neben ihr saßen zwei Menschen, die erst aufhören zu reden, wenn man dazwischen geht – und das ging Miosga häufiger. Was ihr in den vergangenen Sendungen an Durchsetzungsvermögen fehlte, machte die Moderatorin in dieser Sendung wieder wett. Vor allem Ende. Doch dazu später mehr.

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Lang: Der Islamismus ist ein Feind der freien Gesellschaft

Problematisch war allerdings der Einstieg in eine Debatte, den Miosga am Anfang der Sendung wählte. Dabei ging es um die Messerattacke eines 25-Jährigen am vergangenen Freitag in Mannheim. Der Tatverdächtige kommt aus Afghanistan und griff Menschen auf einer islamkritischen Veranstaltung an. Miosga baute auf diesen Umstand eine Debatte über den Umgang mit Islamismus in Deutschland auf. Ob es sich um ein islamistisches Motiv handelt, war zum Zeitpunkt der Live-Sendung jedoch nicht bekannt.

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Auch schienen sich die Gäste daran nicht zu stören und waren sich in ihrer Diskussion schnell einig. „Der Islamismus ist ein Feind der freien Gesellschaft“, sagte die Grünen-Politikerin. In all den Jahren habe man viele Formen des Extremismus zu spät erkannt in Deutschland, so Laschet und ergänzte: „Wir dürfen nicht den gleichen Fehler machen, dass wir den Islamismus jetzt unterschätzen.“

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Laschet: „Da ist schon eine gewisse Enthemmung da“

Weniger einig waren sich die beiden allerdings in der Erklärung für die zahlreichen Angriffe auf Politikerinnen und Politiker in den vergangenen Wochen. „Wie geht ihr Erklärung?“, fragte Miosga Laschet dazu und der zuckte mit den Schultern. Er könne das nicht erklären, so der CDU-Politiker, versuchte es dann aber doch. Aus seiner Sicht sei die Polarisierung in der Gesellschaft ein Problem. Die entstehe auch durch die sozialen Medien. „Da ist schon die Sprache enthemmter als vor Jahren“, sagte Laschet. Früher hätte man wütende Leserbriefe geschrieben. „Jetzt attackiert man anonym im Netz irgendeine Person. Da ist schon eine gewisse Enthemmung da.“

Mit Blick auf die Sprache und den Umgang miteinander zog Miosga daraufhin eine Rede von Friedrich Merz heran. Der CDU-Chef hatte sich im vergangenen November auf dem Landesparteitag der CDU in Baden-Württemberg über „Studienabbrecher“ aufgeregt, die ihm die Welt erklären würden. Dass er damit Lang (die ihr Studium abgebrochen hat) gemeint haben könnte, ist sehr wahrscheinlich. Dazu sagte die Grünen-Politiker: „Sprache hat Einfluss darauf, wie wir miteinander umgehen. Aus Sprache folgt immer wieder Gewalt.“ Sie sei auch nicht immer freundlich in ihren Reden und wolle nicht mit „Samthandschuhen“ angefasst werden. Aber ihr gehe es um den Anstand, nicht persönlich zu werden.

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Laschet sah das anders. Der CDU-Politiker hat in der Vergangenheit viele Kommentare einstecken müssen. Auch wegen seines Lachens während der Hochwasser-Katastrophe 2021. „Deshalb bin ich vielleicht etwas unempfindlicher in diesen Dingen“, sagte er.

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Können Politiker Fehler zugeben?

Kurz danach entwickelte sich außerdem eine hitzige Diskussion zwischen Lang und Laschet über die Russland-Politik der Großen Koalition. Als Laschet darüber redete, dass Deutschland nicht vom Gas Russlands abhängig gewesen sei, stoppte ihn Miosga. „Sie würden nicht zugegeben, dass sich die Merkel-Regierung sehenden Auges in die Abhängigkeit Russlands begeben hat?“, fragte die Moderatorin nach.

Daraufhin betonte Laschet erneut, dass man nicht von Russland abhängig gewesen. Schließlich sei es Deutschland gelungen, nach dem Angriffskrieg in wenigen Monaten „weg von diesem russischen Gas zu kommen“, so Laschet. Erst nach Langs Forderung, dass Politiker auch Fehler zugeben können, hob er die Hand. „Ist ja in Ordnung“, sagte der CDU-Politiker, gab den Fehler aber trotzdem nicht direkt zu.

Am Ende wurde viel gelacht

Und dann war da noch das Spiel. Vielleicht lag es daran, dass auf dem privaten Sender ProSieben parallel „Schlag den Star“ gespielt wurde, Miosga nutzte jedenfalls die letzten Minuten für ein Frage-Antwort-Spiel. Die Regeln waren einfach: Lang und Laschet mussten in einem Satz auf dieselbe Frage antworten.

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Dabei ratterte Miosga die Sätze runter und hielt das Tempo zwischen Themen wie Mindestlohn, Regierungskonstellationen und einer Dönerpreisbremse hoch. Das lockerte die Sendung auf. So viel hatte das Publikum bei Miosga noch nie gelacht. Wir können nur hoffen, dass diese Form, sowohl die der Moderatorin als auch die der Sendung, so bleibt.



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