Lübeck. Zur Außerordentlichen Mitgliederversammlung hatte der VfB Lübeck an diesem 27. Mai in die LN-Lounge der Lohmühle gebeten – und außerordentlich interessant wurde es dann auch. Um die Satzung ging es, um die Vermietung des teuren, vereinseigenen Stadions ebenfalls. Und der Andrang war groß. Von den gut 1300 Mitgliedern waren 159 erschienen, mehr als erwartet. „Wir brauchen jetzt eine gewisse Disziplin“, forderte Aufsichtsratschef Thomas Rehder. „Sonst wird das hier nichts.“ Und dann wurde es doch ’was.

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Part eins der Versammlung gehörte der Satzung, die in Teilen überarbeitet werden soll. Eine AG hatte sich damit beschäftigt, stellte seinen Entwurf vor – und Redebedarf gab es vor allem gleich bei geplanten Änderungen von §1, Absatz 3 und 4 – da geht es um Farben und Wappen. Ein neuer Grünton soll demnach künftig zur VfB-Hauptcouleur werden, ein sogenanntes „Laubgrün“, das etwas dunkler ist, als der bekannte Farbton. Dazu kommen „Reinweiß“ und als Akzentfarbe „Tiefschwarz“. Das soll auch für die Trikots gelten: Hemd laubgrün, Hose reinweiß, Stutzen laubgrün. Ausweichtracht: Hemd reinweiß, Hose und Stutzen im lübschen „rubinrot“. Dritte Alternative: Komplett von oben bis unten in der „Akzentfarbe“ Tiefschwarz.

VfB Lübeck: Rechts das aktuelle Logo, links der neue Vorschlag, der wenig Gegenliebe findet.

VfB Lübeck: Rechts das aktuelle Logo, links der neue Vorschlag, der wenig Gegenliebe findet.

Laubgrün, das sorgte für Diskussionen – auch wegen möglicher Assoziationen ( wie Laubfrosch etwa). Deutlich distanzierter aber nahmen die Mitglieder die Idee auf, das Logo zu ändern. VfB mittig, das sollte bleiben – aber „1919“ und „Lübeck“ sollen den Platz tauschen, oben künftig die Stadt, unten das Gründungsjahr. Genau so sah das Wappen übrigens schon seit 1952 aus, wurde dann 1995 in die aktuelle Version „gedreht“. Und nun alles wieder retour, back to the Fifties? „Welche Kosten entstehen, wenn man alle Logos und Farben anpasst?“ wollte ein Mitglied wissen. Ein anderes fragte besorgt: „Und was mache ich mit meinem Tattoo?“ Die Satzungs-AG wird sich nun erneut treffen, sich mit allen Gremien abstimmen – und dann schon im Juli 2024 zur nächsten Außerordentlichen Mitgliederversammlung laden, um final abstimmen zu lassen.

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Konkrete Anfrage aus Greifswald bestätigt

Dann kommt auch ein weiteres, höchst brisantes Thema wohl erneut auf die Agenda. Es geht um die Finanzierung des klubeigenen Stadions. „Wir haben die Kosten und den Aufwand an der Backe“, sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende Christian Schlichting. „In wirtschaftlicher Hinsicht ist das ein echter Wettbewerbsnachteil.“ Man habe zur Nutzung „konkrete Anfragen für Spielmöglichkeiten von Vereinen, die in der 3. Liga spielen wollten“ gehabt, das habe sich zerschlagen. Gemeint waren die Verhandlungen mit dem Greifswalder FC, der den Aufstieg aber verpasste.

Mitglieder gegen Mieter Phönix

Möglicher Mieter könnte aber auch Lokalrivale Phönix Lübeck sein, der immerhin im DFB-Pokal steht. Davon wollen die meisten Mitglieder aber nichts wissen. Mehrere meldeten sich zu Wort – alle mit klaren Absagen an den 1. FC. Kostprobe: „Wenn wir vermieten, dann nicht an einen investorengeführten Verein, erst recht nicht an einen, der hier aus Lübeck ist…“ Schlichtings Antwort: „Ich kann die Haltung verstehen. Man muss aber sehen, ob man sich diese Haltung auch leisten kann.“

Lohmühle kostet fast 27.000 Euro pro Spiel

Zuvor hatte VfB-Finanzchefin Daniela Wedemeyer erstmals Zahlen bezüglich der Stadionkosten genannt: Pro Spieltag kostete den VfB das Stadion 26.659,78 Euro – unterm Strich in dieser Saison 453.216,33 Euro.. Wedemeyer: „Das sind die nackten Zahlen, das tut weh.“ Und: „Wir müssen die Stadt ins Boot holen, da laufen Gespräche.“ Applaus bekam sie, als sie Kiel (ohne den Namen zu nennen) und Lübeck verglich: „Ihr habt es in der Zeitung gelesen: Lübeck ist als Kulturstadt betitelt worden, eine andere hässliche Stadt als Sportstadt. Entschuldigung – aber Sport ist auch Kultur.“

LN



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