Kraft, Beweglichkeit, Gefühl – all das könnten Betroffene deutlich verbessern, wenn diese nichtinvasive Methode in Therapiepläne Einzug hält.
Querschnittslähmungen nach Rückenmarksverletzungen sind derzeit nicht nicht heilbar. Die therapeutischen Möglichkeiten könnten sich aber schon bald deutlich verbessern. Das zeigt eine neue Studie, die die Wirkung von Elektrostimulation auf die Funktionalität von gelähmten Armen und Händen untersucht.
Teilnehmer*innen der in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlichten Studie gewannen nach einer zweimonatigen Testphase Kraft, Beweglichkeit und Sensorik in Händen und Armen zurück. Auch Patient*innen, deren Lähmung schon seit Jahren bestand, erreichten unter der Behandlung eine deutliche Verbesserung.
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Die Studie
60 Menschen mit einer Tetraplegie, also einer ganzen oder teilweisen Lähmung in Ober- und Unterkörper nach einer Rückenmarksverletzung, durchliefen zwei Testphasen. In der ersten Phase nahmen die Proband*innen über zwei Monate an einem standardisierten Rehabilitationsprogramm teil. In dieser Phase verzeichneten sie nur leichte Zugewinne in der Funktionalität ihrer Hände und Arme und erreichten rasch ein Plateau.
In der zweiten Testphase absolvierten die Teilnehmer*innen das gleiche Rehabilitationsprogramm noch einmal, diesmal unter gleichzeitiger Elektrostimulation mit dem Gerät ARC-EX. Für die Behandlung wurden Elektroden an der Wirbelsäule auf der Haut der Proband*innen platziert, jeweils über- und unterhalb der Verletzungsstelle des Rückenmarks. Während der Behandlung stimulierten dann leichte Stromimpulse das Rückenmark.
Nach zwei Monaten dieser Therapie erlebten 72 Prozent der Teilnehmer*innen eine deutlich messbare Verbesserung der Motorik und der Greifkraft ihrer Finger. Die Zugewinne fielen unterschiedlich stark aus, bedeuteten aber für 87 Prozent der Studienteilnehmer*innen eine Verbesserung ihrer Lebensqualität.
Alltagsaufgaben konnten teilweise wieder besser gemeistert werden – ein Ergebnis, das nur wenige Rehabilitationsverfahren erreichen. Die Studie wurde von der Firma Onward Medical durchgeführt und finanziert. Das niederländische Unternehmen vertreibt das getestete Elektrostimulationsgerät ARC-EX und strebt eine Zulassung für die USA und die EU an. Die Voraussetzungen dafür dürfte der Konzern mit der vorliegenden Studie erfüllen.
Was bringt’s?
Dass Elektrostimulation des Rückenmarks bei Lähmungen helfen kann, ist schon seit längerem bekannt, die Studie präsentiert also keine bahnbrechende Innovation. Für Betroffene ist sie dennoch wichtig: Elektrostimulationstherapie könnte mit einer Zulassung des Geräts noch mehr im klinischen Alltag ankommen. Als Teil einer personalisierten und ganzheitlichen Therapie, die zusätzlich auch auf Physiotherapie setzt, kann sie eine echte Verbesserung der Lebensqualität betroffener Menschen bedeuten.