Schon viele Jahrzehnte, bevor ChatGPT im November 2022 ans Netz ging, hat sich der Science-Fiction-Film mit der Frage auseinandergesetzt, wie die künstliche Intelligenz unsere Zukunft verändern könnte. James Camerons Klassiker „Terminator“ (1984) ließ intelligente Maschinen in einen Krieg gegen die Menschheit ziehen und entsendete Arnold Schwarzenegger als Cyborg mit tödlicher Mission aus der Zukunft in die achtziger Jahre. Auf der anderen Seite des Spektrums bewegte sich Steven Spielgbergs „A.I. – Künstliche Intelligenz“ (2001), der die Seelenfähigkeiten eines humanoiden Kindroboters und dessen enge Bindung zu seiner Menschenmutter erkundete.

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Das Zeitalter von Open AI wird das Genre solcher künstlich-intelligenter Dystopien neu befördern und mit der zweistündigen Spielfilmproduktion „Atlas“ springt Netflix gleich auf den Zug auf. Der Film ist Teil eines über mehrere Jahre angelegten Deals, den Jennifer Lopez und ihre Produktionsfirma mit dem Streamingdienst abgeschlossen haben. Im vergangenen Jahr startete sie das Action-Drama „Mother“ auf der Plattform und bleibt nun auch in „Atlas“ ihrem selbstgewählten Image als tatkräftige Heldin treu.

Schon im Vorspann wird das apokalyptische Zukunftsszenario entworfen: Ein KI-Terrorist namens Harlan hat die Codes aller mit künstlicher Intelligenz betriebenen Roboter geknackt und entfacht einen Maschinenkrieg, der die Auslöschung der Menschheit zum Ziel hat. Mit Mühe und Not ist es einer internationalen Militärallianz gelungen, die rebellierenden Roboter zurückzudrängen und deren Anführer in die Flucht zu schlagen. Mit einer Rakete hat sich Harlan ins All geschossen, nicht ohne per Videobotschaft seine baldige Rückkehr anzukündigen.

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Familiendrama im Hintergrund

28 Jahre später kann die Geheimdienst-Analystin Atlas Shepherd (Lopez) den potentiellen Aufenthaltsort des Terroristen ausfindig machen. Die beiden verbindet eine intime Hassliebe. Atlas Mutter hat den humanoiden Roboter entworfen. Das Mädchen und das KI-Wesen sind wie Geschwister aufgewachsen, bis Harlan sein angesammeltes Wissen gegen die Menschheit anwendete. Atlas begleitet nun eine Militärmission Richtung Andromeda-Nebel, wo man hofft, den Terroristen unschädlich zu machen. Riesige von Soldaten geführte Roboteranzüge, in denen künstliche und menschliche Intelligenz über einen Neurotransmitter verbunden sind, dienen dabei als Geheimwaffe. Aber der Angriff führt ins Desaster und schon bald steht Atlas alleine mit ihrem Roboter auf dem fremden Planeten feindlichen Heerscharen gegenüber.

Jennifer Lopez in ihrer Rolle als Atlas Shepherd. Im Roboteranzug erschöpft sich endlos die Frage: Synchronisieren oder nicht synchronisieren?

Jennifer Lopez in ihrer Rolle als Atlas Shepherd. Im Roboteranzug erschöpft sich endlos die Frage: Synchronisieren oder nicht synchronisieren?

Die KI-feindliche Analystin ist skeptisch gegenüber der neuen Technik und weigert sich, ihr Gehirn mit der Datenbank des Roboters „Smith“ zu synchronisieren. Und so gilt es im futuristischen Kampfgetümmel, das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen Atlas und dem computergesteuerten Beschützer herzustellen. Traumatische Erlebnisse, geschwisterliche Enttäuschungen und Schuldgefühle müssen überwunden werden, um zu überleben und den Terroristenführer zur Strecke zu bringen.

Zwischen Therapiesitzung und digitalen Actioneinlagen inszeniert Regisseur Brad Peyton („Rampage“) seinen Science-Fiction-Film, der bei allem Kampfgetöse unentschlossen um eine Haltung zum Thema künstliche Intelligenz ringt. Weite Teile des Filmes spielen sich im Inneren des Roboteranzuges ab, in dem Jennifer Lopez mit maximalem mimischen Einsatz die quälenden Entscheidungsprozesse ihrer Figur Ausdruck verleiht. „Synchronisieren oder Nicht-Synchronisieren“ lautet hier die Grundsatzfrage, die auf erschöpfende Weise ergründet wird. Noch ermüdender sind die lausig choreographierten Roboterschlachten, die sich ohne kreative Eigenbeiträge bei einschlägigen Genre-Produktionen von „Iron Man“ bis „Transformers“ bedienen und nicht einmal auf einem Smartphone-Display ihre visuelle Einfallslosigkeit verbergen können.

„Atlas“ ist ab Freitag, 24. Mai, bei Netflix streambar.



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