Daniel Křetínský ist einer der reichsten Europäer. Nun steigt der Tscheche mitten in der Krise bei Thyssenkrupps Stahlsparte ein. Es ist nicht sein erstes Investment in Deutschland. Kritiker werfen ihm vor, auf Kosten des Klimas zu verdienen.
Es war ein rotes Menschenmeer: Tausende Beschäftigte protestierten am Donnerstagmittag vor der Zentrale von Thyssenkrupp in Essen. Viele trugen rote T-Shirts der IG Metall, viele hielten rote Stoppschildplakate hoch – Stopp zu den Plänen von Firmenchef Miguel López. Anlass der Kundgebung war die Sitzung des Aufsichtsrats. Das Kontrollgremium des M-Dax-Unternehmens diskutierte bei seinem Treffen in dem gläsernen Büroturm den Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský in die Stahlsparte. Am Abend teilte Thyssenkrupp dann mit, dass der Aufsichtsrat dieses Geschäft gebilligt habe, aber gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter. Der Vorsitzende des Gremiums, Siegfried Russwurm – zugleich Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie -, musste sein Doppelstimmrecht nutzen, um das Patt zwischen Vertretern der Arbeitnehmer und der Anteilseigner aufzulösen.