BERLIN. Der Präsident des Gesamtverbands der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie, Stefan Wolf, hat vor einem Verlust von bis zu 50.000 Arbeitsplätzen in den nächsten drei bis vier Jahren gewarnt. „Ich sehe bereits eine beginnende De-Industrialisierung. Es finden viele Verlagerungen statt – überall hin“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Erste Anzeichen für größere Entlassungen nehme er schon jetzt wahr. „Größere Automobilzulieferer haben doch bereits Entlassungen angekündigt. Und ich befürchte, daß das eine richtige Dynamik entwickelt“, prophezeite Wolf. „Wenn sich nicht schnell etwas ändert, werden wir einen Abbau von Arbeitsplätzen, gerade bei den eher einfachen Tätigkeiten wie etwa in der Produktion, sehen.“
Industrie investiert immer weniger in Deutschland
Besonders betroffen seien die Automobil- und Zuliefererindustrie. „Viele Firmen sind sehr zurückhaltend. Es wird viel weniger investiert“, betonte der Arbeitgeberpräsident. Aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen in Deutschland fließe derzeit sehr viel Geld ins Ausland. „Uns sind damit über 300 Milliarden Euro an Investitionen verloren gegangen.“ Langfristig leide darunter die Produktivität, was zu einem weiteren Verlust der Wettbewerbsfähigkeit führe.
Um den drohenden Stellenabbau verhindern, brauche es dringend strukturelle Änderungen. „Was nicht hilft, ist zu beschwichtigen, und die Lage als konjunkturelle Delle abzutun“, machte Wolf deutlich.
IHK-Chef kritisiert Energiepolitik der Bundesregierung
Zustimmung erhielt er vom Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Martin Wansleben, der sich ebenfalls besorgt darüber zeigte, daß deutsche Firmen immer weniger in ihre Produktion investierten. Die Bundesregierung müsse dieser Entwicklung entgegensteuern, Unternehmen steuerlich entlasten und Bürokratie abbauen, forderte Wansleben im Interview mit dem Deutschlandfunk.
Darüber hinaus kritisierte er die Ampelkoalition für ihre Energiepolitik. Diese führe zu hohen Kosten und verunsichere die Unternehmen. (dh)