Mehr als 200 Jahre waren sie verschwunden, inzwischen stehen sie wieder im Grasland des rumänischen Țarcu-Gebirges am Rand der Südkarpaten: Wisente, mittlerweile 170 an der Zahl. Vor rund zehn Jahren waren sie von den Organisationen „Rewilding Europe“ und „WWF Romania“ ausgewildert worden und tun dort seither, nunja, das, was sie am besten können: Stoffwechseln und Stampfen. Genau damit könnten sie Wissenschaftlern der Umweltfakultät der US-Universität Yale zufolge eines der größten Probleme der heutigen Zeit angehen: Das Speichern von CO₂.

170 Bisons auf 123.000 Autos

Die Studie geht davon aus , dass diese 170 Bisons rund 54.000 Tonnen CO₂ pro Jahr speichern könnten, was ungefähr dem entspricht, was 123.000 durchschnittliche europäische Verbrennerautos pro Jahr ausstoßen. Allerdings gebe es bei den Berechnungen eine große Spanne der Unsicherheit: Es könnten auch 55 Prozent mehr oder weniger sein. Bislang wurde die Forschungsarbeit noch nicht unabhängig begutachtet.

Dennoch steht fest: In größerem Rahmen gedacht könnten Wisente dazu beitragen, einige Effekte der Klimakrise abzumildern – oder, wie Yale-Ökologe Oswald Schmitz es gegenüber dem „Guardian“ formuliert, ein „Gleichgewicht“ wiederherstellen. Der Grund: Die Ökosysteme von Wald und Grasland gediehen durch das gleichmäßige Grasen der umherziehenden Herde besser.

Die unterschätzten „Klima-Helden“

Mit ihrer Verdauung verteilten die Tiere Nährstoffe und Samen, was die Fruchtbarkeit des Bodens steigere. Und unter ihren Hufen verdichte sich der Boden, so dass weniger in den Pflanzen gespeichertes CO₂ freigesetzt werde. Das Aussterben der Wisente habe eine Schieflage ins Ökosystem gebracht und große Mengen CO₂ freigesetzt, sagt Schmitz. „Die Wiederherstellung des Ökosystems kann die Balance zurückbringen“, so Schmitz, „und ausgewilderte Wisente sind ein Beispiel für die Klima-Helden, die das bewerkstelligen könnten.“

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Insgesamt habe das Team laut Schmitz neun Arten detailliert untersucht, darunter tropische Waldelefanten, Moschusochsen und Seeotter. Viele davon seien ähnlich vielversprechend wie die Bisons und verdoppelten oft die Fähigkeit eines Ökosystems, Kohlenstoff aufzunehmen und zu speichern – manchmal sogar noch mehr als das. Eine politische Option mit enormem Potenzial, schlussfolgert der Ökologe. 





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