Rostock. Karten-Dienste auf dem Handy, die nicht mehr präzise ans Ziel führen oder auch Probleme beim Flug mit der (Hobby-)Drohne: Die zunehmenden Störungen der Satelliten-Navigation im Ostseeraum sind mehr und mehr auch für „Normalbürger“ in MV spürbar.

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Doch wie funktioniert das eigentlich und welche Folgen haben die Störungen? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Wie funktionieren die GPS-Systeme und wie werden sie gestört?

Moderne Navigationssysteme arbeiten nicht mehr „nur“ mit dem amerikanischen GPS, sondern auch mit den europäischen Systemen „Galileo“ oder auch dem russischen „Glosnass“. Die Funktionsweise ist stets die gleiche: Satelliten senden auf die Erde ein Signal mit ihrer genauen Position und einer hochpräzisen Zeitangaben. Aus den Signalen von mindestens drei Satelliten kann ein Empfänger auf der Erde seine genaue Position, Geschwindigkeit und (Bewegungs-)Richtung bestimmen.

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Diese Signale aber werden nun im Ostseeraum zunehmend gestört. „Bei den derzeit zu beobachtenden Störungen handelt es sich in aller Regel um das sogenannte Jamming, das Einstrahlen einer starken Störstrahlung, die es konventionellen Empfängern unmöglich macht, die schwachen Satelliten-Signale zu detektieren und daraus die eigene Position zu bestimmen“, erklärt Florian David. Er ist Direktor des Instituts für Kommunikation und Navigation am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Auch Handy-Anwendungen, wie Google Maps, können von den Störungen der Satellitennavigation in MV betroffen sein. (Symbolbild)

Auch Handy-Anwendungen, wie Google Maps, können von den Störungen der Satellitennavigation in MV betroffen sein. (Symbolbild)

Haben die Störungen schon Folgen gehabt?

Ja, mehrere Schiffe im Ostseeraum hatten in den vergangenen Monaten immer wieder den Ausfall der Satelliten-Navigation gemeldet. Allerdings können Schiffe und auch Flugzeuge ohne GPS- oder „Galileo“-Signal navigieren.

Der wohl spektakulärste Fall betraf zuletzt die Luftfahrt: Ende April mussten zwei Maschinen der Fluggesellschaft Finnair den Anflug auf den Flughafen im estnischen Tartu abbrechen, weil das GPS-Landesystem dort gestört war. Bis Anfang Juni setzt die Airline nun Flüge in die Stadt aus. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit EASA hat vor den Störungen gewarnt.

Könnten auch die Flughäfen in MV eingeschränkt werden?

Nein, heißt es unisono von den beiden größten Airports im Land – Rostock-Laage und Heringsdorf auf Usedom. Heringsdorf nutzt zwar das gleiche GPS-Anflugsystem wie der Flughafen Tartu in Estland, eine Sprecherin betont aber: „Wir sehen derzeit hier keine Gefahr, da die Störungen meist in Reiseflughöhe auftreten.“

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Vom Flughafen Rostock-Laage heißt es: Bisher gab es keine Probleme bei Starts oder Landungen. GPS-Anflüge würden dort aber auch nur selten genutzt. Der Airport verfüge über modernes und genaueres Instrumentenlandesystem.

Wo können „Normalbürger“ die Störungen merken?

Alle Systeme, die mit Satelliten-Navigation arbeiten (auf Smartphones, in Drohnen oder auch Auto-Navis), können betroffen sein, heißt es vom DLR. „Aber auch im Tourismus, in der Landwirtschaft und der Logistik kommen GPS-Systeme zum Einsatz“, sagt DLR-Experte Florian David.

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Schlimmstenfalls könnten die Störungen sich auf die Strom- und Telekommunikationsnetze sowie auf die Finanzsysteme auswirken. Die seien nämlich zum Teil auf die präzisen Zeit-Signale der Satelliten angewiesen. David: „Hier können Störungen der Satelliten-Navigation weitreichenden Folgen haben und zu ökonomischen Schäden führen.“

Arbeitet Deutschland an Gegenmaßnahmen?

Ja, heißt es vom DLR. Das Institut für Kommunikation und Navigation entwickelt „robuste“ Satelliten-Empfänger, die sowohl „Jamming“ als auch „Spoofing“ (das Irreführen mittels falscher GPS-Signale) sicher erkennen und sehr wirksam unterdrücken können. „Die Leistungsfähigkeit konnte in zahlreichen Tests schon erfolgreich nachgewiesen werden“, so Institutschef David. Das DLR hatte, so David, zuletzt eigene Schiffe auf der Ostsee eingesetzt, um Messungen durchzuführen. „Das Ziel war dabei, die jeweiligen Störungen zu analysieren, um wirksame Gegenmaßnahmen entwickeln zu können.“

OZ



Source link www.ostsee-zeitung.de