Das Geschlecht des eigenen Babys herausfinden – für viele werdenden Eltern ein aufregender Moment. Oft wird dies mittlerweile mit einer Party groß zelebriert. Doch nicht immer ist die Nachricht mit Freude verbunden. Vor allem dann nicht, wenn man sich genau das andere Geschlecht gewünscht hatte. Welch schreckliche Gefühle dann in werdenden Eltern aufkommen können, zeigt ein Artikel von „20min“.
„Ich weinte vor Enttäuschung”
Darin berichtet ein Leser namens Ron (53): „Meine Ex-Frau wollte abtreiben, als sie erfuhr dass es ein Junge wird.“ Dies habe zu einer größeren Beziehungskrise geführt.
Ähnliches erzählt auch Anna (Name geändert). Sie wollte unbedingt einen Jungen. Als sie erfuhr, dass es ein Mädchen wird, brach ihre Welt zusammen. „Ich weinte vor Enttäuschung und mein Mann konnte mich einfach nicht verstehen. Heute liebe ich meine Tochter jedoch so fest, dass ich die Liebe kaum in Worte fassen kann.“ Nun schämt sie sich für ihre Gefühle.
Samantha (Name geändert) hat dies auch erlebt. „Ich war richtig wütend auf das Ungeborene“, wird sie von „20min“ zitiert. Auch sie liebt ihr Kind heute über alles.
„Gender Disappointment“
Viele weitere Leser berichteten „20min“ von ähnlichen Gefühlen. Dafür gibt es auch einen Begriff: „Gender Disappointment“, was soviel heißt wie „Enttäuschung über das Geschlecht“.
„Gender Disappointment“ wird erst seit wenigen Jahren erforscht, berichtet die Psychologin Anna-Lena Zietlow dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND). Es gibt mehrere Gründe, wieso sich Menschen ein bestimmtes Geschlecht wünschen. Unter anderem sollen gesellschaftliche Stereotypien und Erwartungen eine Rolle spielen, erklärt Psychologin Julia Ditzer.
In westlichen Kulturen besteht der Wunsch nach „family balancing“
Dabei sind bestimmte Menschen besonders von „Gender Disappointment“ betroffen. Dazu gehören Personen, mit einer neurotischen, extrovertierten und gewissenhaften Persönlichkeit, so Ditzer. In westlichen Kulturen besteht zudem der Wunsch nach „family balancing“, heißt es in dem Artikel des „RND“. Dies bedeutet, dass beide Geschlechter gleich oft in einer Familie vertreten sind. Weiter sagt Zietlow: „Studien zeigen, dass Eltern zwischen 19 und 25 konkretere Vorstellungen haben. Mit zunehmenden Alter überwiegt der allgemeine Kinderwunsch den Wunsch nach einem bestimmten Geschlecht.“
Was sollen werdende Eltern also tun, wenn sie diese Enttäuschung durchleben müssen? Fachpsychologin Annina Mäder rät auf „20min“ unter anderem, sich mit nahestehenden Personen auszutauschen. Zudem solle man sich im Klaren darüber sein, dass sich die Enttäuschung meistens spätestens nach der Geburt legt. Sind die Gefühle jedoch intensiv und halten lange an, sollte man sich Unterstützung durch eine Fachperson holen.