München – In Madrid, speziell unter den Fans von Real, kennt man den “FC Bayern Múnich” als “Bestia Negra”.

Doch die schwarze Bestie, gegen die man nicht gewinnen kann, die den Gegner auffrisst – das war einmal. Kein Märchen, lediglich Legende, entstanden in den 70ern und 80ern des letzten Jahrhunderts.

FC Bayern zog 2012 durch Halbfinal-Erfolg gegen Real Madrid ins Finale ein

Durch Mittelstürmer Gerd Müller mit beiden Toren beim 2:0 im Jahr 1976. Durch Doppeltorschütze Lothar Matthäus und Kapitän Klaus Augenthaler 1987, der erst den hart einsteigenden Madrilenen die Hörner zeigte (“Wir sind hier beim Fußball, nicht beim Stierkampf”), sie dann bei selbigen packte – 4:1.

Später schraubten die Bayern weiter an der Legende, von 14 Duellen zwischen 2000 und 2012 entschied man neun für sich – mit dem Höhepunkt, als die Münchner im Frühjahr 2012 das Halbfinal-Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu im Elfmeterschießen entschieden und das “Finale dahoam” klarmachten. Mit unschönem Ausgang gegen den FC Chelsea.

Real Madrid gegen den FC Bayern zuletzt immer weitergekommen

Nun wollen die Bayern wieder ins Endspiel. Nach der triumphalen Erfahrung von 2013, dem 2:1 gegen den BVB, lockt die Gelegenheit. Diesmal steigt der Gipfel wieder in London, es winkt in Wembley das “Finale at hoam”, wie die AZ-Wortfindungskommission ermittelte. Doch vor dem 1. Juni steht am Dienstag (21 Uhr, Prime Video und im AZ-Liveticker) das erste Duell mit den Königlichen an, das Halbfinal-Hinspiel.

Mit der Kernfrage: Wer fürchtet wen mehr im europäischen Klassiker? In der spanischen Hauptstadt hat man längst keine Angst mehr vor den Bayern, tatsächlich ist Real in den letzten drei K.o.-Runden-Duellen gegen die Münchner immer weitergekommen, zuletzt 2018 in der Vorschlussrunde (1:2 und 2:2).

Störgeräusche vor dem Halbfinale: Zwist zwischen Tuchel und Hoeneß

“Dieses Halbfinale fühlt sich schon an wie ein Finale”, sagte Trainer Thomas Tuchel am Montagnachmittag in der Allianz Arena, “wir wollen nach Wembley und dort gewinnen – das ist unser Ziel.” Unabhängig oder besser: Trotz aller Störgeräusche wie dem “Krieg von München” (laut der spanischen Sporttageszeitung “Marca”) zwischen Vereinspatron Uli Hoeneß und Tuchel.

Der Ehrenpräsident verzichtete nach seinem Vorwurf, Tuchel fordere bei Misserfolgen lieber neue Spieler als die eigenen zu verbessern, auf eine öffentliche Entschuldigung. Er stehe dazu, versicherte der 72-jährige dem “Kicker” und kündigte an, “wild entschlossen zu sein, meine Meinung wieder deutlicher zu machen”. Die Abteilung Attacke ist zurück. Der in seiner “Trainerehre schwer gekränkte” Tuchel blieb am Montag standfest: “Ich sag’ nichts mehr dazu. Das Thema ist abgehakt.” Glaubt er.

FC Bayern hat gegen Real Madrid mit Thomas Tuchel einen Trumpf

Doch nun zählt erst einmal Real und der 27. Hit gegen die Königlichen und deren Grandseigneur Carlo Ancelotti, von 2016 bis September 2017 bei Bayern unglücklich gescheitert. “Was Carlo als Spieler und Trainer für den Fußball getan hat, ist allerhöchstes Level”, schwärmte Tuchel, “trotzdem ist er immer super höflich und bescheiden, strahlt eine Väterlichkeit aus. Das ist außergewöhnlich.” Mit vier Titeln in der Königsklasse, zwei Mal mit Milan, zwei Mal mit Real, ist Ancelotti (64) Rekordsieger aller Trainer.

Gegen Real aber hat Bayern einen ganz besonderen Trumpf: den aktuellen Trainer – wer hätte es gedacht? Denn: Tuchel, von Hoeneß angezählt, ist motivierter denn je angesichts seines nahenden Abschieds das Endspiel zu erreichen.

Thomas Tuchel verlor gegen Real Madrid nur ein Spiel

In acht Duellen gegen Real verlor er als Trainer von Borussia Dortmund, von Paris St. Germain oder des FC Chelsea nur eines, gewann jedoch drei – bei 16:12 Toren. Ist etwa TT die wahre “Bestia Negra” für Real?

Tuchel ist Trainer, angestellt beim FC Bayern, daher oft Blitzableiter, zuletzt Boxsack. Am Montag trat er auf der Pressekonferenz nebenbei als Wahrsager auf. Dass Serge Gnabry, nach Verletzung als Joker auf der Bank, am Dienstag gegen Real Madrid treffen werde, hatte er schon am Wochenende prophezeit. Nun sagte der 50-Jährige: “Es wird passieren. Ich weiß nicht, woher ich es weiß. Aber es passiert.”

Sein Wort in Ulis Ohr.





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