Kaum stand Robert Andrich am Sky-Tisch neben Moderator Sebastian Hellmann, stimmten die Fans von Bayer Leverkusen lautstark Sprechchöre für den Retter an. Kurz zuvor hatte der 29-Jährige durch ein Tor in der sechsten Minute der Nachspielzeit die Mega-Serie seines Teams am Leben erhalten. Durch das 2:2 am Samstagabend in der Bundesliga-Partie gegen den VfB Stuttgart bleibt der bereits feststehende neue deutsche Meister auch im 46. Pflichtspiel dieser Saison ungeschlagen. 15 Mal gab es dabei einen Treffer im Nachsitzen – so auch gegen die Schwaben, die den Leverkusenern zum dritten Mal in der laufenden Spielzeit (inklusive Pokal) das Leben lange schwer gemacht hatten und sogar 2:0 in Führung gegangen waren.

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Eigentlich sollten fünf Minuten nachgespielt werden. Nach einem Foul an der Strafraumgrenze entschied Schiedsrichter Felix Zwayer – zum Unmut der Stuttgarter um den später aufgebrachten Trainer Sebastian Hoeneß – gab es aber etwas über diesen Zeitpunkt hinaus noch einen Freistoß. Andrich stand goldrichtig, zimmerte den zuvor abgeblockten Ball flach aufs Gehäuse und sorgte so für den umjubelten Ausgleich der Mannschaft von Meistermacher Xabi Alonso. Im Interview mit Hellmann sowie den Experten Julia Simic und Lothar Matthäus strahlte der späte Torschütze.

Angesprochen auf die Fan-Gesänge sagte der Nationalspieler, der vor kurzem zum zweiten Mal Vater geworden ist: „Es gibt wenig Besseres. Es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn man als Einzelner genannt wird. Man merkt, dass man eine Anerkennung bekommt für das, was man hier reinwirft – und das ist schön.“

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Mit seiner Mentalität steht der Mittelfeldspieler stellvertretend für die Last-Minute-Leverkusener. Woran es liegt, dass der Alonso-Elf immer wieder spät noch ein Remis oder auch einen Sieg rettet? „Weil wir immer dran glauben“, sagte Andrich. Es habe nach dem zweiten Gegentor „fünf bis sieben Minuten“ gedauert, in denen Bayer „ein bisschen schlucken“ musste. „Auch ich persönlich nach meinem Fehler vor dem 2:0.“ Doch man habe „bis zum Ende dran geglaubt, nach vorne gespielt, auch aufgemacht. Daran sieht man, dass die Truppe nicht verlieren wollte“, erklärte der Leverkusener Profi.

„Seine Rolle ist hier die gleiche, wie sie in der Nationalmannschaft wird.“

Lothar Matthäus über Robert Andrich

Gerade die Einstellung Andrichs nach seinem Fehler, den der VfB direkt genutzt hatte, beeindruckte Matthäus. „Dann dieses Zeichen zu setzen, weil sich die Geschichte davor auch im Kopf abspielt mit dieser persönlichen Unachtsamkeit“, das sei stark, so der Rekord-Nationalspieler. „Die Serie gibt ihnen natürlich das Selbstvertrauen“, betonte er. Mit seinem Auftreten zeigte sich Andrich in EM-Form. Bei den Länderspielen im März in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) bewies der „Kettenhund“, wie er oft genannt wird, seine Wichtigkeit an der Seite von Toni Kroos. „Seine Rolle ist hier die gleiche, wie sie in der Nationalmannschaft wird, wie Julian Nagelsmann das denkt“, sagte Matthäus.

Hradecky spricht von „50:50 aus Qualität und Glück“

Für das 2:2 gegen Stuttgart ging Andrich voll an seine Leistungsgrenze, erlitt beim Jubeln einen Krampf. „Auf beiden Seiten hat die Wade hinten zugemacht“, scherzte der späte Retter am Sky-Mikrofon. Mit welcher Überzeugung der Treffer gelang, kommentierte auch Bayer-Torhüter Lukas Hradecky. Der Finne sagte über seinen Teamkollegen: „Er hat nur daran gedacht, dass er nicht drüber schießt und irgendwie das Tor trifft.“ Für Hradecky ist der Bestand der Siegesserie kaum zu beschreiben. „Ich habe keine Wörter dafür“, sagte er. Glück sei „ein Teil davon sicherlich“. Dann fügte er an: „50:50 aus Qualität und Glück, würde ich sagen.“



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