Nach monatelangen Verhandlungen hat sich Thyssenkrupp mit der EP Corporate Group (EPCG) des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky auf eine Beteiligung am Stahlgeschäft des Industriekonzerns geeinigt. So solle Kretinskys Holding EPCG zunächst 20 Prozent an der Sparte Thyssenkrupp Steel Europe übernehmen, teilte das Unternehmen mit. Über die Konditionen sei Stillschweigen vereinbart worden.

Der Abschluss sei noch für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 geplant, teilte das Unternehmen mit. Die zuständigen Behörden sowie der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp müssen der Vereinbarung noch zustimmen. Zudem werde über die Übernahme von weiteren 30 Prozent am Stahlgeschäft verhandelt. Ziel sei weiterhin die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner je 50 Prozent halten.

Thyssenkrupp hatte zuletzt angekündigt, in der Stahlsparte Kapazitäten abbauen und Jobs streichen zu wollen. Der Schwerindustrie kommt auch eine Schlüsselrolle bei der Energiewende in Deutschland zu. Thyssenkrupp Steel Europe beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter, die meisten davon am größten europäischen Stahlstandort in Duisburg.

Einstieg soll Umbau finanzieren

Thyssenkrupp hatte Ende November Verhandlungen mit Kretinsky über dessen Einstieg ins Stahlgeschäft öffentlich gemacht. Konzernchef Miguel López erhofft sich dadurch eine Lösung bei den zu erwartenden höheren Energiekosten im Zusammenhang mit dem Umbau zu einer weniger klimaschädlichen Produktion.

Kretinsky ist im Energie-Geschäft groß geworden und ist dort weiter aktiv. Aktuell hält er in Europa aber auch zahlreiche Beteiligungen in verschiedenen Branchen – von Handelsunternehmen wie Metro über Medien-Konzerne bis hin zur Logistik. Als strategischer Partner von Thyssenkrupp Steel solle EPCG nun “seine Kompetenzen einbringen, um eine ausreichende Versorgung mit Energie in Form von Wasserstoff, Grünstrom sowie der Bereitstellung von anderen Energierohstoffen zu gewährleisten”, sagte López.

Der Schwerindustrie machen seit Jahren hohe Energie- und Rohstoffkosten und die Konkurrenz aus Fernost zu schaffen. Zudem muss die Stahlindustrie Milliardensummen für einen klimafreundlichen Umbau der Produktion stemmen. Thyssenkrupp Steel Europe kämpft zudem mit der schwachen Nachfrage der Automobilindustrie, die der wichtigste Kunde ist. 



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