Washington hat viele Milliarden für die Ukraine locker gemacht. Die Nato hat neue Flugabwehrsysteme versprochen. Kyjiw will baldige Lieferung.

Ein Soldat steht mit dem Rücken zur Kamera und läuft weg

Zu wenig Munition, zu wenig Soldat:innen: Schwierige Lage an der Front Foto: Oleksandr Ratushniak/Reuters

Hoffnung auf schnelle Waffenlieferungen

Nach der Zusage von Milliardenunterstützung aus den USA und neuer Flugabwehrsysteme von den Nato-Mitgliedern schöpft die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion neue Hoffnung. Allerdings bat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Unterstützer seines Landes, die Zeitspanne zwischen Zusagen militärischer Hilfe und der tatsächlichen Lieferung möglichst kurz zu halten.

„Die Zeit zwischen den politischen Entscheidungen und den tatsächlichen Verlusten des Gegners an der Front, zwischen der Verabschiedung des Pakets und der Stärke unserer Jungs sollte so kurz wie möglich sein“, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache.

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Samstag die Freigabe eines Hilfspakets im Umfang von 61 Milliarden US-Dollar (rund 57 Mrd Euro) für die Ukraine gebilligt, das dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland enthält. Davor hatte die Nato am Freitag beschlossen, die Ukraine mit weiteren Flugabwehrsystemen zu stärken. Ein Zeitrahmen für die Lieferung wurde in beiden Fällen nicht genannt. Lediglich in US-Militärkreisen verlautete, die benötigten Waffensysteme und Munition könnten schon in Kürze übergeben werden. (dpa)

Kommen die ATACMS aus den USA?

Der demokratische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Senat, Mark Warner, machte Hoffnung auf eine rasche Lieferung weittragender Raketensysteme vom Typ ATACMS. Er setze darauf, dass diese sofort losgeschickt würden, wenn das Gesetz endgültig verabschiedet sei. Der US-Senat muss dem Paket noch zustimmen, ehe Präsident Joe Biden das Gesetz unterzeichnen kann. Seine Zustimmung gilt als sicher.

„Jeder Tag ist jetzt wichtig – wichtig in der Kommunikation, in der Politik, in der Logistik“, unterstrich Selenskyj die Bedeutung möglichst schneller Lieferung. „Gemeinsam müssen wir den russischen Terror stoppen, Russlands Kriegspotenzial begrenzen und Putin zwingen, das Offensichtliche zu erkennen – nämlich, dass dieser Krieg ihm nichts bringen wird.“ Kurz zuvor hatte Selenskyj in einem Beitrag auf den Plattformen X (ehemals Twitter) und Telegram auf die Nutzlosigkeit von Waffensystemen in Regalen und Lagerhallen hingewiesen. (dpa)

Tschassiw Jar in der Ostukraine schwer umkämpft

Die zuletzt schwer umkämpfte Kleinstadt Tschassiw Jar im Osten der Ukraine bleibt trotz starker russischer Angriffe nach Berichten weiter unter der Kontrolle des ukrainischen Militärs. „Tschassiw Jar hält“, sagte am Sonntag der Sprecher der dortigen Truppenverbände, Nasar Woloschyn, im ukrainischen Fernsehen. „Der Feind drückt zwar, aber die Lage ist unter Kontrolle, es gibt keine russischen Truppen in der Stadt.“

Die russischen Bodentruppen versuchten erfolglos, mit Artillerieunterstützung vorzudringen. Mindestens 13 russische Angriffe seien bis zum Abend abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew am Abend mit. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Die Kleinstadt Tschassiw Jar gilt als nächstes Ziel der russischen Armee. Die Front verläuft wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Ort liegt unweit der vor knapp einem Jahr von den Russen nach schweren Kämpfen eingenommenen Stadt Bachmut.

Duma-Vorsitzender: Beschlagnahmung westlicher Vermögen

Der russische Unterhaus-Vorsitzende und enge Verbündete von Präsident Wladimir Putin, Wjatscheslaw Wolodin, droht mit der Beschlagnahme westlicher Vermögenswerte in seinem Land. „Washington hat ein Gesetz zur Konfiszierung russischen Vermögens verabschiedet, um die EU zu provozieren, denselben Schritt zu unternehmen, der verheerende Folgen für die europäische Wirtschaft haben wird“, sagt der Duma-Vorsitzende.

„Unser Land hat jetzt allen Grund, symmetrische Entscheidungen in Bezug auf Auslandsvermögen zu treffen.“ Er erläutert, dass im Ausland russische Vermögenswerte im Volumen von 280 Milliarden Dollar eingefroren seien. Nur ein Anteil von fünf bis sechs Milliarden Dollar befände sich in den USA, in der Europäischen Union seien es 210 Milliarden Euro (224 Milliarden Dollar). Laut US-Medienberichten hat das Repräsentantenhaus für ein Gesetz gestimmt, das es der Regierung von Präsident Joe Biden ermöglichen würde, bei US-Banken geparkte russische Vermögenswerte in Milliardenhöhe zu beschlagnahmen und sie in die Ukraine für den Wiederaufbau zu transferieren. (rtr)



Source link www.taz.de