Gustow. Für die zweite Lebenshälfte hatten sich Elfi Rewoldt und Frank Miller richtig viel vorgenommen. Ein eigener Gutshof sollte es sein, auf dem sie selbstbestimmt und im Einklang mit der Natur leben würden. So kauften sie sich einen Bauernhof auf Rügen und begannen, amerikanische Präriebisons zu züchten.

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Weil aber die Aufgaben auf dem Hof nicht weniger werden, wohl aber die Kräfte nachlassen, möchten sie ihren Betrieb nun in liebevolle Hände übergeben. „Wir denken langsam an den Ruhestand, und unser Sohn möchte den Betrieb nicht übernehmen“, sagt Frank Miller.

Elfi Rewoldt und Frank Miller wollen ihr WildGut Warksow an neue Eigentümer übergeben.

Elfi Rewoldt und Frank Miller wollen ihr WildGut Warksow an neue Eigentümer übergeben.

Selbstbestimmtes Leben in der Landwirtschaft

Die beiden sind Quereinsteiger in die Landwirtschaft. Miller stammt aus Sachsen-Anhalt, studierte in Leipzig Sportwissenschaften und arbeitete als Lehrer im Hochschuldienst. „Dann kam die Wende mit ihren biografischen Brüchen. Ich sattelte um und arbeitete 25 Jahre lang als Versicherungskaufmann“, sagt der 69-Jährige.

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Weil Miller bei der Armee in Parow in der Nähe von Stralsund gedient hatte, lernte er erst die Region und dann seine aus Barth stammende Lebensgefährtin lieben. „Wir wollten gern etwas machen, das uns erfüllt und ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht“, sagt Elfi Rewoldt, die bis dahin ein Elektrogeschäft in Barth betrieb.

Amerikanische Präriebisons auf Rügener Scholle

Als sie von einem Brandenburger Landwirt erfuhren, der seinen Betrieb auf Wildtiere umgestellt hatte, wollten sie das auch. Sie verkauften Hab und Gut und erwarben die Hofstelle in Warksow. Jahre schwerer Arbeit sollten folgen. „Zunächst einmal haben wir ganz auf uns allein gestellt 21 Kilometer Zäune um das Anwesen gezogen“, erinnert sich Elfi Rewoldt.

Dann richteten sie die Stallanlage her und setzten die Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 30 kwp auf das Dach. Im nächsten Schritt brachten sie die Weiden in Ordnung, auf denen sich seit Jahrzehnten Müll und Schrott angesammelt hatten. Sogar einen Eisenbahnwaggon hätten sie im Gutswald gefunden. „Keine Ahnung, wie der dahingekommen ist“, so Miller.

Gut drei Hektar Fläche gehören zum Wildgut Warksow.

Gut drei Hektar Fläche gehören zum Wildgut Warksow.

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„Weil wir anfangs wenig Ahnung hatten, half uns der Landesverband für landwirtschaftliche Wildhaltung – und nachdem uns die Hansestadt Stralsund weiteres Land verpachtet hat, konnten wir nach zehn Jahren dann mit dem Aufbau unseres Wildtierbestands beginnen.“ Ausgerechnet amerikanische Präriebisons sollten es sein, und weil der dafür vorhandene Genpool in Europa klein ist, kauften sie nach sechs Jahren 14 weitere Tiere aus Amerika hinzu. „Wir haben uns mit dem Wildgut Warksow der Zucht und Vermarktung dieser Tiere verschrieben“, sagt Elfi Rewoldt, die mit ihrem Verkaufswagen auch auf Märkten in Thiessow, Binz oder Stralsund zu finden ist.

Der amerikanische Bison

Der amerikanische Bison ist das größte Landsäugetier Amerikas. Sein Lebensraum ist das offene Grasland der nordamerikanischen Prärien.

Vor der Ankunft europäischer Siedler auf dem Kontinent wurde der Bestand auf rund 30 Millionen Tiere geschätzt. Heute leben nur noch etwa 30 000 Individuen in Nationalparks – und die Art gilt als „potenziell gefährdet“.

Grundstück mit einer Fläche von 33 000 Quadratmetern

„Zurzeit befindet sich der Betrieb in der Entwicklung zu einer hoch spezialisierten Wildtierhaltung mit integrierter Vermarktung der Produkte“, heißt es nun im Inserat des beauftragten Maklerbüros. Das Grundstück hat eine Gesamtgröße von gut 33 000 Quadratmetern. Neben dem Gutshaus mit einer Wohnfläche von mehr als 500 Quadratmetern gehören ein Wirtschaftsgebäude mit tausend Quadratmetern und eine 70 Meter lange Scheune zu der Hofstelle. Für alle Gebäude besteht starker Renovierungs- und Sanierungsbedarf. Wenn es einmal fertig ist, könne das ehemalige Rittergut „ein Ort des Zaubers mit der Reminiszenz einer vergangenen Epoche“ geworden sein.

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Dann würde der Hof auch zwei oder drei Familien ernähren können, glaubt Miller. „Reiche Investoren, die ein Event- oder Hochzeitshotel eröffnen wollen, interessieren uns nicht“, sagt er. „Aber die Käufer können auch keine Idealisten sein, die von einer hundertprozentigen Finanzierung durch die Bank träumen.“ Über den Kaufpreis schweigt er sich lieber noch aus.

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Bis zu einem eventuellen Verkauf möchte das Paar sein Konzept weiterverfolgen. Baugenehmigungen für Rückbau und Sanierung des Gutshauses sind ebenso vorhanden wie die Erlaubnis, einen Hofladen zu errichten. „Wir fangen jetzt an, den alten Zustand des Wohnhauses herzustellen“, so Miller. Es könnte einmal der Ferienvermietung dienen. „Ich habe in meinem ersten Leben eine Ausbildung zum Baufacharbeiter absolviert – und einer unserer beiden Söhne ist Tischler und Zimmermann, da können wir viel Eigenarbeit einbringen“, sagt Miller.

Anlage bietet Potenzial für individuelle Nutzungen

Wer den Betrieb übernehmen möchte, sollte sich für Natur und Geschichte interessieren, sich den Mühen von Aus- und Weiterbildung unterziehen und alle notwendigen Zertifikate erwerben, betonen die Eigentümer. „Die Anforderungen an die Haltung normaler Nutztiere oder Wildtiere unterscheiden sich doch sehr. Wir würden deswegen eine Übergangsphase begleiten, wenn das gewünscht ist.“

Wildgut Warksow liegt in ländlicher Idylle inmitten blühender Rapsfelder.

Wildgut Warksow liegt in ländlicher Idylle inmitten blühender Rapsfelder.

Ansonsten biete die Anlage großes Potenzial für die individuelle Gestaltung persönlicher Vorstellungen und weiteren Nutzungen seien keine Grenzen gesetzt. „In der großen Scheune, die wir noch entkernen wollen, könnte sich durchaus jemand verwirklichen. Alle Nutzungen von der Stellfläche bis zur Orangerie wären denkbar“, betont Miller. Es ließe sich beispielsweise ein Konzept „Urlaub wie vor 150 Jahren“ in Warksow umsetzen. Das dann aber doch mit den Annehmlichkeiten moderner Technik.

OZ



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