Überlebende des Hamas-Massakers auf dem Nova-Musikfestival am 7. Oktober haben am Dienstag bei einer parlamentarischen Anhörung vor der Knesset über ihre traumatischen Erfahrungen gesprochen. Dabei erhoben sie schwere Vorwürfe gegen die israelische Regierung. Die vom Staat bereitgestellte psychologische Unterstützung sei nur unzureichend, sagten die Überlebenden, wie israelische Medien berichten.

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Hamas-Terroristen hatten am 7. Oktober 2023 das Musikfestival in der Nähe des Kibbuz Reʿim überfallen und 364 Zivilisten getötet. Viele weitere wurden verletzt und 40 als Geiseln in den Gazastreifen entführt. Insgesamt wurden beim Überfall der Hamas auf Israel mehr als 1200 Menschen getötet.

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Zu wenig psychologische Behandlung

Yuval Rafael, einer der Überlebenden, sagte vor dem Parlament, er habe sich unter Dutzenden Leichen, die aus Löchern in ihren Körpern bluteten, vor den Terroristen versteckt. „Immer wenn die Terroristen kamen, drückte ich ihre Wange an meine, um so meinen Kopf vor den Kugeln zu schützen – und die Terroristen kamen immer und immer wieder. So habe ich acht Stunden ausgeharrt“, wird er von „Fokus Jerusalem“ zitiert.

Yuval Rafael kritisiert, dass den Überlebenden – anders als traumatisierten Soldaten oder Reservisten – nur 24 psychologische Behandlungen zustünden. Diese habe er bereits hinter sich. „Aber danach? Warum muss ich um eine Behandlung betteln?“

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Bürokratische Hürden

Auch Naama Eitan, eine weitere Überlebende des Musikfestivals, berichtet von bürokratischen Hürden bei der Suche nach psychologischer Hilfe. „Warum sollte ich ständig beweisen, was ich erlebt habe? Warum bin ich gezwungen, immer wieder die Einzelheiten meiner Erlebnisse zu wiederholen, damit sie mir glauben?“ fragte sie bei der Anhörung laut des israelischen Fernsehsenders „i24news“.

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„Ich habe an einer Studie teilgenommen, die meinen Puls und andere Parameter überwachte und zeigte, wie schlecht es mir geht“, erklärte Naama Eitan weiter. „Ich schlafe durchschnittlich zwei Stunden pro Nacht. Jeden Morgen um sieben Uhr erlebe ich die Momente noch einmal, als ich mit im Gebüsch versteckt war und die Terroristen an mir vorbeigingen.“

Debatte um angebliche Selbstmorde

Guy Ben Shimon, ein weiterer Überlebender, erzählte, dass es fast 50 Selbstmorde unter den Nova-Überlebenden gegeben habe. „Diese Zahl, die vor zwei Monaten galt, könnte seitdem gestiegen sein“, ergänzte er und betonte, dass viele seiner Freunde, die dem Massaker entkommen waren, sich von den traumatischen Ereignissen nicht erholen konnten.

Kann Rache der richtige Weg sein?

Der israelische Premier Benjamin Netanjahu argumentiert, kein Land der Welt würde Attacken wie die aus dem Iran unbeantwortet lassen. Wer sich einlässt auf die Gefühlslage der Israelis, kommt zu folgendem Schluss: Da hat er wohl recht. Doch ob Rache wirklich weise ist, haben kluge Denker schon vor Jahrtausenden bezweifelt – mit guten Gründen.

Das israelische Gesundheitsministerium dementierte in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme die Zahl der Selbstmorde und bezeichnete diese als „falsch“. Die Zahl der Selbstmorde und der Krankenhauseinweisungen unter Überlebenden des Festivals sei dem Gesundheitsministerium nicht bekannt, heißt es weiter in der Stellungnahme, aus der die „Jerusalem Post“ zitiert.

Der Verein „Mentor For Life“, der sich für die Prävention von Suiziden einsetzt, untermauerte die Position des Gesundheitsministeriums. Es habe unter den Nova-Überlebenden eine Reihe einzelner Selbstmordfälle gegeben, „aber sicherlich nicht Dutzende“, erklärte der Verein laut des Berichts.

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1700 Überlebende in Behandlung

Andererseits sei jeder Fall schmerzhaft und tragisch und es müsse alles getan werden, um Selbstmorde unter den Überlebenden und im Allgemeinen zu verhindern, hieß es weiter. Nach Angaben des Ministeriums für Wohlfahrt und Soziales werden derzeit 1700 der 3800 Überlebenden des Massakers wegen Angststörungen behandelt.

Guy Ben Shimon, der das Massaker überlebte, berichtete vor dem Parlament, dass viele seiner Freunde das Bett nicht mehr verlassen könnten, „auch ich nicht“, sagte er. „Ich bin praktisch nicht in der Lage, irgendetwas zu tun. Ich musste mir einen Hund zulegen, der mir hilft, in meinem täglichen Leben zu überleben.“ Das Ziel für alle sei es, zur Arbeit zurückzukehren und normal zu funktionieren, „aber ohne angemessene Hilfe können wir das nicht schaffen“, sagte er.

Haben Sie Suizidgedanken? Dann wenden Sie sich bitte an folgende Rufnummern:

Telefonhotline (kostenfrei, 24 h), auch Auskunft über lokale Hilfsdienste:

(0800) 111 0 111 (ev.)

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(0800) 111 0 222 (rk.)

(0800) 111 0 333 (für Kinder / Jugendliche)

E-Mail unter www.telefonseelsorge.de



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