Gauting/Starnberg/Weßling/Seefeld – Am 3. September geht es wieder los – dieses Mal vielleicht zum letzten Mal. 130 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme werden dann auf dem Fünfseen-Filmfestival gezeigt. Danach könnte Schluss für immer sein. Festivalleiter Matthias Helwig weiß nicht, ob es im kommenden Jahr noch mal eine Veranstaltung geben wird.

Die Fördergelder würden immer weiter gekürzt, sagt er. Aktuell ist der Leiter dreier Breitwand-Kinos alleiniger Veranstalter des Festivals, was eher die Ausnahme sei. Für das diesjährige Festival habe er Zuschüsse von der Stadt Starnberg in Höhe von 43.700 Euro beantragt, sagt Helwig der AZ. 23.000 Euro bekomme er nun tatsächlich, im vergangenen Jahr waren es noch 38.000 Euro.

Fördermittel auf dem Prüfstand: Fünfseen-Filmfestival vor dem Aus? 

Bei der Gemeinde Gauting habe er 15.800 Euro beantragt und bekomme nun 4000 Euro. Vergangenes Jahr waren es 5000 Euro. Zu den sinkenden Förderungen kämen gleichzeitig steigende Raum- und Personalkosten – weshalb man die Summe in den Förderanträgen höher angesetzt habe.

Die Stadt Starnberg verweist auf AZ-Anfrage auf die schwierige Haushaltslage. Neben der Förderung in Höhe von 23.000 Euro übernehme man auch die Kosten für die Schlossberghalle. Und nicht nur das Fünfseen-Filmfestival bekomme weniger Geld: Die Kürzungen beträfen mit wenigen Ausnahmen alle Antragsteller in derselben Höhe von 60 Prozent, heißt es von der Stadt. Auch in den kommenden Jahre würden alle Fördermittel auf den Prüfstand kommen.

Filmfestival-Leiter Matthias Helwig fühlt sich nicht mehr wertgeschätzt 

Ähnliches hört man aus Gauting: Die Gemeinde teilt auf Anfrage mit, dass man 2024 eigentlich 5000 Euro wie im vergangenen Jahr hätte zahlen wollen, im Zuge der Haushalts-Einsparungen in diesem Frühjahr aber auf 4000 Euro kürzen musste. Die Gemeinde Gauting befinde sich in einer sehr schwierigen Finanzsituation. Zu Beginn der Haushaltsberatungen 2024 habe das Defizit im Verwaltungshaushalt bei fast zwei Millionen Euro gelegen. Ein Zuschuss in der geforderten Höhe sei überdies noch nie gewährt worden, teilt Pressesprecherin Charlotte Jans mit.

Seit 2007 lädt das Filmfestival Filmschaffende und Filmbegeisterte ins Fünfseenland. Auch hochkarätige Gäste waren schon da, wie etwa die gerade für einen Oscar nominierte Sandra Hüller. Bei 360.000 Euro liegen die Gesamtkosten des Festivals jährlich, sagt Helwig. Die Fördersummen seien angesichts dessen gering. Als Privatmann fühle man sich da nicht wertgeschätzt und es sei auch irgendwann nicht mehr machbar – er müsse immer mehr an Geld zuschießen.

Dem Fünfseen-Filmfestival ist der finanzielle Engpass bereits jetzt anzumerken 

Dass nun auch nach der Pandemie wieder an der Kultur gespart werde, ärgert Helwig. Qualität koste Geld, die falle nicht vom Himmel. Andere Festivals hätten auch Probleme, würden aber stärker von den Kommunen unterstützt, etwa das Münchner Filmfest. Die finanzielle Lage der Kommunen verstehe er, sagt Helwig. “Aber gerade in dieser Situation muss man sich fragen, ob man ein Festival mit dieser weit ausstrahlenden Bedeutung weiter haben will oder nicht.”

Ein kommendes Festival werde nur möglich sein, wenn es noch in diesem Jahr auf eine breitere Basis gestellt werde. Sollten sich die Kommunen nicht mehr beteiligen wollen, wäre die Alternative die Gründung eines Freundeskreises, so wie das die meisten anderen Kulturveranstaltungen auch hätten, sagt der Chef des Festivals.

Dem Festival wird man die negative finanzielle Entwicklung schon in diesem Jahr anmerken: Die Eröffnungsfeier findet nicht in der Open-Air-Kulisse am Ufer des Starnberger Sees statt, sondern in der Schlossberghalle Starnberg. Die Dampferfahrt wird entfallen. In den kommenden Wochen soll es nun Gespräche geben. Am 14. Mai um 19 Uhr lädt das Festival ins Kino Breitwand Gauting ein, und will in einer offenen Diskussion herausfinden, ob ein Festival auch 2025 möglich sein wird. Alle seien willkommen. Gezeigt wird auch ein ausgewählter Kurzfilm.





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