Zum Auftakt der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sollte es eigentlich um das moderne China gehen. Chongqing ist eine pulsierende Metropole mit einem Wirtschaftswachstum weit über dem Landesdurchschnitt und einer beeindruckenden Architektur aus Tausenden von Wolkenkratzern und zahllosen Riesenbrücken, die die Flussufer des Jialing und des Jangtse verbinden. 32 Millionen Menschen leben in der Region, die als größte Stadt der Welt gilt und mit neun Millionen Einwohnern ungefähr so groß ist wie Österreich.
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Dann aber gibt es nur ein Thema: Der Krieg im Nahen Osten und der Angriff des Irans auf Israel, der eine historische Zäsur darstellt. Nie zuvor haben die Mullahs ihre Raketen und Drohnen direkt nach Israel geschickt.
Von der Attacke des Iran erfährt Scholz im Flugzeug
Auf dem gut neunstündigen Hinflug von Berlin nach Chongqing erfährt der Kanzler von der Attacke. Zunächst ist die Situation unklar: Sind die 200 Raketen und Drohnen nur eine erste Welle zahlreicher Angriffe? Im Laufe des Vormittags kann vor Ort, wo man der deutschen Zeit sechs Stunden voraus ist, Entwarnung gegeben werden. Es gab nur diese eine Welle. Fast alle feindlichen Waffen konnten vor israelischem Staatsgebiet abgefangen werden.
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Dennoch kann Scholz sein Programm nicht einfach abspulen. Er muss sich in eine Besprechung der Staats- und Regierungschefs der großen Wirtschaftsnationen G7 schalten. Außerdem soll der UN-Sicherheitsrat tagen.
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Stadtrundgang und Bootsfahrt werden abgesagt
Da wirken Bilder touristischer Programmpunkte, die zu einer so langen Reise auch dazugehören, unpassend. Der Stadtrundgang wird kurzerhand abgesagt. Eine geplante Bootsfahrt auf den großen Flüssen der Stadt soll ohne den Kanzler stattfinden.
Und so wird es auch nichts mit dem Plan, das moderne China kennenzulernen. Dabei verfügt Chongqing über den Kulturmarkt Testbed 2. Dort hat sich auf dem Gelände einer alten Banknotendruckerei die Kreativszene breitgemacht. Man könnte dort fast vergessen, dass Kunst und Kultur, Flohmärkte, Pop-up-Galerien und spontane Konzerte Teil eines Überwachungsstaates sind.
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Krisen-Radar
RND-Auslandsreporter Can Merey und sein Team analysieren die Entwicklung globaler Krisen im wöchentlichen Newsletter zur Sicherheitslage – immer mittwochs.
Chongqing verfolgt auch eine Öffnungspolitik für Handel und Industrie, was unter anderem zu hohen Investitionen der Firma Bosch dort geführt hat. Seit 2023 gibt es das Hochtechnologiezentrum Bosch Hydrogen Powertrain Systems – ein Joint Venture zwischen Bosch und dem chinesischen LKW-Bauer Qingling Motors. Man produziert dort mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen für den Schwerlasttransport. Sie werden als Antrieb für LKWs und andere Nutzfahrzeuge genutzt, perspektivisch sollen sie auch im Schiffs- und Eisenbahnverkehr eingesetzt werden. Diese Produktionsstätte schaut sich der Kanzler mit der Wirtschaftsdelegation trotz der schwelenden internationalen Krise an.