Der Iran hat in der Nacht auf Sonntag erstmals in der Geschichte Israel direkt angegriffen und hunderte Drohnen sowie Marschflugkörper und Raketen auf den jüdischen Staat abgefeuert. „Ein Großangriff des Irans ist eine große Eskalation“ für die Region, sagte der Chef-Sprecher des israelischen Militärs, Daniel Hagari. Der Großteil der abgefeuerten Flugkörper sei abgefangen worden.

Neben der israelischen Raketenabwehr und Luftwaffe beteiligten sich die Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien und Jordanien beim Abfangen der iranischen Angriffe. Mehrere ballistische Raketen erreichten laut Hagari dennoch israelisches Territorium und beschädigten einen Luftwaffenstützpunkt leicht. Ein siebenjähriges Mädchen wurde schwer verletzt. An zahlreichen Orten wurde Raketenalarm ausgelöst. Nach einigen Stunden gab der israelische Heimatschutz vorerst Entwarnung. Auch der Luftraum über Israel wurde wieder geöffnet.

Zahlreiche örtliche Medien gehen allerdings von einem massiven Gegenschlag Israels aus. Irans Revolutionsgarden warnten die USA unterdessen vor einer Einmischung. „Jede Unterstützung und Beteiligung an der Beeinträchtigung der Interessen Irans“ werde eine „entschiedene Reaktion der Streitkräfte der Islamischen Republik Iran nach sich ziehen“, hieß es in einer im TV verlesenen Erklärung der Revolutionswächter.

Warnungen vor einer Zuspitzung der Lage

Die Attacke des Irans wird als Reaktion auf einen mutmaßlich von Israel ausgeführten Luftschlag auf die iranische Botschaft in Syrien am 1. April gedeutet. Dabei kamen auch mehrere Generäle der Revolutionsgarden ums Leben. „Der Grund für diese Operation war die Überschreitung der roten Linien durch das zionistische Regime, die für uns nicht tragbar war“, zitierte die Nachrichtenagentur Irna den iranischen Generalstabschef Mohammed Bagheri. In Teheran feierten zahlreiche Menschen auf der Straße die Angriffe auf Isreal.

Zudem warnte der Iran Israel vor einem Gegenangriff. „Sollte das israelische Regime erneut einen militärischen Angriff durchführen, wird die Antwort des Irans mit Sicherheit stärker und entschlossener ausfallen“, schrieb Irans UN-Botschafter Amir Saeid Irawani laut Irna an UN-Generalsekretär António Guterres. Der UN-Sicherheitsrat plant laut internationaler Medien noch für Sonntag eine Sondersitzung.

Guterres warnte vor dem Risiko einer Zuspitzung der Lage. „Ich bin zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region. Ich fordere alle Parteien auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben, um Maßnahmen zu vermeiden, die zu größeren militärischen Konfrontationen an mehreren Fronten im Nahen Osten führen könnten“, teilte er in New York mit.

Scholz: „Deutschland steht eng an Israels Seite“

US-Präsident Joe Biden will am Sonntag ein Treffen der G-7-Staaten einberufen, um eine „einheitliche diplomatische Antwort“ auf den „dreisten“ iranischen Angriff zu koordinieren, wie er auf X erklärte. In Berlin kam angesichts der Eskalation im Nahen Osten der Krisenstab der Bundesregierung unter der Leitung von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zusammen.

Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die iranischen Luftangriffe auf Israel „mit aller Schärfe“ verurteilt. „Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbrand“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit Sonntagmorgen in Berlin. „In diesen schweren Stunden steht Deutschland eng an der Seite Israels.“ Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte die iranischen Attacke auf Israel und sprach von einer „beispiellosen Eskalation“. (gb)



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