Lübeck. Bravorufe vom Publikum im Theater Lübeck für Schauspieler Mark Waschke und den Klangkünstler Stefan Weinzierl: Ihre Performance des berühmten Science-Fiction-Romans „Die Zeitmaschine“ war am Freitagabend wie eine fantastische Traumreise, zu der auch das faszinierende Video-Design von Rocco Helmchen beitrug.

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Da war kein Stuhl und kein Tisch, an dem jemand las. Vielmehr irrlichterte Mark Waschke, „Tatort“-Liebhabern als Berliner Kommissar Robert Karow bekannt, zunächst im Saal der voll besetzten Kammerspiele umher. „Ist das der Anfang? Ich bin völlig durch den Wind“, stammelte er und teilte seine Gedanken über Zeit und Raum mit dem Publikum. „Ein Würfel“, so sinnierte er, „hat Länge, Breite und Höhe, aber auch Dauer. Das wird immer übersehen.“

Auf Tuchfühlung mit den Zuschauern

Der groß gewachsene Mann scheute nicht davor zurück, sich durch eine Zuschauerreihe zu drücken und dabei auf Tuchfühlung zu gehen. Schließlich arbeitete sich Waschke in seiner Rolle als namenloser Zeitreisender auf die Bühne, wo ein Hocker und ein Notenständer mit einem Textbuch auf ihn warteten. Dort hatte sich schon der Musiker Stefan Weinzierl vor einem großen Xylophon und anderen Schlaginstrumenten samt elektronischer Verstärkung platziert. Und dann ging sie los, die Reise des nachdenklichen Forschers in das Jahr 802.701, wie sie der britische Schriftsteller, Biologe, Historiker und Soziologe H. G. Wells in seinem Roman von 1895 erzählt.

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Während Mark Waschke vortrug, wie die Romanfigur an seiner Zeitmaschine die Hebel umlegt, zogen zugleich die surrealen Videobilder von Rocco Helmchen die Zuschauer wie in einen Sog. Die Klangwelten von Stefan Weinzierl, faszinierend und bedrohlich zugleich, verstärkten dieses Gefühl.

Musiker Stefan Weinzierl trug mit seinen Klangwelten passend zu den surrealen Videobildern von Rocco Helmchen zu einem besonderen multimedialen Erlebnis bei.

Musiker Stefan Weinzierl trug mit seinen Klangwelten passend zu den surrealen Videobildern von Rocco Helmchen zu einem besonderen multimedialen Erlebnis bei.

Paradies entpuppt sich als entmenschlichte Hölle

Und anstelle einer Lesung lebte Mark Waschke seine Figur – ob sitzend, stehend oder kauernd. Der Zeitreisende ist ein Suchender, später ein Verzweifelter. Er hofft, in der Zukunft eine bessere Welt vorzufinden. Doch das scheinbare Paradies entpuppt sich als entmenschlichte Hölle, aus der der Zeitreisende schließlich dramatisch fliehen muss.

Alle drei Künstler zogen das Publikum mit ihrer intensiven Gestaltung der dystopischen Geschichte, die trotz allem mit einem Hoffnungsschimmer endet, bis zuletzt in ihren Bann. Sie haben ein multimediales Erlebnis voller atemloser Spannung kreiert.

LN



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