München – Der Hanf-Aktivist Vaclav Wenzel Cerveny scheint ein hartnäckiger Mann zu sein. Vielen Widrigkeiten zum Trotz will er seinen Cannabis-Club in Gang bringen. Angemeldet ist der Verein schon lange. 125 Mitglieder hat sein Aschheimer Chillout-Club. Maximal 500 Mitglieder dürfen es pro Club sein. “Es stehen 800 weitere Interessenten auf der Warteliste. Wer den Monatsbeitrag von 150 Euro zuerst zahlt, wird Mitglied”, sagt Cerveny, bis eben die 500 voll sind.

Er will die Dinge so einfach wie möglich gestalten. Denn die momentane Lage ist für seinen Club kompliziert genug. An mehreren Fronten muss er improvisieren. Einerseits hat bekanntlich das Aschheimer Rathaus in etwa 120 Metern Entfernung einen Mini-Spielplatz bauen lassen. Rechtlich würde der grundsätzlich verhindern, dass Cerveny in seinem Chillout-Club Hanf anbauen darf.

Die Regel lautet: Im Umkreis von 200 Metern dürfen keine Schulen, Spielplätze oder Jugendeinrichtungen sein. Wahrscheinlich müssen Gerichte irgendwann urteilen, ob Cervenys Chillout-Club weit genug entfernt ist vom Mini-Spielplatz vor dem Rathaus. 

Seit 1. April ist der Konsum von berauschendem Hanf für Volljährige legal. Nun ließ sich Cerveny deshalb 500 Hanf-Stecklinge aus Österreich kommen, die er an volljährige Interessenten verkauft, für 20 Euro das Stück. Erwachsene dürfen seit der Gesetzesänderung drei solcher Pflanzen daheim besitzen. “Es stehen manchmal bis zu zehn Käufer in der Schlange”, erzählt Cerveny. Und die meisten wollen drei Pflanzen.

Cannabis-Club bei München: “Mit meinen Pflanzen ist man eher der Weintrinker”

Zehn verschiedene Sorten habe er, mit einem berauschenden THC-Anteil von etwa 10 bis 15 Prozent. Pro Tag verkaufe er etwa 150 von ihnen. “Auf dem Schwarzmarkt bekommt man Ware, die einen THC-Anteil bis zu 50 Prozent hat”, erklärt Cerveny, “das ist wie Schnaps trinken”. Wer hingegen von seinen Stecklingen mal ernte und konsumiere, sei im Vergleich dazu ein Weintrinker.

Es ist derzeit insgesamt seltsam verzwickt. Denn obwohl ja das Kiffen inzwischen für Erwachsene legal ist, stellt sich die Frage: Woher soll das Cannabis denn kommen, wenn die Clubs noch nicht anbauen können? Die Pflanzen werfen nämlich erst Cannabis ab, wenn sie in freier Natur etwa sechs Monate gewachsen sind und die Tage wieder kürzer werden, so Cerveny.

Aber das – also kürzere Tage – kann man eben simulieren, im Optimalfall in professionellen Anbau-Boxen. “Dann blühen sie nach etwa 90 Tagen und bald danach kann man ernten und trocknen”, sagt Cerveny. Frühestens in 90 Tagen also könnten Konsumenten erst legal selbst angebautes Cannabis verwenden. Und mindestens bis dahin dürften sich die Anbieter auf dem Schwarzmarkt ziemlich freuen, denn ihr Absatz dürfte bis dahin steigen.

Der Cannabis-Club in Aschheim investiert 250.000 Euro für professionelle Hanf-Anbau-Container

Cerveny kann ab 1. Juli laut dem neuen Cannabis Bundesgesetz “CanG” in seinem Club Hanf-Pflanzen züchten und Cannabis ernten. Wenn man 90 Tage hochrechnet, könnte er frühestens Ende September an seine Club-Mitglieder 50 Gramm pro Monat weitergeben. Um so schnell wie möglich den Bedarf der Mitglieder zu decken, hat Cerveny für den Fall der Fälle drei Großcontainer aus den USA bestellt, die professionell für den Cannabisanbau eingerichtet sind.

Diese Container sind vor allem eine Reaktion auf den Spielplatz, den die Gemeinde bauen ließ. Wenn also die Anbaugenehmigung des Chillout-Clubs wegen des Spielplatzes scheitert, will Cerveny die Anbau-Container auf einer angemieteten Gewerbefläche fernab von Spielplätzen und Schulen aufstellen, darin anbauen, ernten und an seine Mitglieder weitergeben, am Sitz des Chillout-Clubs, Saturnstraße 61, Aschheim.

Trotz Cannabis-Legalisierung in München: Markus Söder wird sich maximal Zeit lassen

Hinzu kommt: Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) und auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) haben bereits angekündigt, das Cannabisgesetz des Bundes so streng wie nur möglich auszulegen und es den Clubs schwer zu machen. Derzeit wird in Bayern eine Kontrollbehörde mit zwei Standorten aufgebaut, in Erlangen und Oberschleißheim. Sie soll Anbau und Weitergabe von Cannabis prüfen und vor allem die Clubs. Doch “wahrscheinlich wird sich Herr Söder maximal Zeit lassen “, schätzt Cerveny.

Den Plan ließ sich Cerveny einiges kosten. Etwa 250.000 Euro seien die drei Hanfanbau-Container wert. Wenn sie ankommen, will er sie erst einmal auf dem Parkplatz der Saturnstraße aufstellen, vor dem Hanfladen Natur-Erlebniswelt, einer ehemaligen Rewe-Filiale. “Jeder ist eingeladen, die Container anzusehen”, sagt Cerveny, “auch Herr Söder!” Er rechnet damit, dass sie spätestens am 1. Juli ankommen.





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