Kiel. Die Anzahl der Krankenhauseinweisungen mit der Diagnose Hautkrebs ist im Jahr 2022 in Schleswig-Holstein weiter angestiegen. So wurden insgesamt 3037 Patienten deswegen in Kliniken stationär behandelt. Das sind sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor (2866). Dies teilte die AOK NordWest jetzt auf Basis aktueller Daten des Statistischen Bundesamtes mit. Hautkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland.

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„Die weiter steigenden Zahlen zeigen, wie wichtig die Früherkennung ist. Mit dem Hautkrebs-Screening ist es möglich, Hautkrebs oder seine Vorstufen früh zu entdecken. So sollen die Heilungschancen verbessert und schwere Komplikationen vermieden werden“, sagt AOK-Vorstandschef Tom Ackermann.

AOK: Nur zehn Prozent gehen zur Vorsorge

Im Frühstadium verursacht Hautkrebs keinerlei Beschwerden. Umso wichtiger sei das Screening, betonen übereinstimmend AOK und UKSH. „Hautkrebs ist fast immer heilbar, wenn er rechtzeitig erkannt wird“, sagt Ackermann. Doch das kostenfreie Screening wird im Norden nur wenig genutzt: Lediglich 10,7 Prozent der AOK-Versicherten in Schleswig-Holstein haben 2022 dieses Angebot in Anspruch genommen. Im Jahr 2019 waren es noch 13,3 Prozent.

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„Die Fallzahlen steigen, und wir sehen auch viele stark fortgeschrittene Tumore“, sagt Prof. Evelyn Gaffal, Direktorin der Hautklinik am UKSH Lübeck. Dies sei ein deutliches Indiz dafür, dass die Vorsorge zu wenig genutzt werde.

Kein Organ ist so gut zugänglich wie die Haut

Das Hautkrebs-Screening ist eine rein visuelle Untersuchung der gesamten Haut. Der Arzt sucht dabei den Körper von Kopf bis Fuß auf verdächtige Pigmentmerkmale ab wie zum Beispiel Muttermale, Alters- oder Leberflecken. Da die Haut so gut zugänglich ist wie kein anderes Organ, sind die verschiedenen Krebsarten laut Ackermann bereits im Frühstadium gut zu finden.

Die gefährlichste Hautkrebsart ist der schwarze Hautkrebs (Malignes Melanom). Aber auch die hellen Hautkrebsarten (Basalzellkarzinom und Stachelzellkarzinom) sollten laut AOK möglichst frühzeitig behandelt werden, denn dann sei die Krankheit fast vollständig heilbar. „Es ist wichtig, die Chance der frühen Diagnostik zu nutzen“, betont AOK-Chef Ackermann. Die Kosten für ein Hautkrebs-Screening übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre für ihre Versicherten vom 35. Geburtstag an.

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Der typische Schwarzer-Hautkrebs-Patient sei zwischen 60 und 70 Jahre alt, „denn diese Generation wurde in der Kindheit nicht vor der Sonne geschützt“, erläutert UKSH-Professorin Gaffal. Sonnenbrände in der Kindheit seien besonders verheerend, weil die Sonnenstrahlung Schäden in der DNA verursacht, die der Körper nur eine gewisse Zeit lang reparieren könne. Besonders anfällig für weißen Hautkrebs seien Menschen, die sehr viel draußen sind – Bergsteiger, Seefahrer, Landwirte, Bauarbeiter.

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Auch wenn die Eigenschutzzeit je nach Hauttyp variiere, rät die UKSH-Professorin grundsätzlich allen, stets eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 aufzutragen – und zwar eine halbe Stunde, bevor man in die Sonne geht. Außerdem sollte bei starker Sonneneinstrahlung jeder nur mit Sonnenhut und Sonnenbrille aus dem Haus gehen und die Mittagssonne grundsätzlich meiden. „Sonnenschein tut gut und sorgt erwiesenermaßen für die Ausschüttung von glücklich machenden Endorphinen – aber dennoch sollten wir der Sonne gut beschützt begegnen“, rät die Medizinerin.

Zu wenig niedergelassene Dermatologen

„Ich empfehle jedem, zum Hautscreening zu gehen“, betont Gaffal. Allerdings scheiterten gute Vorsätze oft an der Realität. „Die Hautkrebsvorsorge ist zeitintensiv und wird nicht gut vergütet“, sagt die Medizinerin. Entsprechend schwierig sei es, Termine zu bekommen, zumal es vielerorts zu wenig niedergelassene Dermatologen gebe. Dennoch sollten Patienten „unbedingt am Ball bleiben“ und sich frühzeitig um einen Vorsorge-Termin kümmern.

Regelmäßige Selbstkontrolle

Die AOK rät allen Schleswig-Holsteiner, ihre Haut auch selbst zu kontrollieren und bei Auffälligkeiten einen Arzt aufzusuchen. Dabei sollten Pigmentmale nach der ABCDE-Regel beobachtet werden.

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A steht dabei für Asymmetrie: Ein Melanom hat typischerweise unregelmäßige Formen.

B steht für Begrenzung: Die Grenzen am Rand eines Melanoms sind unscharf, verwaschen oder unregelmäßig.

C steht für Colour (Farbe): Es ist nicht einheitlich gefärbt (mehrere Farbtöne) oder verändert seine Farbe (wird mit der Zeit heller oder dunkler).

D steht für Durchmesser: Hat es mehr als zwei Millimeter Durchmesser, sollte es kontrolliert werden.

E steht für Erhabenheit: Seine Oberfläche verändert sich, zum Beispiel rau oder schuppend, und es ragt mehr als einen Millimeter über die umliegende Haut heraus.

LN



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