In der US-Metropole Chicago ist ein schwarzer Autofahrer während einer Verkehrskontrolle von der Polizei erschossen worden. Die Polizeiaufsichtsbehörde untersucht den Fall. Videoaufnahmen zeigen, dass
Polizeibeamte in Zivil innerhalb von 41 Sekunden fast 100 Schüsse auf
den Mann abgaben, der daraufhin starb.

Chicagos Bürgermeister Brandon Johnson versprach eine
umfassende und transparente Untersuchung. Er sei “persönlich erschüttert, dass
wieder ein junger schwarzer Mann sein Leben bei einem Zusammenstoß mit
der Polizei verloren” habe, sagte
er auf einer Pressekonferenz.

Der 26-jährige Autofahrer war im März von fünf Polizisten angehalten worden, weil er nach deren Darstellung
nicht angeschnallt war. In dem Video ist zu sehen, wie der Mann zunächst
ein Fenster herunterließ, es dann jedoch wieder hochfuhr und sich
weigerte, aus dem Geländewagen auszusteigen.

Aufnahmen zeigen Tathergang

Die Polizeiaufsichtsbehörde sagte, es gebe vorläufige Beweise dafür,
dass der Mann zuerst geschossen und einen Beamten verletzt habe. Dann
erwiderten vier Beamte das Feuer und gaben insgesamt 96 Schüsse ab. Sie
schossen weiter, als der Fahrer “sein Fahrzeug verließ und zu
Boden fiel”, teilte die Behörde mit. 

Die Behörde veröffentlichte die Aufnahmen
einer am Körper getragenen Kamera, Notrufe und Polizeiberichte. Der
verletzte Polizist ist ebenfalls schwarz und wurde am Handgelenk
verwundet. Die beteiligten Polizisten wurden für 30 Tage beurlaubt.

Angehörige
des 26-Jährigen zweifeln die Darstellung der Behörden an. Sie fordern
Antworten darauf, warum der Mann angehalten wurde, berichtete der US-Sender CNN. Es sei nicht erklärbar, dass so viele Polizisten in Zivil ihn wegen einer Kleinigkeit aufgehalten hätten. Ein
Anwalt der Familie sagte, sie hätten das Video gesehen und seien emotional mitgenommen.

Immer wieder kommt es in den USA zu tödlichen Polizeieinsätzen. Opfer sind vorwiegend schwarze Menschen. Bekannt geworden ist vor allem der Fall des schwarzen US-Bürgers George Floyd, den ein weißer Polizist bei einer Kontrolle getötet hatte. Seit der Back-Lives-Matter-Debatte ist das Thema Polizeigewalt mehr ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt – doch rassistische Vorfälle kommen weiterhin sehr häufig vor.



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