Die Polizei hat im vergangenen Jahr in Deutschland so viele Straftaten registriert wie seit 2016 nicht mehr. Das geht aus der neuen Kriminalstatistik hervor, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag vorgestellt hat. Demnach wurden 2023 bundesweit rund 5,94 Millionen Straftaten statistisch erfasst. Das sind 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
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„Deutschland ist weiterhin eines der sichersten Länder der Welt“, sagte Faeser. Gleichzeitig gebe es Entwicklungen, die man deutlich benennen müsse. Vor allem die Gewalt-, Jugend- und Ausländerkriminalität habe im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.
Die Gewaltkriminalität nahm demnach laut der Statistik um 8,6 Prozent auf knapp 214.100 Fälle zu. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit 2007. Der Anteil der minderjährigen Straftäter stieg auf 13,8 Prozent. Der Anstieg der ausländischen Tatverdächtigen fiel mit 14,5 Prozent höher aus als bei den deutschen Tatverdächtigen mit einem Plus von 2,2 Prozent. Auch diese Entwicklung müsse „ohne Scheu und Ressentiments“ angesprochen werden, sagte Faeser.
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Pandemie, Inflation und Migration als mögliche Gründe
Grund für den Anstieg der Zahlen könnten nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die hohe Inflation und starke Zuwanderung innerhalb eines kurzen Zeitraums sein.
Auch der Anteil nicht deutscher Kinder und Jugendlicher an der Bevölkerung stieg im untersuchten Zeitraum. Zudem hatten es Kinder von Zuwanderern teils schwerer, ihren Bildungsweg während der Pandemie erfolgreich fortzusetzen, weil sie mit insgesamt weniger Unterstützung von ihren Eltern, die nicht in Deutschland die Schule besucht haben, rechnen konnten.
Trend zu organisierter Kriminalität wird immer größer
Die Polizei stellt bei kriminellen Banden in Deutschland einen Trend hin zu immer größeren Gruppierungen fest.
Quelle: dpa
Münch: Zahlen nicht nur erheben, sondern auch einordnen
Einige der Entwicklungen seien in diesem Zusammenhang zu sehen, sagte Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes. „Wichtig ist es, nicht nur Zahlen zu erheben, sondern auch einzuordnen und damit zur gesellschaftspolitischen Diskussion beizutragen“, erklärte Münch.
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Auch die relativ hohe Inflation und ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen könnten nach Ansicht von Kriminalitätsforschern 2023 zu mehr Straftaten geführt haben. Zumindest fielen die Fall- und Tatverdächtigenzahlen in ökonomisch schwächeren Regionen höher aus – und zwar sowohl in den Städten als auch in ländlichen Gebieten.
Faeser für hartes Durchgreifen des Rechtsstaates
Innenministerin Faeser sagte, es gebe niemals eine Rechtfertigung für Gewalt. Hier gelte ohne Wenn und Aber null Toleranz. Der Rechtsstaat müsse hart durchgreifen und Täter müssten schnell bestraft werden. Gleichzeitig gelte es, Präventionsarbeit weiter auszubauen.
Ausländische Straftäter müssten Deutschland „deutlich schneller verlassen, als es bisher der Fall war“. Die neuen Abschieberegelungen müssten nun durchgesetzt werden.
RND/lau mit dpa