München – In keiner anderen deutschen Stadt fahren so viele E-Autos wie in München: Rund 762.000 Pkw sind derzeit insgesamt in München zugelassen – rund 25.000 davon haben einen Batterie-Antrieb. Ziel der Stadt ist, dass die Quote der E-Autos in den nächsten Jahren weiter steigt. Dafür will sie bis Ende 2026 die öffentlichen Ladesäulen etwa verdoppeln. Das geht aus dem Entwurf einer Beschlussvorlage hervor, in den die AZ schon jetzt einen Blick werfen konnte.

Momentan gibt es in München 1200 öffentliche Ladesäulen. Bis Ende 2026 sollen es rund 1300 mehr werden. Auf diesen Parkplätzen dürfen E-Autos vier Stunden lang zum Laden stehen. Diesel oder Benziner sind dort dann nicht mehr erlaubt.

Ausbau von Ladesäulen in München: “Hier gibt es einen Boom”

“In München gab es in den letzten Jahren, so lange die Förderung des Bundes floss, einen regelrechten E-Fahrzeug-Boom”, sagt der Verkehrsexperte der SPD-Stadtratsfraktion Nikolaus Gradl. Doch entscheidend, ob sich jemand ein E-Auto kauft, sei auch, ob es genug Lademöglichkeiten gebe. Gerade in Vierteln mit vielen Altbauten wie in Haidhausen oder Schwabing sei das noch nicht der Fall. Gradl begrüßt den Ausbau der Ladesäulen deshalb.

Denn zwar gibt es bereits heute 89 öffentliche Ladepunkte pro 100.000 Einwohner. Laut SPD ist das ein Spitzenwert in ganz Deutschland. Allerdings könnte es noch viel mehr geben, hätte die Stadt nicht einen Fehler bei ihrer Ausschreibung gemacht. Die Vergabekammer Südbayern hatte im November 2023 entschieden, dass die Stadt ein Vergabeverfahren für 2700 Ladesäulen, das damals schon seit drei Jahren lief, von vorne beginnen muss. Denn die Stadt hatte den Auftrag unter falschen rechtlichen Konditionen ausgeschrieben.

Elektromobilität in München: Beim Ausbau der Ladesäulen wurden Jahre verloren

Die Schuld dafür liege nicht bei der Verwaltung, sagt Nikolaus Gradl. Sondern bei den Anwälten, die die Stadt berieten. Er sei entsetzt darüber gewesen, sagt Gradl – zumal die Anwälte 400.000 Euro verlangt hätten.

Die Stadt versucht jetzt, die verlorenen Jahre beim Ausbau von Ladesäulen so schnell wie möglich nachzuholen. Der Stadtrat soll darüber im Mobilitätsausschuss am 17. April entscheiden. Das neue Vergabeverfahren sieht der Beschlussvorlage zufolge vor, die Stadt in acht Zonen aufzuteilen, für die sich Anbieter bewerben können. Entscheiden, wer den Zuschlag bekommt, soll am Ende das Los. Um das Vergabeverfahren zu managen, fordert das Mobilitätsreferat zwei neue befristete Stellen.

In diesem Beschluss entscheidet der Stadtrat erst einmal über normale Ladesäulen, an denen E-Autos bis zu vier Stunden stehen dürfen. Problematisch ist aus Gradls Sicht, dass dieser Zeitraum für neue E-Fahrzeuge nicht ausreicht, um komplett voll zu werden. “Wir sind deshalb am Überlegen, ob wir den Zeitraum verlängern sollten”, sagt er.

In einem nächsten Beschluss nach der Sommerpause entscheidet der Stadtrat dann über Schnellladesäulen. An ihnen dauert der Ladevorgang nur um die 30 bis 60 Minuten. Allerdings ist es für die Stadt gar nicht so einfach, diese Ladesäulen zu errichten. Sie sind größer und brauchen auch einen Transformator. Gradl rechnet damit, dass auch mehr Geräusche zu hören sein werden. Einen Vorschlag für die ersten Schnellladesäulen Münchens gibt es aber laut Gradl trotzdem schon: Am alten Olympia-Busbahnhof wollen die Stadtwerke welche aufstellen.  





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