Wer schon einmal selbst Kartoffeln geerntet hat, erinnert sich mit Sicherheit daran: Die sandigen Hände pflügen durch den Boden, die Finger tasten, suchen nach den Knollen. Jedes Stück ein kleines Erfolgserlebnis. Die Kartoffelernte ist ein mühseliges, wenn auch befriedigendes Ereignis für Klein und Groß.

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Auch dem Garten bringen Kartoffelpflanzen einen Mehrwert, sagt Ariane Weiß, Agronomin und Geschäftsführerin des Sächsischen Kartoffelverbandes: „Das üppige Grün beschattet den Boden, schützt ihn vor Austrocknung und unterdrückt das Unkraut. So fühlen sich Bodenorganismen wohl, und die Kartoffeln hinterlassen eine schöne Bodengare.“ Unter Bodengare versteht man einen besonders günstigen Zustand der Erde für weitere Kulturen wie etwa Gemüse. Insbesondere späte Kartoffelsorten, die erst im Herbst geerntet werden – und so lange den Boden begrünen –, eignen sich dafür hervorragend.

Rund 5000 Sorten

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gibt es weltweit rund 5000 Kartoffelsorten. Sie unterscheiden sich vor allem in ihrem Aussehen und in der Form des Wachstums: Die Blütenfarben variieren von rot über blau bis weiß. Auch die Knollen sind unterschiedlich gefärbt und haben jeweils einen eigenen Geschmack.

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Ganz klassisch lassen sich die einzelnen Kartoffelsorten auf einer Skala von fest- bis mehligkochend einordnen. Während einige Pflanzen eher in die Höhe wachsen, breiten andere sich weiter aus – und sie reifen auch unterschiedlich schnell: Frühe Sorten sind 60 Tage, nachdem die Pflanzkartoffel in die Erde kommt, erntereif. Bei späten Sorten dauert es bis zu 100 Tage. Bei Anbau und Pflege der Pflanzen gibt es laut Weiß allerdings kaum Unterschiede zwischen den Sorten.

Saatkartoffeln vorbereiten

Wer Kartoffeln anbauen möchte, verwendet in der Regel spezielle Saatkartoffeln. Das Pflanzgut gibt es im Fachhandel. Die Agronomin empfiehlt allerdings, bei Hofläden, die selbst Kartoffeln vermehren, nachzufragen. Inklusive ist hier oft eine gründliche Beratung. Klassische Speisekartoffeln aus dem Laden eignen sich laut der Expertin weniger gut als Saatgut. Spezielle Pflanzkartoffeln keimen nicht nur besser, sie haben noch einen weiteren Vorteil: Das Pflanzgut ist im Labor auf Viruskrankheiten getestet und liefert damit die optimalen Voraussetzungen für den eigenen Anbau.

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Damit Saatkartoffeln nach der Aussaat schnell mit dem Wachsen beginnen, brauchen sie eine sorgfältige Vorbehandlung: Die Saatkartoffeln einzeln in einer Kiste mit Erde an einen hellen, warmen Ort legen, sodass sie mindestens 0,5 bis zwei Zentimeter lange und kräftige Keime ausbilden. Das dauert rund vier Wochen. Daher sollten Hobbygärtner und -gärtnerinnen sich rechtzeitig im Frühjahr um Pflanzgut kümmern.

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Die gekeimten Kartoffeln geben den Pflanzen Starthilfe. Wer zu spät Saatgut kauft, kann die Kartoffeln aber auch ungekeimt setzen. Mitunter dauert es dann etwas länger bis zur Ernte. Sobald sich der Boden zwischen April und Mai auf etwa acht Grad aufgewärmt hat, dürfen die Kartoffeln in die Erde.

Laut Weiß benötigen die Pflanzen im Grunde nur drei Dinge, damit sie gut gedeihen: einen lockeren Boden, ausreichend Nährstoffe und genug Platz zum Wachsen. Die pflegeintensivste Zeit für Kartoffeln ist deshalb jetzt im Frühjahr: Bevor die Saatkartoffeln in die Erde kommen, muss der Boden gut gelockert werden. Kartoffeln haben ein schwaches Wurzelwachstum und fühlen sich am wohlsten, wenn der Boden feinkörnig und tief gelockert ist.

Je nach Nährstoffgehalt der Gartenerde muss man mit Kompost, Mist oder einem Volldünger, der Stickstoff, Phosphor und Kali enthält, etwas nachhelfen. Kartoffelpflanzen gehören nämlich zu den sogenannten Starkzehrern – sie brauchen viele Nährstoffe.

Ein klassischer Anfängerfehler ist ein zu geringer Pflanzabstand: Deshalb vor dem Legen der Pflanzkartoffeln Reihen im Abstand von 70 Zentimeter ziehen. Zwischen den Pflanzkartoffeln in der Reihe bleiben je 30 Zentimeter Platz. „Bei den Kartoffeln gilt auf keinen Fall das Motto ‚Viel hilft viel‘“, sagt die Agronomin, „weder im Beet noch auf dem Balkon.“

Staunässe vermeiden

Auf dem Balkon? Klingt absurd, tatsächlich lassen sich die Knollen aber auch hervorragend in einem Sack oder Topf mit Erde pflanzen. Ein klassischer Pflanztopf mit 34 Zentimetern Durchmesser reicht für eine Pflanze. Wichtig ist, dass Wasser aus dem Topf ablaufen kann. Staunässe mögen Kartoffeln gar nicht. Im Beet werden die gekeimten Saatkartoffeln vorsichtig in etwa fünf Zentimeter tiefe Löcher gelegt.

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Dabei unbedingt darauf achten, die Keime nicht zu beschädigen. Anschließend wird Erde zwischen den Reihen entfernt und auf den gezogenen Kartoffelreihen aufgehäufelt, sodass ein Damm entsteht. Weiß empfiehlt, den Damm in zwei Schritten anzuhäufeln: Direkt nach dem Pflanzen fünf Zentimeter Erde auftragen. 14 Tage später wird das Prozedere wiederholt und der Damm wächst um weitere fünf Zentimeter. Unkraut, das zwischendurch wächst, wird so zerstört, und die Erde wärmt sich dank der kleineren Erdmengen schneller auf.

Das Anhäufeln ist notwendig

Das Anhäufeln ist ziemlich schweißtreibend – laut der Kartoffelexpertin aber absolut notwendig: Der Damm bildet eine Begrenzung, an seinen Flanken hört die Kartoffel auf zu wachsen. Ohne den Damm würden die Pflanzen wuchern und dabei anderen Pflanzen in die Quere kommen. Das erschwert eine Ernte ohne Schäden. Sind die Kartoffeln erst einmal gelegt, ist die meiste Arbeit getan.

Über den Sommer sollten die Kartoffeln regelmäßig gewässert werden. Sobald das Kraut anfängt zu welken, dauert es noch rund zwei bis drei Wochen, bis es so weit ist: Zeit, mit den Händen durch die Erde zu wühlen, um Knollen zu suchen.



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