Kiel. Es läuft besser als zum Start, doch vollständig eingespielt haben sich drei Monate nach Einführung des E-Rezepts die neuen digitalen Abläufe in Arztpraxen, Apotheken und bei Patienten noch nicht. Denn nicht immer ist das Rezept unmittelbar nach dem Arztbesuch komplett mit Unterschrift auf der Gesundheitskarte gespeichert. Somit kann ein Medikament nicht sofort in der Apotheke abgeholt werden.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

„Aus Apotheker-Sicht ist das E-Rezept eine probate Lösung“, sagt Jochen Kümmerle. Der Apotheker aus Gaarden berichtet im Kieler Seniorenbeirat von den Erfahrungen, die er seit dem Start des digitalen Rezeptes zum 1. Januar 2024 gemacht hat. Die zu Beginn aufgetretenen Schwierigkeiten – Softwareprobleme oder Fehler beim Ausstellen – seien weniger geworden, aber noch nicht komplett behoben. In den vergangenen Wochen kam es immer wieder vormittags zu Verzögerungen, da einige Server ausgefallen waren.

E-Rezept: Patienten können Daten auf Gesundheitskarte nicht einsehen

Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, teilt die Einschätzung seines Kollegen aus Kiel zu den Verbesserungen im Vergleich zum Januar, sagt aber auch: „Es läuft noch nicht ganz rund.“ Damit meint Christiansen nicht nur die technischen Probleme.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Jochen Kümmerle berichtet von Kunden, die frisch vom Arztbesuch in die Apotheke kommen, um ein Medikament abzuholen oder zu bestellen. Doch das ist nicht immer sofort möglich, da der Arzt noch keine digitale Unterschrift unter das E-Rezept gesetzt hat, das auf der Gesundheitskarte gespeichert ist. Das Problem: Patienten können nicht sehen, welche Daten auf der Gesundheitskarte gespeichert sind. Somit müssen sie entweder warten oder später in noch einmal in die Apotheke kommen, sofern die digitale Signatur noch nicht vorliegt.

Auch Mitglieder im Kieler Seniorenbeirat haben bereits die Erfahrung gemacht, dass das E-Rezept noch nicht vom Arzt signiert wurde und die Kunden somit die Apotheke noch einmal aufsuchen mussten. „Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, ist das ein Problem“, heißt es einstimmig aus dem Gremium.

Fehlende Unterschrift auf E-Rezept: Apotheken liefern Medikamente

Jochen Kümmerle, Kai Christiansen und auch weitere Apotheker bieten in solchen Fällen an, die Medikamente zusammen mit der Karte per Boten zu schicken, sobald die digitale Unterschrift vorliegt. Für Kuriere bedeutet das jedoch einen Mehraufwand.

Der Vorsitzende vom Hausärzteverband Schleswig-Holstein, Dr. Jens Lassen, erklärt, dass man unterscheiden müsse, ob die betroffenen Patienten einen Termin haben und untersucht werden, oder ob sie nur in die Praxis kommen, um ein E-Rezept abzuholen.

E-Rezept: Das müssen Patienten in Kiel beachten

Wer vor der elektronischen Form ein Rezept aus der Praxis ohne Behandlung abholen wollte, musste warten, bis ein Arzt Zeit hatte, den rosa Zettel mit der Medikamenten-Anweisung zu unterschreiben. Heute speichern medizinische Fachangestellten das E-Rezept direkt auf der Gesundheitskarte und geben diese flugs an die Patienten zurück. Eine lange Wartezeit entsteht dabei nicht. Und genau darin besteht das Problem, sagt Lassen.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Sobald die Versicherten die Karte wieder in der Hand halten, würden sie davon ausgehen, dass sie das E-Rezept umgehend einlösen können. Eine gewisse Wartezeit bis zur digitalen Signatur müssten die Patienten jedoch wie vorher bei der klassischen Unterschrift auf Papier einkalkulieren. „Nur weil es ein E-Rezept ist, heißt es nicht, dass alle Information sofort auf der Karte verfügbar sind.“

Lesen Sie auch

Und eine weitere Lanze bricht der Mediziner für seine Kollegen. Er versichert: Wird ein Medikament an einen Patienten verschrieben, der zuvor behandelt wurde, unterschreiben Ärzte das E-Rezept sofort, oder sie warnen vor, falls die Signatur erst später folgt – wenn die Technik nicht streikt.

KN



Source link www.kn-online.de