Berlin. Immer mehr Menschen in Deutschland leben in beengten Wohnverhältnissen. Das geht aus einer Antwort des Statistischen Bundesamtes auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten und Parteichefin Sahra Wagenknecht hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegen. Demnach wohnt derzeit mehr als jeder zehnte Mensch in Deutschland in einer überfüllten Wohnung (11,3 Prozent). Das sind mehr als 9,5 Millionen Menschen und ist eine erneute Steigerung gegenüber den Jahren 2022 (11,2 Prozent), 2021 (10,6 Prozent) und 2020 (10,2 Prozent).

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Im vorigen Jahr war der Anteil der Betroffenen unter Kindern bis 18 Jahren (18,5 Prozent) fast sechs Mal so hoch wie unter älteren Menschen über 65 Jahren (3,3 Prozent). Besonders oft leben Alleinerziehende und deren Kinder auf beengtem Wohnraum. Die Überbelegungsquote in Städten ist zudem deutlich höher als in ländlichen Gebieten. Die Behörde beruft sich dabei auf EU-Daten zu Einkommen und Lebensbedingungen.

Sahra Wagenknecht gibt ein Pressestatement im Paul-Löbe-Haus.

Sahra Wagenknecht gibt ein Pressestatement im Paul-Löbe-Haus.

Wagenknecht warf vor allem Bundesbauministerin Klara Geywitz Versagen vor. „Geywitz ist krachend gescheitert. Der Bundeskanzler sollte sie entlassen“, sagte sie dem RND. „Unser Land braucht eine Neuausrichtung der Wohnungspolitik mit einem harten Mietendeckel und mehr gemeinnützigem Wohnungsbau“, so die Mitgründerin und Co-Parteichefin des „Bündnis Sahra Wagenknecht“. Auch ihre Neubaupläne habe die Bundesregierung „nicht ansatzweise erreicht“.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Die Ampelkoalition hatte sich vorgenommen, dass hierzulande jährlich 400.000 neue Wohnungen entstehen, darunter 100.000 Sozialwohnungen, um dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum entgegenzuwirken. Dieses Ziel ist bislang in keinem Jahr seit Amtsantritt der Ampel erreicht worden.

Zahl steigt seit mehr als 15 Jahren

Die Zahl der Menschen mit beengtem Wohnraum in Deutschland wächst laut Statistischem Bundesamt seit mindestens 2007. Allerdings wurde die Erhebung 2020 in den Mikrozensus integriert, sodass sich seitdem die Methodik verändert habe und ein Vergleich mit den Jahren davor nicht möglich sei. Zuvor war der Anteil der Bevölkerung in überbelegten Wohnungen von 6,5 Prozent (2007) kontinuierlich auf 7,8 Prozent (2019) gestiegen.

Als überbelegt gilt eine Wohnung laut der Behörde, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. So wird als beengt eingestuft, wenn kein Gemeinschaftsraum vorhanden ist oder weniger als ein Zimmer für jedes Paar oder jede weitere Person über 18 Jahren in dem Haushalt zur Verfügung stehen. Auch wenn sich drei oder mehr Kinder unter 12 Jahren oder zwei Kinder zwischen 12 und 17 Jahren ein Zimmer teilen müssen, gilt der Wohnraum als beengt.

„Nichts wurde unter der Ampel auf dem Wohnungsmarkt besser“, sagte Sahra Wagenknecht dazu dem RND. Selbst Normal- und Gutverdiener könnten sich in vielen Städten kaum noch eine Wohnung leisten, kritisierte sie. „Angesichts des Notstandes muss der Staat rigoros in den Wohnungsmarkt eingreifen und öffentlich finanziert bauen bzw. gemeinnützige Anbieter mit zinsgünstigen Krediten unterstützen.“ Der Mietendeckel sollte die Mieten auf dem Stand von vor zwei Jahren für längere Zeit einfrieren, forderte die frühere Linken-Fraktionschefin, die nun die BSW-Gruppe im Bundestag leitet.



Source link www.kn-online.de