Immer mehr Menschen in Deutschland leben in beengten Wohnverhältnissen. Das geht aus einer Antwort des Statistischen Bundesamts auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht (BSW) hervor, aus der das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) zitiert. 11,3 Prozent der deutschen Bevölkerung – also mehr als jeder Zehnte – leben demnach in einer überfüllten Wohnung.

Damit setzt sich der Trend der Vorjahre fort. Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen einen kontinuierlichen Anstieg der von beengten Wohnverhältnissen Betroffenen in Deutschland seit 2007. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Betroffenen aber nur leicht um 0,1 Prozentpunkte.

Alleinerziehende besonders häufig betroffen

Als überbelegt gilt eine Wohnung dem Statistischen Bundesamt zufolge, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Kriterien sind dabei etwa, ob Familien über einen Gemeinschaftsraum verfügen, ob Paare, die in einem Haushalt leben, über mindestens einen Raum verfügen und ob ein weiteres Zimmer für jede weitere volljährige Person vorhanden ist.

Wie bereits in den Vorjahren traf die Wohnungsnot 2023 junge Menschen stärker als ältere: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren der Statistik zufolge mit 18,5 Prozent sechsmal so häufig betroffen wie Menschen über 65 Jahren. Besonders oft lebten demnach Alleinerziehende und deren Kinder auf beengtem Wohnraum. In Städten war die Überbelegungsquote zudem deutlich höher als in ländlichen Gebieten.

Wagenknecht fordert “rigoroses” staatliches Eingreifen

BSW-Chefin Wagenknecht warf Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) angesichts der Zahlen Versagen vor. “Der Bundeskanzler sollte sie entlassen”, sagte sie dem RND. Wagenknecht forderte eine Neuausrichtung der Wohnungspolitik “mit einem harten Mietendeckel und mehr gemeinnützigem Wohnungsbau”. Die Bundesregierung habe ihre Neubaupläne “nicht ansatzweise erreicht”. Wagenknecht forderte ein “rigoroses” staatliches Eingreifen in den Wohnungsmarkt. Der Staat müsse “öffentlich finanziert bauen oder gemeinnützige Anbieter mit zinsgünstigen Krediten unterstützen”.

Die Ampelkoalition hatte sich vorgenommen, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, darunter 100.000 Sozialwohnungen. Geywitz hatte im vergangenen Jahr eingeräumt, dieses Ziel verfehlt zu haben.



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