Kiel. „Hallo, wie geht’s?“ Auf Deutsch beginnt Marko Ivezic das Gespräch, lächelt bei der Frage nach seinen Fremdsprach-Fortschritten. „Es wird immer besser. Aber es ist noch deutlich einfacher zu verstehen, als selbst zu sprechen.“ Also: weiter auf Englisch, wo es dem Serben leichter fällt, zu erklären, wie essenziell die wachsenden Sprachkenntnisse sind. Für das Spiel des 22-Jährigen bei Holstein Kiel, aber auch für das Leben an der Förde. Die Phase des Ankommens ist vorbei. Der Innenverteidiger ist da. So richtig.

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„Als ich herkam, konnte ich kein Deutsch, und mein Englisch war auch nicht sehr gut. Jetzt ist alles einfacher, weil ich schnell etwas sagen kann, was vor allem im Spiel notwendig ist, weil ich in der Situation nur wenig Zeit habe, bevor die nächste kommt. Und ich kann die Trainer besser und schneller verstehen“, sagt Ivezic. „Ich werde besser mit der Sprache, und ich werde besser auf dem Platz. Alles wird besser.“

Marko Ivezic: Jedes Spiel im Kader, 16 Mal in der Startelf

Der 1,91-Meter-Mann ist in mehrerer Hinsicht ein Sinnbild für die Störche der Saison 2023/24. Für die Unbekümmertheit und Fehlerkultur auf der einen, klare Struktur und Prinzipien auf der anderen Seite. Für die starke Kaderbreite, für das Zusammenwachsen und etwas, das im US-Sport „Next man up mentality“ genannt wird: Fällt ein Spieler aus, rückt jemand nach und füllt die Rolle aus, ohne zu murren, ohne Ausreden zu suchen. Und im Optimalfall ohne Qualitätsverlust.

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Mehr noch: Ivezic drückt dem Kieler Spiel – ganz in Holstein-Manier ein wenig unter dem Radar – seinen Stempel auf. Er stand in allen 27 Zweitligapartien der Saison im Kader. Spielte 16 Mal von Beginn an, wurde sechs Mal eingewechselt, blieb fünf Mal ohne Einsatz. Elf Mal über 90 Minuten, acht Mal über 45 oder weniger. Als defensiver Mittelfeldspieler, Innenverteidiger in der Viererkette, zentraler und Halbverteidiger in der Dreierkette. Immer da – egal, wann und wo er gebraucht wird.

Allzeit bereit und ohne Allüren: Marko Ivezic glücklich über seine Rolle in Kiel

„Ich kann beide Positionen spielen, im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung. Und auch als Halbverteidiger in der Dreierkette, was vielleicht ein bisschen ein Mix aus beidem ist. Ich fühle mich da auch wohl“, sagt Ivezic. „Ich bin immer offen für Herausforderungen, auf verschiedenen Positionen, mit neuen Aufgaben.“ Sein Credo: „Ich muss zu jedem Spiel bereit sein, egal, wie die Entscheidung der Trainer für das Team aussieht. Ich freue mich immer, wenn ich spiele, und bin bereit, wenn ich gebraucht werde. Ich bin glücklich, hier und Teil dieses Teams zu sein.“

Eine Einstellung, die auch KSV-Cheftrainer Marcel Rapp hervorhebt. „Wenn ich ihm sage, dass er nicht spielt, dann ist er nicht sauer, sondern akzeptiert das und trainiert im Anschluss gefühlt noch besser“, sagt der Coach, der Ivezic nach der Saisonstartphase seltener auf der Sechs brachte, „weil wir da noch mehr fußballerische Elemente haben wollten“. Der Serbe habe halt ein anderes Profil „als ein Sander, Schulz oder Holtby“.

Marcel Rapp über Marko Ivezic: „Ein Super-Transfer für uns“

Ja, unter anderem in Sachen Spielaufbau und Übersicht hat der Youngster noch Entwicklungspotenzial. Aber: „Egal, wo man ihn reinwirft, er macht es gut. Dass man dann gegen Rostock an ein, zwei Stellen in der Box-Verteidigung sieht, dass er noch nicht so oft da hinten gespielt hat, sondern nur gegen den HSV und jetzt, ist ganz normal“, sagt Rapp. Die Bewertung des Trainers nach neun Monaten in Kiel kann sich sehen lassen: „Das ist ein Super-Transfer für uns. Wirklich ein Super-Transfer.“

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Ob sich der Defensiv-Allrounder mit Vertrag bis Sommer 2027 die Situation so ausgemalt hat? „Ehrlicherweise weiß ich gar nicht, was ich von Kiel erwartet hatte. Ich bin hergekommen mit dem Gedanken, mich einzugewöhnen, zu spielen. Mit Sicherheit habe ich nicht mit dieser Situation gerechnet, aber es ist natürlich sehr schön.“

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Schön, mit Holstein oben zu stehen, in einer Liga, die ihre besonderen Reize hat. „Die emotionalsten Spiele für mich bisher waren wohl auswärts auf Schalke und hier zu Hause gegen den HSV. Auch das Rückspiel wird großartig.“ Ivzeic weiter: „Als ich jung war, waren Schalke und HSV die ersten Klubs, die ich aus Deutschland kannte. Und jetzt kann ich gegen sie spielen, das ist fantastisch.“ Und erfolgreich. Auch in Nürnberg? Und in Richtung Aufstieg? „Jedes Spiel ist eine neue Herausforderung, jedes Spiel ist anders. Ich hoffe, dass wir wieder ein gutes Spiel machen, und dann werden wir sehen“, sagt er. Ja – Marko Ivezic ist in Kiel angekommen. So richtig.

KN



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