Taipeh. In Taiwan hat sich am Mittwochmorgen gegen 8 Uhr (Ortszeit) das stärkste Erdbeben seit 25 Jahren ereignet. Nach Angaben der nationalen Feuerwehrbehörde kamen mindestens neun Menschen ums Leben, mehr als 820 Menschen gelten als verletzt. Zudem sind mindestens 127 Menschen in Tunneln oder Gebäuden eingeschlossen. Die Eingeschlossenen befanden sich den Angaben zufolge alle im Kreis um die Stadt Hualien, wo das Erdbeben schwere Schäden anrichtete.

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Auch zwei Deutsche waren gefangen. Sie befanden sich im Chongde-Tunnel, der im nördlich von Haulien liegenden Taroko-Nationalpark liegt. Wie die taiwanische Feuerwehr-Behörde am Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte, wurden diese aber inzwischen befreit.

Die Zahl verschiedenster Unfälle, etwa durch Schäden an Gebäuden oder Infrastruktur, wurde mit über 1100 angegeben. Der Zugverkehr wurde auf der gesamten 23 Millionen Einwohner zählenden Insel eingestellt, ebenso wie der U-Bahn-Betrieb in der Hauptstadt Taipeh. Taiwans Wetterbehörde registrierte an der südöstlichen Küste der Insel bei der Stadt Hualien in einer Tiefe von 15,5 Kilometern eine Bebenstärke von 7,2. Die Erdbebenwarte in den USA (USGS) gab eine Stärke von 7,4 in dem Gebiet an. Innerhalb von acht Stunden nach dem Beben wurden dort insgesamt mehr als 100 Nachbeben registriert. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst noch nicht absehbar.

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Zwei Deutsche in Tunnel eingeschlossen

Wie lokale Medien berichteten, wurden in Hualien mehrere Gebäude durch die heftigen Erdstöße teils schwer beschädigt. Auf Fotos war zu sehen, wie ein fünfstöckiges Haus einsackte und in Schieflage geriet. Laut Augenzeugen war das Beben auch in und um die Hauptstadt deutlich zu spüren. In Neu-Taipeh, das die Hauptstadt Taipeh umschließt, wurden demnach drei Menschen verletzt, als ein Lagerhaus einbrach. Bewohner von Taipeh berichteten, dass in ihren Häusern und Wohnungen Einrichtungsgegenstände und Geschirr zu Bruch gingen.

Taiwans wichtiger Halbleiter-Hersteller TSMC hielt die Produktion an, wie die Behörde des Industrieparks der Stadt Hsinchu mitteilte. Die Firma evakuierte laut Berichten Arbeiter während des Bebens aus der Produktion. Gegenwärtig überprüfe die Firma den Zustand der Maschinen.

Ein starkes Erdbeben hat die gesamte Insel Taiwan erschüttert.

Ein starkes Erdbeben hat die gesamte Insel Taiwan erschüttert.

Derweil hat Berichten zufolge Taiwans Energieversorger die Stromversorgung in den meisten Haushalten nach dem schweren Erdbeben wiederhergestellt. Wie die offizielle taiwanische Nachrichtenagentur CNA berichtete, hatten laut der staatlichen Taiwan Power Company knapp 367.800 Haushalte am Mittwochnachmittag (Ortszeit) und damit 99 Prozent wieder Strom. Von den 3500 Einheiten, in denen noch keine Elektrizität vorhanden war, lagen demnach rund 2400 im Kreis um die Stadt Hualien. Wegen des Erdbebens war in Hunderttausenden Haushalten der Strom ausgefallen.

Japan und Philippinen heben Tsunami-Warnungen auf

Nach anfänglichen Tsunami-Warnungen haben Japan und die Philippinen diese inzwischen wieder aufgehoben. Zuvor hatten kleinere Flutwellen die zum südjapanischen Urlauberparadies Okinawa gehörenden Inseln Yonaguni, Ishigaki und Miyako erreicht, wie die Meteorologische Behörde am Mittwoch bekannt gab. Sie hatte zunächst vor einem möglichen Tsunami von bis zu drei Metern gewarnt, dies aber später wieder zurückgenommen.

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Auch die Philippinen hoben am Vormittag (Ortszeit) nach mehreren Stunden eine Tsunami-Warnung für mehrere Provinzen wieder auf. Zuvor hatte das nationale Institut für Vulkanologie und Seismologie (Phivolcs) vor möglicherweise hohen Tsunami-Wellen gewarnt. Küstenbewohner dort und in Japan waren aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen.

Nach der Tsunami-Warnung war der Flugverkehr auf dem japanischen Flughafen Naha auf Okinawa vorübergehend ausgesetzt worden. Die Passagiere wurden aufgefordert, sich in höher gelegene Stockwerke des Terminalgebäudes zu begeben, wie der Flughafenbetreiber mitteilte. Der Flughafen befindet sich an der Küste der Hauptinsel der Inselpräfektur.

Menschen gehen auf einem Gehweg neben einem Fernsehgerät in Tokio, Japan, das eine Eilmeldung über einen Tsunami in der Region Okinawa und Erdbebenschäden in Taiwan zeigt.

Menschen gehen auf einem Gehweg neben einem Fernsehgerät in Tokio, Japan, das eine Eilmeldung über einen Tsunami in der Region Okinawa und Erdbebenschäden in Taiwan zeigt.

China bietet Taiwan Hilfe an

China bot Taiwan unterdessen Hilfe an. Die Behörden in China seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, am Mittwoch in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten.

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Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, blieb zunächst offen. Zwischen den beiden Staaten gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.

Unterstützung wurde auch von EU-Ratspräsident Charles Michel angeboten. „Allen, die vom Erdbeben im Taiwan betroffen sind, gilt meine aufrichtige Anteilnahme“, teilte er am Mittwoch auf der Plattform X (früher Twitter) mit. „Und den Familien der Opfer mein Beileid.“ Die EU sei bereit, jede erforderliche Hilfe zu leisten.

Zuletzt wurde Taiwan im September 1999 von einem Beben der Stärke 7,3 getroffen. Damals kamen mehr als 2400 Menschen ums Leben. Taiwan liegt in einer erdbebengefährdeten Zone auf der Grenze der eurasischen Platte und der philippinischen Meeresplatte.

RND/jst/dpa/sf



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