Nike statt Adidas: Amerikaner schnappen sich lukrativen DFB-Vertrag, aber dahinter steckt weit mehr
Dienstag, 02.04.2024, 13:46
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lässt sich ab 2027 von Nike ausstatten, nicht mehr von Adidas. Ein Schritt, der nicht nur in der Sportwelt, sondern auch politisch für Aufsehen sorgt. Finanz-Experte Sebastian Hell nimmt Stellung zu den Hintergründen und Auswirkungen.
Vor wenigen Tagen gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bekannt, dass in Zukunft Nike statt Adidas die deutsche Fußballnationalmannschaft ausstatten wird.
Schnappt Nike Adidas einen lukrativen Auftrag weg?
Zuerst einmal muss man verstehen, worum es geht. Es ist ganz normal, dass Nationalmannschaften Werbeverträge mit Ausstattern für Sportbekleidung abschließen wie Nike, Adidas oder auch Puma. Schließlich geht es um viel Geld. Das nehmen die Nationalmannschaften oder auch Sportvereine, um es beispielsweise in ihre Nachwuchsarbeit zu investieren. Für die Bekleidungsfirmen ist es wiederum gutes Marketing, wenn die Spieler ihre Produkte tragen. Beide Seiten profitieren also.
Bis jetzt galt es als gesetzt, dass Adidas die Trikots der deutschen Fußballmannschaft entwirft. Damit soll jetzt Schluss sein. Ab 2027 wird der amerikanische Konkurrent Nike die DFB-Elf sponsern. Nach Medienberichten soll Nike mehr als doppelt so viel auf den Tisch legen wie Adidas bisher: von 100 Millionen Euro pro Jahr ist die Rede. Die kann der DFB gut gebrauchen, denn sportlich lief es für die deutschen Jungs in den letzten Jahren eher schlecht als recht. Da sehe ich zumindest eine Gemeinsamkeit mit der allgemein verhaltenen Lage in der deutschen Wirtschaft.
Über den Experten Sebastian Hell
Sebastian Hell ist seit 2005 als erfolgreicher Unternehmer in der deutschen Finanzbranche tätig. 2019 gründete er das Projekt „Hell Investiert“ mit inzwischen über 100.000 Followern in den sozialen Medien. Der Fokus liegt auf Geldanlage mittels Sachwerten (Aktien, Immobilien & Edelmetalle), um sowohl Rendite als auch Kapitalschutz zu erzielen. Sein kostenfreier wöchentlicher Report gibt dazu spannende Tipps und Ideen.
Nike statt Adidas: Das politische Echo folgte prompt. Ist der DFB unpatriotisch?
Spannend finde ich erst einmal, wer hier alles kritisiert. Von Bundeswirtschaftsminister Habeck angefangen über den bayerischen Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Fragt sich also wieso? Die Entscheidung des DFB ist wirtschaftlich nachvollziehbar. Klar ist, das Thema hat politische Brisanz. Sitzen bei jedem Fußballspiel gefühlt 80 Millionen Trainer auf dem heimischen Sofa, so sind es jetzt – überspitzt formuliert – 80 Millionen Trainer in Adidas-Montur. Billiger Populismus und Stimmenfang beunruhigen mich aber weniger.
Ich sehe eher die Gefahr, dass hier ordnungspolitisch etwas ins Rutschen kommt, wenn der deutsche Wirtschaftsminister sich darum kümmert, welche Unterhose die deutschen Kicker tragen. Deutschland hat seit den Zeiten Ludwig Erhards eine eher zurückhaltende Wirtschaftspolitik gefahren. Der Staat hält sich weitgehend raus und lässt die Wirtschaft machen. Jetzt mehren sich die Stimmen, die auch hierzulande einen aktiveren Staat fordern in Sachen Wirtschaftspolitik.
Sollte sich der Staat aktiver in die Wirtschaft einmischen?
Vonseiten der deutschen Politik vernimmt man in letzter Zeit verstärkt die Forderung, Deutschland brauche eine klarere Industriestrategie. Neben stärkeren staatlichen Eingriffen werden des Weiteren immer wieder Schlüsselindustrien genannt, die erhalten oder gefördert werden sollen. Die Empörung mit Adidas passt hier ins Bild. Ein Traditionskonzern wird bemitleidet, dass er einen Auftrag nicht bekommt. Adidas ist aber bestimmt kein Kandidat für eine deutsche Schlüsselindustrie, auch wenn ich das Unternehmen privat sehr schätze.
Die Bekleidungsindustrie ist global, die Produktion findet vor allem in Südostasien statt. Nationale Champions sind aus volkswirtschaftlicher Perspektive natürlich wünschenswert. Damit geraten aber Mittelständler aus dem Fokus, die für einen Großteil der Arbeitsplätze und Wertschöpfung stehen. Geld in die Hand genommen wird vor allem für teure Großprojekte mit ungewissem langfristigen wirtschaftlichen Nutzen. Gleichzeitig passieren gerade im Bereich künstliche Intelligenz Umbrüche, die wir im Moment noch gar nicht wirklich abschätzen können.
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Was sollten unsere Politiker demnach tun?
Von der Zuschauertribüne lässt sich bekanntlich gut kritisieren. Ich plädiere aber dafür, wirtschaftliche Förderung nicht auf das Thema Subventionen zu verengen. Diese sind teuer, kosten viel Geld und helfen oft nur wenig. Andere Maßnahmen kosten dagegen nichts, kommen aber der gesamten Wirtschaft zugute. Dazu zählt der Abbau von Bürokratie, wovon ich als Unternehmer ein Lied singen kann. Da sehe ich im Moment wenig politischen Willen. Weiterhin helfen Investitionen in Grundlagenforschung – gerade bei künstlicher Intelligenz. Hier sind in den nächsten Jahren viele Durchbrüche zu erwarten. Bildhaft gesprochen: Das KI-Spiel hat bereits begonnen, alle Mannschaften sind auf dem Platz, nur Europa ist noch in der Umkleide.
Zu guter Letzt noch als Tipp: „einfach mal die Unternehmen machen lassen“. Die Aktionäre von Adidas haben den Schreck anscheinend besser verdaut als die Politik, die Aktie notiert höher als zur Bekanntgabe des Sponsorenwechsels. Zumal das Vorzeigeunternehmen aus Herzogenaurach viele weitere Sportmannschaften fördert, darunter die amerikanische Major Soccer League, das Pendant zur 1. Bundesliga. Auf dem heimischen Markt ist Nike also durchaus schlagbar.
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Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.