Grünen-Politikerin Ekin Deligöz hat im Interview mit dem „Tagesspiegel“ verraten, dass sie mit der seltenen Autoimmunerkrankung Polymyositis zu kämpfen hat. „Meine Lunge hat im Moment nur noch eine Leistungsfähigkeit von 70 Prozent. Die Ärzte sagen, es könne zwischen zwei und drei Jahren dauern, bis sich das regeneriert“, so die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Weltweit sind weniger als 500 Menschen an Polymyositis erkrankt.

Muskelschwäche, Entzündungssymptome und Schluckbeschwerden sind häufige Begleiterscheinungen der Autoimmunerkrankung. Der Körper produziert zu viele Immunzellen. Bei Deligöz war die Krankheit offenbar Folge einer Lungenentzündung. „Das führt dazu, dass sich die Quermuskeln in meiner Lunge jederzeit entzünden können“, erklärt Deligöz dem „Tagesspiegel“.

Deligöz: „Damit wurde Gesundheit zur Privatsache“

Soweit hätte es nicht kommen müssen, gibt die Grünen-Politikerin weiter an. In verschiedenen Praxen von Hausärzten sei sie „gegen alles Mögliche behandelt“ worden, doch nichts habe ihren Gesundheitszustand verbessert. Deligöz erhebt schwere Vorwürfe gegen das Gesundheitssystem: „Mir wurde vermittelt, dass ich selbst daran schuld war, dass sich mein Krankheitszustand nicht verbessert hat. Damit wurde Gesundheit zur Privatsache. Selbst mit akuter Luftnot haben sie mich auf die Nachmittagssprechstunde verwiesen“, meint Deligöz.

Wirkliche Hilfe habe sie eigenen Aussagen zufolge erst in einem Krankenhaus erhalten. Nach einer zweiwöchigen Sauerstoffzufuhr sei ihre Lunge mittlerweile wieder eingeschränkt funktionsfähig. „Ich muss zwischendurch nach Luft japsen. Dadurch ist meine Bewegungsfähigkeit einschränkt, jede Treppe wird zu einer Herausforderung. Ich bin erst 52. Ich will wieder voll leistungsfähig sein. Ich würde so gerne endlich wieder einen unbelasteten, schönen Abend mit Freunden verbringen“, so Deligöz.

„Das wird mir einfach so zugeschrieben, man gibt mir gar keine Chance“

Deligöz habe sich oft nicht ernst genommen gefühlt. Das könne auch an ihrem Migrationshintergrund liegen, behauptet die Grünen-Politikerin. Und weiter: „Das wird mir einfach so zugeschrieben, man gibt mir gar keine Chance. Aber was im Gesundheitsbereich stattfindet, läuft noch viel mehr unterm Radar.“

Deligöz will anderen Frauen Mut zusprechen, die unter ähnlichen unklaren medizinischen Diagnosen leiden: „Viele Frauen erleben ähnliche medizinische Geschichten wie ich. Im privaten Umfeld und im Ministerium kamen die Leute zu mir und redeten plötzlich alle über ihre Krankheiten. Aber man spricht eigentlich nicht gerne darüber.”





Source link www.focus.de