Es begann damit, dass Jutta Langer Wörter nicht mehr
fand und umständlich versuchte, sie zu umschreiben. Dann verlegte sie ihre
Schlüssel, übersah beim Autofahren ein Stoppschild, konnte Gesprächen nicht
mehr folgen. Erst dachte die Familie, es läge an ihrer Schwerhörigkeit, wenn
sie Dinge nicht mehr verstand. Aber als sie zunehmend durcheinander wirkte,
abends nicht mehr zur Ruhe kam, brachte ihre Tochter Susanne Langer ihre 80-jährige Mutter zum Neurologen. Die Diagnose war eindeutig: Demenz. Vier Jahre
ist das jetzt her.

“Ich hatte es geahnt”, sagt Susanne Langer, “deshalb
war der Schock für mich nicht so groß. Aber ich fragte mich natürlich, wie es
weitergeht, ob ich das schaffen würde.” Die Gymnasiallehrerin, eine Frau mit
längeren blonden Haaren und offenem Gesicht, arbeitet in Vollzeit. Mit der
Mutter und den beiden Töchtern wohnte sie schon viele Jahre unter einem Dach.
Es ist ein kleines Haus am Hamburger Stadtrand, an einer abgeschiedenen Straße
am Wald. In der Küche steht ein Kaminofen, in dem jetzt Holzscheite lodern. In
diesem Haus ist Susanne Langer aufgewachsen.



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