Auf der Suche nach den ehemaligen RAF-Terroristen
Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub stellen sich die Ermittler
auf eine längere Fahndung ein. Derzeit werteten die Fahnder Tausende von
Spuren und Fundstücken aus, auf der Suche nach dem einen entscheidenden
Hinweis
, “der uns am besten zu beiden führt oder zumindest zu einem von
ihnen”, sagte der Präsident des niedersächsischen
Landeskriminalamts, Friedo de Vries, der Nachrichtenagentur dpa. 

Der Fahndungsdruck sei hoch. Der Ausgangspunkt der seit 2015 andauernden Fahndung
werde mit aktuellen Bildern von Garweg sowie sichergestellten Gegenständen in einer
mittleren vierstelligen Größenordnung
neu justiert. Man setze nach der Festnahme von der Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette nun neu an.

Festnahme von Klette liefert Hinweise

Klette, die mutmaßliche Komplizin der beiden Männer, hatte
unter falscher Identität in einer Wohnung in Berlin-Kreuzberg gelebt und war im Februar festgenommen worden. Sie gehörte wie Garweg und Staub der sogenannten dritten Generation der
linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF)
an, die bis 1991 zahlreiche Anschläge und Raubüberfälle verübt und Menschen getötet
hatte. Die 65-Jährige sitzt aktuell in Untersuchungshaft im Frauengefängnis in
Vechta, ihr Anwalt will wegen Isolation gegen ihre Haftbedingungen vorgehen.

In Klettes Wohnung fanden die
Beamten nach Angaben des LKA-Präsidenten größere Bargeldsummen in
verschiedenen Stückelungen sowie Waffen und Munition
. Außerdem gab es Hinweise darauf, dass sie enge Verbindungen zu Garweg hatte, aber auch in Kontakt mit Staub stand, wie de Vries mitteilte. Details
nannte er nicht. Auch ein Bauwagencontainer in Berlin, in dem sich
Garweg aufgehalten hatte, wurde durchsucht.

Angesichts der
gefundenen Ausweisdokumente und Aliasnamen sei nicht ausgeschlossen,
dass “eine Legende für einen Aufenthalt im Ausland vorbereitet war”. Die
Vorliebe Klettes für italienische Namen könne mit der Verfügbarkeit von
Ausweisdokumenten und deren Fälschungssicherheit
zusammenhängen. Sie könnte Italienisch gelernt haben, sagte de Vries.

Garweg tarnte sich auf Bauwagenplatz

Der LKA-Präsident beschrieb Garweg als
einen Mann mit zwei Gesichtern: Es wirke paradox, dass der 55-Jährige
als brutaler Räuber und mutmaßliches Mitglied der dritten Generation der
RAF, der des versuchten Mordes beschuldigt
werde, in seinem Umfeld als der “nette Martin vom Bauwagenplatz”
wahrgenommen worden sei
. Er habe vermutlich ein ganz eigenes, ideologisch geprägte Wertesystem. 

Mitwisser im
linken Milieu
sind den Ermittlern bislang nicht bekannt. Die befragten
Kontaktpersonen hätten übereinstimmend gesagt, nichts von der wahren
Identität Klettes und Garwegs gewusst zu haben – das werde nun geprüft, sagte de Vries.



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