Berlin. Es ist der Auftakt für ein beispielloses Prestigeprojekt der Bahn: Bis 2030 sollen die 30 meist befahrenen Streckenabschnitte generalsaniert werden. Bei der geplanten Generalsanierung der am meisten befahrenen Streckenabschnitte der Bahntreten neue Probleme auf: Es fehlen Busfahrerinnen und Busfahrer für den Ersatzverkehr.

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Rund drei Monate vor der geplanten Streckensperrung zwischen Frankfurt und Mannheim fehlen der Deutschen Bahn (DB) noch die Hälfte der benötigten 345 Busfahrerinnen und Busfahrer. Das geht aus einer Statusmeldung der DB Regio vom 21. März hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

Riedbahn macht den Auftakt für 30 weitere Strecken

Die 74 Kilometer lange ICE-Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim, die sogenannte Riedbahn, wird von Mitte Juli bis Mitte Dezember voll gesperrt. Sie ist Auftakt und Testlauf für die Generalsanierung von 30 Streckenabschnitten bis 2030. 2025 wird etwa die 278 Kilometer lange ICE-Strecke zwischen Hamburg und Berlin gesperrt. Auch hier ist ein Busersatzverkehr geplant.

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Die Riedbahn war als Testlauf bereits im Januar für vier Wochen gesperrt worden. Die Bahn zog ein positives Fazit des Ersatzverkehrs, für den eigens moderne und auffällige Busse (Farbe „verkehrspurpur“) beschafft wurden. Nach RND-Informationen konnten aber nur über Subunternehmer und kurzfristige Anwerbung im EU- und Nicht-EU-Ausland genügend Busfahrerinnen und Busfahrer beschafft werden – die teils ohne Sprach- und Streckenkenntnisse und mangelhafte Einweisung fahren mussten.

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Ähnliches ist nun auch bei der intern „große Riedbahn“ genannten Sperrung in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten.

Weit entfernte Unterkünfte, schlechte Verpflegung: Betriebsrat fordert bessere Arbeitsbedingungen

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von DB Regio, Ralf Damde, warnt gegenüber dem RND vor Fahrermangel im Ersatzverkehr und fordert bessere Bedingungen für Fahrerinnen und Fahrer. „Wir brauchen einen bundesweit einheitliche Betriebsvereinbarung für den Schienenersatzverkehr der Baukorridore“, sagte Damde dem RND. „Dabei geht es nicht nur um die Bezahlung, sondern auch um die Arbeitsbedingungen.“ Fahrerinnen und Fahrer sollen laut Damde zum Teil bis zu anderthalb Stunden entfernt von den Einsatzorten untergebracht werden. Auch die Verpflegung und die Pausen seien noch nicht geklärt.

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Damde sagte dem RND: „Verkehrsminister Wissing und Bahnchef Lutz haben die Korridorsanierungen zur Chefsache erklärt. Sie sind zentral für die Verkehrswende. Wir müssen unsere Kundinnen und Kunden auch während der Sanierung bei der Stange halten. Dafür muss der Busersatzverkehr funktionieren. Es wäre fatal, hier am falschen Ende zu sparen. Busfahrerinnen und Busfahrer sind Teil der Lösung!“

Bahn rechnet mit hohem Reiseaufkommen zu Ostern

Der monatelange Tarifstreit zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL ist beigelegt worden. Streiks drohen zu Ostern daher nicht. Fahrgäste müssen sich aber auf volle Züge einstellen.

Bahn hofft: Wir kriegen das hin

Eine Bahnsprecherin sagte auf RND-Anfrage, man werde alle benötigten Busfahrerinnen und Busfahrer bis zum Start des Ersatzverkehrs eingestellt haben. „Die Rekrutierung läuft wie geplant. Trotz des bundesweiten Fachkräftemangels haben wir schon mit sehr vielen Kolleginnen und Kollegen Verträge abgeschlossen oder stehen kurz vor Abschluss.“

181 Fahrerinnen und Fahrer sind in den DB-Statistiken als „in Anbahnung“ vermerkt. Sie stammen hauptsächlich aus den regionalen Busgesellschaften der Bahn. Dort aber rumort es. Dem RND liegt ein Beispiel aus einem Busbetrieb in Nordrhein-Westfalen vor: Wegen der unklaren Arbeitsbedingungen und gestrichener Zuschläge haben dort sieben von acht Interessierten ihre Zusage für den Riedbahn-Ersatzverkehr zurückgezogen.



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