An und um Ostern haben endlich mal alle frei. Man fährt heim, sieht seine Freunde von früher. Perfekt, um auch mal wieder gemeinsam einen draufzumachen. Aber an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag um die Häuser zu ziehen ist gar nicht so einfach. Denn: Es herrscht Tanzverbot in Deutschland. Dabei ist die Dauer des Verbotes föderal unterschiedlich. Ist dieses Gesetz noch zeitgemäß? Die Meinungen gehen auseinander, besonders die Kirche beharrt darauf.

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Das Verbot gehört in Deutschland einfach dazu. Aber es werden immer mehr Stimmen laut, das Gesetz solle abgeschafft oder gelockert werden. Nach einer YouGov-Umfrage ist die Hälfte der Deutschen für eine Lockerung. 27 Prozent gaben an, dass sie voll und ganz für das Verbot sind. 23 Prozent sind eher dafür. Dagegen sprechen sich etwa 30 Prozent aus, 21 Prozent sind unentschlossen.

Hamburg lockert Tanzverbot – Clubs sehen das als Schritt in die richtige Richtung

In Hamburg ändert sich dieses Jahr zumindest etwas. Nach Gesprächen mit der evangelischen und katholischen Kirche setzte der rot-grüne Senat die karfreitägliche Feiertagsruhe neu fest, sie gilt nun von 5 bis 24 Uhr. Zuvor sah man eine Ruhe von 2 Uhr nachts bis 2 Uhr am folgenden Samstag vor. Die neue Regelung trat am 23. März in Kraft.

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Clubs wie das Übel & Gefährlich, das von Technofeiern bis Lesungen ein buntes Programm bietet, setzten gleich eine Party auf den neu gewonnen Slot an. Man begrüße es, dass man nun Veranstaltungen planen könne, sagte ein Sprecher gegenüber dem RND. Das Tanzverbot sei nicht mehr zeitgemäß: „Es war nervig, dadurch eingeschränkt zu sein. Gewisse Formate konnten so keinen Platz finden.“ Für die Gäste sei es schön, wenn sie an jenen Tagen feiern könnten, an die sich ein freier Tag anschließt.

07.10.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Daniel Hartwich, Moderator und Victoria Swarovski, Moderatorin stehen in der RTL-Tanzshow «Let's Dance» auf dem Parkett im Coloneum. Foto: Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Warum am Karfreitag keine normale „Let’s Dance“-Folge läuft

Weiteres Verbesserungspotenzial sieht das Clubkombinat Hamburg, ein Interessenverband aus mehr als hundert Clubbetreibern, Veranstalterinnen und weiteren Fachkräften aus dem Nachtleben. Zwar sei die neue Verordnung zum Tanzverbot „ein großer Schritt in die richtige Richtung“. Doch Konzerte, moniert der Verband, seien am Karfreitag weiterhin nicht möglich. Dennoch sind dies nun eher versöhnliche Worte, nachdem der Karfreitag im vergangenen Jahr für viel Verdruss gesorgt hatte.

Nach Angaben des Clubkombinats ließ die Stadt das erste Mal seit 20 Jahren Musikclubs in den Bezirken Altona und Mitte auf Grundlage des Tanzverbots kontrollieren und unter der Androhung von Bußgeld schließen. Das Clubkombinat beschwerte sich über die Gangart und bezeichnete die bestehende Regelung als „unverhältnismäßig“. Mit der diesjährigen Novellierung des Tanzverbots, das 1957 entstand, wird solcher Ärger ausbleiben.

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hatte sich bereits im vergangenen Jahr offen gezeigt: „Das Tanzverbot wirkt in der Tat aus der Zeit gefallen. Wir werden uns politisch darüber verständigen müssen, ob es wirklich noch zu einer offenen und diversen Gesellschaft passt.“

Kirche ist gegen die Abschaffung des Tanzverbotes

Die evangelische Kirche hingegen hält am Tanzverbot fest. Die Badener Landesbischöfin, Heike Springhart, hält das Tanzverbot an Karfreitag weiter für wichtig. Sie könne die Frage nachvollziehen, ob das Verbot noch zeitgemäß sei, sagte Springhart der Deutschen Presse-Agentur. Das Einhalten von stillen Tagen halte sie aber für eine heilsame Unterbrechung für die gesamte Gesellschaft.

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„Für uns steckt in gemeinsamen stillen Tagen Kraft für eine Gesellschaft und eine Demokratie“, so die Bischöfin. „Bezieht man den Hintergrund von Karfreitag auf heute, ist das Gedenken an alle, die Opfer von Krieg, Unterdrückung und Gewalt geworden sind, sinnvoll.“

Auch die Theologin und Ethikerin Petra Bahr aus Hannover verteidigt das Tanzverbot. Dies sei ein wichtiges kulturelles Zeichen, sagte die evangelische Regionalbischöfin, die auch Mitglied des Deutschen Ethikrats ist, dem Evangelischen Pressedienst.

Politik im Bundestag beim Thema Tanzverbot gespalten

Die Meinungen in der Politik gehen hingegen auseinander. Die religionspolitischen Sprecherinnen der Bundestagsfraktionen von FDP und Grünen wünschen sich eine Abschwächung des Tanzverbots. Maßstab für solche Maßnahmen könne nur die Rücksichtnahme auf die konkrete religiöse Praxis anderer sein, sagte Lamya Kaddor von den Grünen dem Internetportal Web.de und forderte: „Alles, was dies nicht stört, soll erlaubt sein.“ Verbote von Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sollten nach Meinung Kaddors „keinen Bestand haben“.

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Anders sieht das der religionspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. „Ich lehne die Forderung nach stärkeren Abschwächungen ab“, sagte Lars Castellucci: „Wenn wir es irgendwann geschafft haben, dass jeder Tag ist wie der andere, werden die Menschen wieder beginnen, nach Rhythmus, Einteilung, Pausen, Unterbrechungen und Struktur zu suchen.“

Eine bundesweite Einigung für das Abschaffen des Tanzverbotes scheint erst mal unwahrscheinlich. Und trotzdem lockern einige Bundesländer das Verbot.

Tanzverbot an Karfreitag: Einige Bundesländer wollen Lockerungen

Welche Verbote es an den stillen Feiertagen gibt, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich – auch am Osterwochenende. Das liberalste Land ist der Stadtstaat Bremen, dicht gefolgt von Berlin. Bayern und Nordrhein-Westfalen hingegen sind bezüglich Verboten eher strenger. Nachdem der Hamburger Senat das Tanzverbot gerade erst verkürzt hat, wollen vielleicht auch andere Bundesländer mitziehen – etwa Baden-Württemberg.

In Australien gibt’s keine Osterhasen, sondern Osterbilbys.

Ostertraditionen: So verrückt feiern die Menschen weltweit

Die Osterbräuche in Deutschland kennen die meisten wahrscheinlich, aber Ostern kann auch ganz schön verrückt sein. Denn an manchen Orten auf der Welt wird wirklich ungewöhnlich gefeiert – unter anderem mit einem Osterbilby statt des Osterhasens.

Dort ist die SPD für eine Lockerung am Gründonnerstag. Zurzeit beginnt das Tanzverbot an diesem Tag um 18 Uhr. Weil sich die Gesellschaft im Land ändere, müssten Einschränkungen zum Freizeitverhalten wohl abgewogen werden, sagt die baden-württembergische SPD-Fraktionsvize Dorothea Kliche-Behnke. Ein Tanzverbot an Gründonnerstag halte sie nicht für notwendig. Vom besonderen Schutz des Karfreitags sollte allerdings nicht abgerückt werden.

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Tanzverbot an Karfreitag: Einige werden kreativ

Besonders die jüngeren Leute sind in Deutschland gegen ein Tanzverbot am Osterwochenende. In Frankfurt wollen die Jugendorganisationen der SPD und der Grünen in Hessen nun dagegen demonstrieren – sie organisieren an Karfreitag eine Party. Ab 20 Uhr wolle man gegen das Tanzverbot antanzen. Wo die Party stattfinden soll, ist noch nicht bekannt.

Dass dort überhaupt gefeiert werden kann, liegt an einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, der besagt, dass in Ausnahmefällen eben doch getanzt werden darf.

In Kiel hat sich der Luna Club etwas Spezielles ausgedacht: eine 180-Minuten-Party. Im nördlichsten Bundesland gilt das Tanzverbot von Karfreitag, 2 Uhr, bis Karsamstag, 2 Uhr. Deswegen startet Club-Betreiber Marc Wolf seine Party um 21 Uhr. Enden soll sie um 0 Uhr, damit die Party rechtzeitig vor dem Tanzverbot vorbei ist.

Karfreitag: Zeitraum des Tanzverbotes nach Bundesländern

Baden-Württemberg: Von Gründonnerstag, 18 Uhr, bis Karsamstag, 20 Uhr. Tanzverbote gibt es zudem an Allerheiligen, am Buß- und Bettag sowie am Volkstrauertag und am Totengedenktag.

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Bayern: Von Gründonnerstag, 2 Uhr, bis Karsamstag, 24 Uhr. Auch an Aschermittwoch, Allerheiligen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag und Heiligabend darf in Bayern nicht getanzt werden – dann jeweils von 2 bis 24 Uhr, an Heiligabend 14 bis 24 Uhr.

Berlin: Karfreitag, 4 bis 21 Uhr. Berlin ist als Metropole etwas lockerer unterwegs.

Brandenburg: Karfreitag, 0 Uhr, bis Karsamstag 4 Uhr. Am Volkstrauertag und Totensonntag gilt das Verbot von 4 bis 24 Uhr. An Heiligabend von 14 bis 24 Uhr.

Bremen: Karfreitag, 6 bis 21 Uhr. Bremens Tanzverbot ist kürzer als das in der deutschen Hauptstadt.

Hamburg: Karfreitag, 5 bis 24 Uhr. Erst dieses Jahr hatte der Hamburger Senat beschlossen, dass das Tanzverbot verkürzt werden soll. Am Totensonntag darf von 6 bis 17 Uhr nicht getanzt werden.

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Hessen: Gründonnerstag, 4 Uhr, bis Karsamstag, 24 Uhr. Auch Ostersonntag und Ostermontag müssen die Füße in Hessen stillgehalten werden – allerdings nur von 4 bis 14 Uhr.

Mecklenburg-Vorpommern: Karfreitag 0 bis 18 Uhr. Am Volkstrauertag und Totensonntag gilt das Verbot von 5 bis 24 Uhr, an Heiligabend von 13 bis 24 Uhr.

Niedersachsen: Gründonnerstag, 5 Uhr, bis Karsamstag, 24 Uhr.

Nordrhein-Westfalen: Gründonnerstag, 18 Uhr, bis Karsamstag, 5 Uhr.

Rheinland-Pfalz: Gründonnerstag, 4 Uhr, bis Ostersonntag, 16 Uhr. Damit gehört Rheinland-Pfalz auch zu den strengeren Bundesländern.

Saarland: Gründonnerstag, 4 Uhr, bis Karsamstag 24 Uhr. An Allerheiligen, am Volkstrauertag und Totensonntag darf jeweils von 4 bis 24 Uhr nicht getanzt werden. Das Verbot gilt ebenfalls an Allerseelen von 0 bis 18 Uhr, am Buß- und Bettag von 4 bis 18 Uhr sowie an Heiligabend von 14 bis 24 Uhr.

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Sachsen: Karfreitag, ganzer Tag. Das Verbot gilt ebenfalls am Buß- und Bettag und an den Gedenk- und Trauertagen von 3 bis 24 Uhr.

Sachsen-Anhalt: Nur an Karfreitag von 0 bis 24 Uhr.

Schleswig-Holstein: Karfreitag, 2 Uhr, bis Karsamstag 2 Uhr.

Thüringen: Ebenfalls nur an Karfreitag von 0 bis 24 Uhr.

Was ist an Karfreitag verboten?

Am Karfreitag haben in der Regel alle Geschäfte geschlossen. In touristischen Regionen oder für bestimmte Verkaufsstellen wie Apotheken, Bäckereien, Tankstellen und Geschäfte in Bahnhöfen oder Flughäfen können Ausnahmeregelungen gelten.

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Auch Märkte, Messen, Wettbüros und Zirkusse haben nicht geöffnet. In einigen Bundesländern – zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen – sind auch Theater- und musikalische Aufführungen sowie Filmvorführungen und Vorträge in der Hauptzeit der Gottesdienste am Karfreitag untersagt.

Kulturelle Angebote sind an Karfreitag ebenfalls gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Öffentliche Veranstaltungsorte wie Theater, Museen und Konzertstätten müssen ebenfalls geschlossen bleiben. Sportveranstaltungen sind in manchen Bundesländern teilweise erlaubt. Auch die Freitagsspiele der Fußball-Bundesliga werden deshalb an dem Feiertag nicht gezeigt.

Private Veranstaltungen an Karfreitag grundsätzlich erlaubt

Private Veranstaltungen sind hingegen grundsätzlich erlaubt – auch mit Musik. Nur darf sich durch diese niemand gestört fühlen, Zimmerlautstärke ist angesagt. Einer leisen privaten Party steht also grundsätzlich nichts im Wege.

Grillen – auch an öffentlichen Plätzen – ist nicht verboten. Allerdings wahren einige die Tradition, kein Fleisch zu essen. Im Gedenken an Jesus Christus verzichten viele gläubige Christinnen und Christen an dem Tag traditionell auf Fleisch und essen stattdessen Fisch. Der Fisch gilt als Erkennungszeichen für verfolgte Gläubige und dient als Bekenntnis zum christlichen Glauben.

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Finger weg vom Graben: Das sind Bräuche an Karfreitag

Neben dem Tanzverbot und dem Verzicht auf Fleisch gibt es noch andere Traditionen an Karfreitag: Es ist ein Brauchtum, an dem Tag nicht in der Erde zu graben – denn das störe die Totenruhe.

Ein weiterer Osterbrauch ist es, in der Karwoche keine Wäsche zu waschen. Von einem „strikten Verbot“ ist sogar im „Mittelelbischen Wörterbuch“ die Rede, das die Mundart in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Teilen Deutschlands dokumentierte. Auch Näh- und Feldarbeiten, Schlachten oder Holzhacken sollten Menschen laut dem „Mittelelbischen Wörterbuch“ in der Karwoche nicht ausführen.

Sonne satt – zum Osterfest werden über 20 Grad und viele Sonnenstunden vorhergesagt. (Symbolfoto)

Frühlingshaftes Osterwetter: Teilweise über 20 Grad erwartet

Der kalendarische Frühling hat schon begonnen. Und auch das Wetter verhält sich nach einer kurzen Abkühlung entsprechend. Der Meteorologe Jürgen Schmidt rechnet mit schönen Ostertagen – hohe Temperaturen und Sonnenschein inklusive.

„Wer ein in dieser Woche gewaschenes Hemd anzog und erkrankte, musste mit dem baldigen Tod rechnen“, heißt es über den einst herrschenden Aberglauben. Auch wenn Erbsen in der Karwoche gekocht wurden, musste man diesem Volksglauben zufolge mit einem Todesfall rechnen.

Ein Kuriosum an Karfreitag: „Heidi in den Bergen“, „Die Feuerzangenbowle“ oder „Police Academy“ – mehr als 700 Filme dürfen am Karfreitag nicht laufen. Seit 1980 werden Filme von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) als „nicht feiertagsfrei“ gekennzeichnet. Sie dürfen an Karfreitag und an anderen Feiertagen in der Regel nicht öffentlich vorgeführt werden.

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Warum gibt es überhaupt ein Tanzverbot an Karfreitag?

Für die evangelische Kirche ist der Karfreitag einer der höchsten Feiertage des Kirchenjahrs. An jenem Tag wird an die Kreuzigung Jesu Christi erinnert und seines Lebens und Sterbens gedacht. Er zählt zu den sogenannten stillen Feiertagen. An Karfreitag ist es üblich, den Altar nicht zu schmücken. Auch die Kirchenglocken verstummen. Zur Todesstunde von Jesus, um 15 Uhr, versammeln sich gläubige Christinnen und Christen zum Karfreitags-Gottesdienst.

Entsprechend gelten an diesem Tag in Deutschland besondere Regelungen für öffentliche Veranstaltungen – etwa das Tanzverbot.

Wie sieht es im Ausland mit dem Tanzverbot an Karfreitag aus?

In vielen europäischen Ländern ist Karfreitag anders als in Deutschland gar kein gesetzlicher Feiertag – etwa in Frankreich, Italien, Kroatien oder Polen. Österreich hat im Jahr 2019 ebenfalls den Karfreitag als gesetzlichen Feiertag abgeschafft.

Wer in diesen Ländern also an einem Gottesdienst teilnehmen möchte, muss sich frei nehmen. Ein Tanzverbot wie in Deutschland gibt es in anderen Ländern in dieser Form nicht.

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Warum heißt Karfreitag eigentlich so?

Jedes Jahr wird der Karfreitag in Deutschland gefeiert, aber die Wenigsten wissen, woher das „Kar“ im Namen stammt. Der Wortteil leitet sich vom Althochdeutschen „Chara“ ab, was Trauer bedeutet. An dem Tag wird um Jesus Christus getrauert.



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