Das Parlament der französischen Mittelmeerinsel Korsika hat sich für eine Verfassungsreform ausgesprochen. Die Abgeordneten stellten sich nach stundenlanger Debatte hinter einen entsprechenden Text. Sollten die darin formulierten Änderungen umgesetzt werden, würde dies einen weiteren Schritt hin zur angestrebten Autonomie der Insel darstellen.

Auf den Text hatten sich korsische Politiker und der französische Innenminister Gérald Darmanin vor zwei Wochen nach monatelangen Verhandlungen verständigt. Nun wird erwartet, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron das korsische Reformvorhaben in das französische Parlament einbringt. Eine Mehrheit dort gilt als sicher – anders als im Senat. In diesem haben die konservativen Republikaner die Oberhand. Sie sehen Forderung nach mehr Autonomie der korsischen Politik kritisch.

Macron geht auf korsische Nationalisten zu

Die angestrebte Verfassungsreform sieht vor, dass die korsische Politik Gesetze aus Paris zukünftig zunächst anpassen darf. Auch soll sie eigene Vorschriften und gesetzliche Normen bestimmen können. Zudem fordern die korsischen Politiker die Anerkennung einer historischen, kulturellen und sprachlichen Inselgemeinschaft, die besonderen Bezug zu ihrem Land hat. Ob damit, wie von korsischen Politikern erhofft, konkrete Vorteile für Korsen auf der Insel folgen könnten, ist unklar.

Das Verhältnis zwischen der Insel mit ihren knapp 350.000 Einwohnern und der Zentralregierung in Paris gilt als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Nachdem eine militante Untergrundorganisation 2014 vorübergehend die Waffen niedergelegt hatte, gewannen gemäßigte Nationalisten auf Korsika an Bedeutung. Im Regionalparlament stellen sie die Mehrheit und fordern einen Autonomiestatus.

Vor zwei Jahren kam es erneut zu gewaltvollen Protesten korsischer Nationalisten. Vergangenen Herbst stellte Präsident Macron der Insel schließlich mehr Autonomie in Aussicht. Allerdings betonte er, es gehe um eine korsische Autonomie innerhalb der französischen Republik, nicht gegen den Staat und nicht ohne ihn.



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