Berlin. Wir haben es jetzt schriftlich: Markus Söder isst zwar Weißwürste und jede Menge anderes Fleisch. Aber bei Hühnerfüßen und Hasenköpfen ist Schluss. Selbst für einen bayerischen Ministerpräsidenten, CSU-Chef und Ex-Beinahe-Kanzlerkandidaten gibt es Grenzen des guten Geschmacks. Entenzungen gehen auch nicht, selbst wenn sie hübsch angerichtet sind mit etwas Grünzeug. Aber fotografieren, das geht.

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Und in den sozialen Netzwerken posten, das erst recht – der kleine Fuß-Kopf-Zungen-Gruß Söders von seiner China-Reise erreicht Deutschland pünktlich zur deutschen Frühstückszeit, er vermerkt das zur Sicherheit. „Wem es schmeckt“, schreibt Söder dazu und setzt wohl auf etwas wohligen Morgengrusel zum Marmeladenbrot.

Zu Hause postet er regelmäßig Fotos von Fleischgerichten, Steak mit Pommes Frites, Bratwürste in verschiedenen Varianten, Schweinebraten, Döner. Zwischendurch verirren sich auch mal ein kleines Obstarrangement aus Beeren und Mandarinenspalten, ein paar Gummibärchen oder eine Fischsemmel in die Fotoauswahl.

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Feindbilder und Probleme beim Hosenkauf

Aber eigentlich geht es beim Stichwort #söderisst vor allem um eins: um Fleisch. Und um Aufmerksamkeit. Dazu noch die Behauptung, die politischen Konkurrenten von den Grünen wollten Fleisch verbieten – fertig ist die Imagekampagne, in der Söder zum Teil einer angeblich bedrohten Randgruppe wird. Dass es bei der Debatte nicht um keinen, sondern um weniger Fleischkonsum geht, weil wiederkäuende Rinder nun mal zum klimaschädlichen CO₂-Gehalt in der Atmosphäre beitragen und Massentierhaltung und Tierschutz oft nicht gut zusammengehen – darüber lässt sich als Ministerpräsident hinwegessen. Es lebt sich zu gut mit Feindbildern: Bei einem Livestream auf der – chinesischen – Plattform TikTok hat sich Söder neulich über seine Probleme beim Hosenkaufen ausgelassen. Die von den Verkäufern angebotenen Modelle seien „immer zu eng. Dann denke ich mir jedes Mal: Das ist doch Absicht, oder?“, beschwerte er sich. Der Grund? Die Verkäuferinnen oder Verkäufer seien vermutlich „Essensfeinde“. Darauf ein paar Pommes.

Vor der Abreise nach China hat sich Söder für zuständig erklärt für die guten Beziehungen mit China und vor zu viel Moral im Umgang mit dem autokratischen Regime gewarnt. In der Union mahnen sie mit diesem Stichwort gerne Außenministerin Annalena Baerbock, die zu forsch auftrete. Den Kanzler wiederum findet die Union grundsätzlich zu wenig forsch. Realpolitik müsse sein, findet Söder. Er hat zwischendurch auch mal mehr Fairness im Wettbewerb angemahnt. Und dann eben seine Abneigung gegenüber Hühnerfüßen dokumentiert – so viel Distanz muss sein.

Der CSU-Chef hat in China übrigens als allererstes einen Glückskeks gegessen. Praktischerweise enthielt der einen Zettel mit einem Sinnspruch auf Deutsch: „Der Wille gestaltet den Menschen, zu Erfolg braucht es jedoch Mut und Ausdauer“, las Söder vor. Er hat dann noch ein paar Ministern die Hand geschüttelt, die Wirtschaftsbeziehungen gelobt und Bier in Maßkrügen verteilen lassen. Und er hat einen Panda geküsst, allerdings nur einen aus Plüsch. Auch davon: Fotos für die Welt. Pandas äßen 25 Kilo Bambus am Tag, informierte Söder. Keine Würstchen, aber Vielfraß, das scheint in Ordnung zu sein.



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