Aufgrund der anhaltend gefährlichen Sicherheitslage in Haiti plant Frankreich das Ausfliegen seiner Staatsangehörigen. Da kommerzielle Flugverbindungen aus der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince unterbrochen seien, würden in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium Sonderflüge angeboten, teilte das französische Außenministerium mit.

Damit solle den am stärksten gefährdeten französischen Staatsbürgerinnen und -bürgern die Ausreise ermöglicht werden. Diese seien gebeten, sich telefonisch bei der französischen Botschaft zu melden. Es gibt rund 1.100 Französinnen und Franzosen in Haiti, darunter viele mit doppelter Staatsangehörigkeit. Frankreichs Botschaft soll nach Angaben des Außenministeriums geöffnet bleiben.

Frankreich folgt Deutschland, der EU und den USA

Vor rund zwei Wochen hatten bereits der deutsche Botschafter und alle ausländischen Mitarbeiter der Vertretung der Europäischen Union Haiti verlassen. Auch das US-Militär hatte nicht unbedingt benötigtes US-Botschaftspersonal ausgeflogen. Vergangene Woche flogen die USA zudem einige ihrer Staatsbürger aus Haiti in die Dominikanische Republik, die auf dem östlichen Teil der Karibikinsel Hispaniola liegt.

Die seit längerem sehr angespannte Sicherheits- und humanitäre Lage in Haiti hatte sich seit Ende Februar 2024 weiter verschärft. Organisierte gewalttätige Gruppen verhinderten gemeinsam die Rückkehr von Interimspremierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise. Daraufhin kündigte dieser seinen Rücktritt an.

Pläne für eine neue Interimsregierung, die Vorbereitung der ersten Wahlen seit 2016 sowie eine multinationale Mission zur Unterstützung der haitianischen Polizei, wurden bislang nicht umgesetzt. Bereits vor der jüngsten Eskalation hatten verschiedene bewaffnete Gruppen nach Angaben der Vereinten Nationen insgesamt etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle.

Spätfolgen der Kolonialzeit

Haiti ist eine ehemalige Kolonie Frankreichs, bis heute bestehen Verbindungen aus dieser Zeit, nicht zuletzt sprachliche. In Folge der Französischen
Revolution Ende des 18. Jahrhunderts regte sich in dem karibischen Inselstaat Widerstand gegen
die Kolonialherrschaft. Im Jahr 1804 gelang es Haiti, als eines der
ersten Länder die Unabhängigkeit von seiner europäischen Kolonialmacht
zu erkämpfen.

Als Folge der brutalen Ausbeutung der Region während der
französischen Kolonialzeit sowie immer wiederkehrender bewaffneter
Konflikte und Machtwechsel, darunter eine fast zwanzigjährige Besatzung
durch die USA Anfang des 20. Jahrhunderts, hat Haiti mit großen
politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unruhen zu kämpfen.



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