Nach einer privaten Feier für Erstsemester mit viel Alkohol und juristischen Folgen hat die Otto Beisheim School of Management (WHU) angekündigt, stärker gegen Vorfälle dieser Art vorzugehen. „Seit uns der Vorfall vom vergangenen Jahr bekannt wurde, prüfen wir intensiv, wie derartiges Fehlverhalten in Zukunft vermieden werden kann“, teilte eine Sprecherin der privaten Hochschule in Vallendar am Montag auf Nachfrage mit. „Diese Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.“ Im Magazin „Spiegel“ hatten Studenten anonym von weiteren Vorfällen berichtet.

Studenten zwingen Erstsemester zu Saufgelagen – jetzt wurde ihnen gekündigt

Die Hochschule hatte nach der Feier im vergangenen Jahr einem Drittsemester-Studenten den Studienvertrag gekündigt. Das Landgericht Koblenz hatte im November mitgeteilt, dass die Kündigung rechtens sei. Der Student habe zu Beginn des Wintersemester 2023/24 als sogenannter Pate Erstsemester betreut und ins Hochschulleben eingeführt. In dieser Funktion habe er zu einer Feier in seiner privaten Wohnung geladen. Der Abend habe damit geendet, „dass ein Erstsemesterstudent im Bad völlig betrunken lag und ein anderer Erstsemesterstudent erheblich alkoholisiert von einem Krankentransportwagen in eine Klinik gebracht werden musste“, hieß es vom Gericht.

Die Hochschule hatte demnach zu Semesterstart allen Studierenden mitgeteilt, dass Trinkgelage unerwünscht seien und die Kündigung des Studienvertrages zur Folge haben könnten. Der Student habe in diesem Fall als Pate eine offizielle Funktion innegehabt und diese genutzt, um die Erstsemesterstudenten unter psychischen Druck zu setzen, Alkohol zu konsumieren.

„Spiegel“-Bericht enthüllt Erniedrigungen und erzwungenen Alkoholkonsum an Elite-Hochschule

Im Magazin „Spiegel“ berichteten nun Studenten anonym von exzessivem Alkoholkonsum, Saufgelagen und teils erniedrigenden Ritualen für Erstsemesterstudenten im Umfeld der Hochschule. So sollen die Studenten zum Alkoholkonsum bis zum Erbrechen gedrängt worden seien, ein Ritual, das „Rohrbruch“ genannt wird. Die Rituale sollen auch in den Räumlichkeiten der Hochschule stattgefunden haben, die Leitung der Hochschule wusste nach eigener Aussage nichts davon.

Betroffene geben an, sie hätten trotz der Erniedrigungen aus Sorge vor Ausschluss aus der Universitätsgemeinschaft an den Ritualen teilgenommen. Die WHU ist eine Privathochschule, gilt als eine Eliteuniversität und hat den Ruf, vielversprechende Start-Ups und Topmanager hervorzubringen. Das hat seinen Preis: Der Semesterbeitrag beläuft sich auf rund 8.000 Euro.

Hochschule will mit „konsequentem Handeln“ gegen Entwicklungen vorgehen

Die WHU teilte auf Nachfrage mit, sie habe im Herbst 2023 von dem Fall des erzwungenen Alkoholkonsums erfahren und den handelnden Studierenden umgehend gekündigt. Demnach geht es nicht nur um einen Studenten, sondern um mehrere. „Der Ablauf solcher Rituale wurde uns im Rahmen des Gerichtsverfahrens deutlich.“

Seit dem vergangenen Jahr biete die WHU die Möglichkeit, Vorfälle anonym zu melden. Die Hochschule zögere nicht, einzuschreiten, wenn nicht ihren Werten entsprechend gehandelt werde, teilte die Sprecherin mit. „Unser konsequentes Handeln soll Personen, die möglicherweise ähnliche Vorfälle erlebt haben, ermutigen, diese bekannt zu machen.“





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