Was für ein Auftakt ins EM-Jahr der deutschen Nationalelf! Das völlig verdiente 2:0 am Samstagabend in Lyon gegen Vizeweltmeister und Turnier-Topfavorit Frankreich gibt Mut und Hoffnung, dass die Heim-EM doch eine große Nummer aus Sicht des DFB werden könnte.

Im fünften Länderspiel von Bundestrainer Julian Nagelsmann (zuvor nur ein Sieg und zwei Pleiten) traf Florian Wirtz nach schlauem Zuspiel von Rückkehrer Toni Kroos nach nur acht (!) Sekunden zum 1:0, schockte die Gastgeber um Superstar Kylian Mbappé. Nach der Pause erhöhte Kai Havertz nach Top-Vorarbeit von Jamal Musiala auf 2:0 (49.). Fertig war der dritte DFB-Erfolg überhaupt in Frankreich nach 1935 und 2013.

Mit einer völlig neu zusammengestellten Elf, die sich auf sieben Positionen vom letzten Länderspiel (dem 0:2 im November in Österreich) unterschied, schaffte Nagelsmann nach drei sieglosen Partien eine Trendwende. Knapp drei Monate vor der Heim-EM kommt nun tatsächlich so etwas wie Vorfreude und Euphorie auf.

Die Noten für die DFB-Spieler

MARC-ANDRÉ TER STEGEN – NOTE 2: Der Nummer eins vom FC Barcelona, bei der EM hinter Manuel Neuer (Muskelfaserriss) nur Ersatz, zeigte erneut, warum er wohl die beste Nummer zwei der Welt ist. Blieb cool und parierte Mbappés Heber stark mit einer Hand (25.), ansonsten ohne Tadel und mit ein wenig Glück.

JOSHUA KIMMICH – NOTE 2: Als Rechtsverteidiger mit der wohl schwierigsten Aufgabe im Weltfußball: Seine Seite gegen Kylian Mbappé, den TGV der Außenstürmer, verteidigen. Konnte einige Male das Tempo nicht halten im Sprint. Versuchte, durch sein Stellungsspiel Boden gutzumachen. Bei eigenem Ballbesitz sehr offensiv, mit viel Schwung.

JONATHAN TAH – NOTE 2: Der Innenverteidiger, mit Leverkusen diese Saison ungeschlagen, zeigte nun auch in der Nationalelf seine Extra-Klasse. Übersicht, Widerstandsfähigkeit, Zweikampfstärke. Als Thuram nach einem Kontakt mit Tah im Strafraum zu Boden ging, verneinte auch der VAR einen Elfmeter.

ANTONIO RÜDIGER – NOTE 2: Länderspiel Nummer 67 und das als klarer Abwehrchef. Der Real-Profi räumte und köpfte viele Bälle weg, klärte meist energisch und sinnvoll. Setzte seinen Körper in den Duellen mit den Offensivstars der Franzosen clever ein. Gemeinsam mit Tah das ideale Duo, das sich in der Abwehrzentrale gefunden hat.

MAXIMILIAN MITTELSTÄDT – NOTE 2: Der Stuttgarter mit seinem Länderspiel-Debüt, also der großen Chance, sich als Linksverteidiger zu empfehlen für die EM. Wenn Außenstürmer Dembelé loszog, hatte der Neuling ein paar Probleme. Nach vorne solide, trat die meisten Ecken. Mit entschlossenem Abschluss – beinahe das 3:0 (79.).

Bestnote für Kroos, Wirtz und Musiala

TONI KROOS – NOTE 1: Bei seinem Comeback 998 Tage nach seinem letzten Länderspiel als Quarterback stilprägend. Vom Anstoß weg mit dem Assist zum 1:0 von Wirtz. War Organisator und Passgeber, gab den Rhythmus vor, scheute sich aber auch nicht vor Defensiv-Zweikämpfen. Man merkte: Er brannte, wollte sich zeigen. Vollauf gelungen!

ROBERT ANDRICH – NOTE 2: Der Leverkusener sollte als Aufräumer im Mittelfeld dazwischen fegen, sei aber laut Nagelsmann, nicht nur für die Drecksarbeit zuständig. In seinem zweiten Länderspiel (und ersten von Beginn an) mit schlauen Pässen und einigen gefährlichen Weitschüssen. Als Feuerlöscher des Zentrums zuständig, hielt Kroos und Gündogan gekonnt den Rücken frei.

ILKAY GÜNDOGAN – NOTE 3: Deutschlands Fußballer des Jahres ist weiterhin Nagelsmann Kapitän. In seiner neuen Rolle als Zehner mit Kroos als Ballverteiler hinter ihm nicht so oft am Ball. Ließ sich daher öfter tief fallen, um mehr Ballkontakte zu haben. Nicht so spiel- und stilprägend wie Kroos. Nach 72 Minuten ausgewechselt.

JAMAL MUSIALA – NOTE 1: Der Bayern-Profi soll zusammen mit Wirtz das Sturm-und-Drang-Duo der Offensive bilden. Vor der Pause mit einigen Ballverlusten, in der 49. Minute mit tollem Solo und feiner Ablage zu Havertz, der das 2:0 machte – zu mehr als der Hälfte Musialas Tor. Attackierte auch gegen den Ball früh, sehr fleißig und lauffreudig.

Wirtz mit dem schnellsten Tor der DFB-Geschichte

FLORIAN WIRTZ – NOTE 1: Ganz guter Moment für das erste Länderspiel-Tor im 15. Einsatz. Der Leverkusener hämmerte den Ball nach acht (!) Sekunden zum 1:0 unter die Latte, das schnellste Tor der DFB-Geschichte. Stets ein quirliger Aktivposten, der das 2:0 durch einen schlauen Lupferpass über die Abwehr auf Musiala perfekt einleitete. Durfte nach 72 Minuten runter.

KAI HAVERTZ – NOTE 2: Fühlt sich als hängende Spitze wie zuletzt meist beim FC Arsenal wohl. Nagelsmann schätzt seine Läufe mit Tempo in die Tiefe und seine Vollstreckerqualitäten, die er mit dem eiskalten Einschieben zum 2:0 nach Musialas Vorlage bewies – sein 15. DFB-Treffer im 43. Länderspiel.

THOMAS MÜLLER – NOTE 3: Der Routinier kam ab der 72. Minute zu seinem 127. Länderspiel, ersetzte Gündogan und agierte im Vergleich zum Barcelona-Profi mehr als zweite Spitze. Ungemein engagiert und lauffreudig.

CHRIS FÜHRICH – NOTE 3: Als Zweiter der Stuttgarter Himmelsstürmer auf dem Platz. In seinem zweiten Länderspiel, eine Einwechslung beim 3:1 in den USA, sollte er Gefahr und Tempo über den linken Flügel bringen. Spielte klug und flott mit.

DENIZ UNDAV – OHNE NOTE: Der dritte aus der erfolgreichen VfB-Gilde kam in der 80. Minute für Musiala und hatte bei seiner Länderspiel-Premiere sofort das 3:0 auf dem Fuß, Frankreichs Torhüter Samba parierte stark.

NICLAS FÜLLKRUG – OHNE NOTE: Zehn Tore in nun 14 Länderspielen. Der Mittelstürmer vom BVB ist nun der Top-Joker, ersetzte ab der 80. Minute Havertz. Ackerte noch mit, ohne Torgefahr.

WALDEMAR ANTON – OHNE NOTE: Auch der vierte des VfB-Blocks kam zu seiner DFB-Premiere. Der Innenverteidiger ersetzte ab der 90. Minute für die Nachspielzeit Kroos, agierte im defensiven Mittelfeld.

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