München – Seit 1425 diente das Wirtschaftsgebäude als Einkehr auf der Handelsroute zwischen Starnberger See und München. In der heutigen Form steht die alte Schlosswirtschaft in Planegg seit dem 18. Jahrhundert.

Seit mehreren Tagen reißt ein Bagger die Fassade ein. Lkw kommen und transportieren Schutt ab. Bis zum Schluss gab es Protest gegen den Abriss des historischen Baus in Planegg: Am 8. Februar hat ein Bürger beim Bayerischen Landtag eine Petition gegen den Abriss eingereicht. Mit dem Ziel die Abbruch-Entscheidung zu überprüfen. Die Umweltvereinigung Denkmalnetz Bayern hat bei der zuständigen Höheren Denkmalschutzbehörde noch eine vollumfängliche Akteneinsicht beantragt. Mit der Hoffnung den Abbruch dieses Denkmals zu verhindern. Ihre Bemühungen waren vergeblich.

Ein sehr altes Baudenkmal im Würmtal: die alte Schlosswirtschaft von 1425 in der Pasinger Straße 4 in Planegg.
Ein sehr altes Baudenkmal im Würmtal: die alte Schlosswirtschaft von 1425 in der Pasinger Straße 4 in Planegg.
© Hanns-Erik Endres
Ein sehr altes Baudenkmal im Würmtal: die alte Schlosswirtschaft von 1425 in der Pasinger Straße 4 in Planegg.

von Hanns-Erik Endres

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Denkmalschützer Florian Grüning, Mitglied im Denkmalnetz Bayern und bei den Altstadtfreunden München, ist über den Abriss entsetzt: “400 Jahre Geschichte werden zerstört. Das ist ein großer Verlust für Planegg, das nicht gerade gesegnet ist mit geschichtsträchtigen Bauten”. Der 45-Jährige kritisiert Eigentümer und Behörden: “Schlimm, wie diese Sache gelaufen ist. Das Nichtstun an einem wertvollen Denkmal wird mit Abriss belohnt. Es ist mehr als bedauerlich, dass das passiert ist.”

Abriss trotz Denkmalschutz bei München: Sanierung von historischer Schlosswirtschaft “nicht zumutbar”

Florian Grüning wohnt in Hadern und kennt die Würmtalgemeinde Planegg recht gut. Er macht sich Gedanken, ob die Bürger, die sich freuen, dass der vermeintliche Schandfleck jetzt wegkommt, in zehn Jahren immer noch glücklich mit dem Ergebnis sind. Auf dem Grundstück in der Pasinger Straße 4 sollen Neubauten entstehen. Der Eigentümer, Philipp von Hirsch, der für die CSU im Planegger Gemeinderat sitzt, möchte hier Wohnungen bauen.

Seit Anfang 2024 gibt es eine Abrissgenehmigung von der Regierung von Oberbayern. Nun soll bis zum 15. April die alte Schlosswirtschaft nun abgebrochen sein. Wegen artenschutzrechtlicher Auflagen: Um Vögel und die heimischen Fledermäuse zu schützen, die aller Wahrscheinlichkeit nach in dem alten Gemäuer leben. “Um diese Zeit sind die Fledermäuse aus dem Winterschlaf erwacht und können rechtzeitig ausfliegen”, sagt Dorit Zimmermann vom Bund Naturschutz.

Sie ist am Dienstag in Planegg, um den Abriss zu begleiten. “Ein Bauzaun schützt eine sehr große Rotbuche und einen stattlichen Bergahorn, der eingekürzt wurde. Der Rückschnitt ist sachgerecht erfolgt”, sagt sie. Dorit Zimmermann erklärt, warum es so wichtig ist, dass die Arbeiten bis 15. April beendet sind. “Vögel sollen beim Abriss nicht in das Gemäuer Nester gebaut haben, um ihre Jungen aufzuziehen. Wenn der Bagger arbeitet, sollen Fledermäuse, die hier überwintert haben könnten, schon weg sein. Auch vielleicht Schlangen und Amphibien. Ein Fuchs wurde hier auch gesehen”, sagt die Naturschützerin aus Neuried.

Fledermäuse und Vögel: Deshalb muss bis April der Abriss der Schlosswirtschaft in Planegg erfolgen

Autofahrern bringt der Abriss der alten Schlosswirtschaft eine Erleichterung. Sie hoffen, bald wieder die mit Baken und Leuchtsignalen gesperrte Straße nach Starnberg befahren zu können. Denn: Seit im Oktober 2023 hat das Landratsamt München auf Initiative des Planegger Bürgermeisters Hermann Nafziger, die Ortsdurchfahrt wegen angeblicher Einsturzgefahr der historischen Fassade gesperrt.

 

Im Landesamt für Denkmalschutz habe man “getan, was man konnte”, so eine Sprecherin, um das Gebäude mit dem seltenen spätbarocken Krüppelwalmdach zu retten. Man habe dem Eigentümer auch einen hohen Sanierungszuschuss von über einer Million Euro angeboten. Doch für den Eigentümer war die Sanierung letztendlich “wirtschaftlich nicht zumutbar”, befand die Regierung von Oberbayern. Denn der Erhalt des Denkmals lasse sich “auf Dauer nicht allein aus den Erträgen des Objekts” finanzieren.

„Letztlich hat die Regierung von Oberbayern bei der ehemaligen Schlosswirtschaft in Planegg den Denkmalschutz geringer gewichtet als andere Belange. Die Schlosswirtschaft in Planegg ist damit aber ein trauriger Einzelfall, dem viele Positivbeispiele gegenüberstehen“, heißt es dazu vom Landesamt für Denkmalpflege.





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